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Villa Sorgenfrei wird verkauft

Der Noch-Besitzer will Hotel, Restaurant und Arbeitsplätze in Radebeul erhalten. Die Verkaufssumme ist gehörig.

Von Peter Redlich
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Eine kleine Allee führt vom Radebeuler Augustusweg direkt zum Herrenhaus des Ensembles Villa Sorgenfrei.
Eine kleine Allee führt vom Radebeuler Augustusweg direkt zum Herrenhaus des Ensembles Villa Sorgenfrei. © Arvid Müller

Es ist die wohl berühmteste Villenanlage von Radebeul – das Haus Sorgenfrei. Jetzt steht das 70.000 Quadratmeter große Areal am Augustusweg zum Verkauf.

Im Immobilienportal immoscout24 wird ziemlich geheimnisvoll damit umgegangen. Bilder sind nicht veröffentlicht. „Secret Sale“, geheimer Verkauf, steht über der Anzeige. Allerdings wird die Immobilie sehr detailliert beschrieben: Der denkmalgeschützte Gebäudekomplex besteht aus einem zweigeschossigen Herrenhaus mit u-förmigem Grundriss, rechts davon aus dem zweigeschossigen Gartensaal und links davon dem eingeschossigen Gärtnerhaus. 

Hinter dem Gärtnerhaus steht die etwas größere eingeschossige Remise mit Stallungen (auch als Presshaus angesprochen), hinter dem Saalbau steht ein weiteres, etwas kleineres eingeschossiges Nebengebäude. Eine Allee führt durch die Einfriedung mit Toranlage zu dem Herrenhaus, neben der sich rechts vor dem Gartensaal der untere Lustgarten befindet.

Keine Frage, damit ist die Villa Sorgenfrei gemeint. 3,8 Millionen Euro sind als Verkaufspreis von Von Poll Immobilien Radebeul genannt.

Eigentümer des besonderen Grundstückes mit den historischen Gebäuden ist der aus Oberfranken stammende Unternehmer Max Iann. Iann hatte die Immobilie im September 2004 aus einer Zwangsversteigerung heraus für 1,6 Millionen Euro erworben.

Vor ihm erwarben Mitte der 1990er-Jahre Jutta und Hans-Henning Hanson das Anwesen. Sie retteten es durch aufwendige Sanierungen vor dem Verfall. Obwohl sie nach eigenen Angaben 2,5 Millionen Euro an Eigenmitteln und Zuschüssen investierten, entwickelte sich Haus Sorgenfrei mit vier Millionen Euro Gesamtbaukosten zu einem Fass ohne Boden. Weil sie in Zahlungsrückstand geraten waren, hatte die Dresdner Bank den Hansons den Kredit gekündigt und die Zwangsversteigerung erwirkt.

Sternekoch Marcel Kube gehört zur Mannschaft, die hier die Gäste betreut.
Sternekoch Marcel Kube gehört zur Mannschaft, die hier die Gäste betreut. © Norbert Millauer
Im spätbarocken Baustil wurden die Gebäude, angelehnt an das Potsdamer Schloss Sanssouci errichtet – wozu auch Schmuckelemente am Turm des Haupthauses gehören. 
Im spätbarocken Baustil wurden die Gebäude, angelehnt an das Potsdamer Schloss Sanssouci errichtet – wozu auch Schmuckelemente am Turm des Haupthauses gehören.  © Arvid Müller
Im Restaurant hat Betreiber Stefan Hermann auch Kunst von hiesigen Künstlern – etwa eine Statue von Małgorzata Chodakowska – aufgestellt.
Im Restaurant hat Betreiber Stefan Hermann auch Kunst von hiesigen Künstlern – etwa eine Statue von Małgorzata Chodakowska – aufgestellt. © Arvid Müller

Max Iann investierte in den Folgejahren wiederholt in die weitere Sanierung. 2016 aufwendig in alle Bereiche sogar eine Million Euro. Eine neue Küche wurde eingerichtet, neben 14 Zimmern entstanden zwei Suiten. Aktuell werden Doppelzimmer ab 85 Euro pro Nacht angeboten. Von 2004 bis 2014 hatten Björn und Julia Zierow das Haus als Pächter für Hotel und Restaurant geführt. Nachdem diese aus familiären Gründen in ihre Heimat im Norden Deutschlands zurückkehrten, vermietete Iann Gastronomie und Beherbergung an den Dresdner Sternekoch Stefan Hermann.

Hermann ist auch aktuell mit seiner Mannschaft von 18 Mitarbeitern, darunter Sternekoch Marcel Kube, Betreiber des Hauses. Sein Pachtvertrag ist langfristig auf 20 Jahre ausgelegt. Das möchte der Verkäufer gerne so belassen. Max Iann: „In den Gesprächen mit Interessenten habe ich immer wieder betont, dass der Fortbestand von Hotel und Restaurant gesichert und die Anlage insgesamt öffentlich zugänglich bleiben sollte.“

Die ersten Besucher als Kaufinteressenten habe es bereits gegeben. Es seien Personen aus Sachsen und auch weiter weg, sagt Iann. Alle hätten ebenfalls Interesse an dem bisher verwirklichten Konzept gezeigt. Wann der Verkauf vonstattengehen wird, könne er derzeit noch nicht sagen.

Der Eigentümer hatte bis 2012 eine Firma in Radeburg, die damalige Hagenuk KMT. Über eine Anzeige zur Zwangsversteigerung in der Sächsischen Zeitung war er 2004 auf die Villa Sorgenfrei aufmerksam geworden. Über all die Jahre hatte sich Max Iann gegenüber den Betreibern weitgehend zurückgehalten und sich immer bemüht, den öffentlichen Charakter des Areals zu bewahren. Zum anstehenden Verkauf sagt er: „Seit wir nicht mehr mit unserer Firmengruppe in Radeburg sind, bin ich kaum noch in der Gegend. Das ist der einzige Grund für den Verkauf.“

In den Geschichtsbüchern wird Haus Sorgenfrei als architektonisch bedeutsamer Herrensitz in Dresden und Umgebung bezeichnet. Ursprünglich befand sich auf dem Areal lediglich ein Weinberg. Die Bankiersfamilie von Gregory kam im 18. Jahrhundert in den Besitz des Anwesens. Der Dresdner Bankier und Freiherr Christian Friedrich von Gregory errichtet hier nach Plänen des Dresdner Architekten Johann August Giesel die wesentlichen Gebäude im spätbarocken Baustil. Der Name „Sorgenfrei“ als Landsitz soll an das Potsdamer Schloss Sanssouci erinnern.

www.hotel-villa-sorgenfrei.de

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