Von Wulf Stibenz
Landkreis. Wieder ein toter Wolf. Wieder ist das Raubtier erschossen worden. Und wieder spielt der Fall in der Lausitz. Christian Berndt, Vorsitzender des Kreisjagdverbands Niederschlesische Oberlausitz kritisiert den damit einhergehenden Generalverdacht gegen die Jäger aus der Region. „Es scheint fast, als ob jemand die Wolfstötungen den Jägern hier in die Schuhe schieben will“, sagt Christian Berndt. Denn, wie schon bei den anderen Tötungsdelikten deutet erneut alles darauf hin, dass der Wolf an einem anderen Ort beschossen wurde – und nur in der Gemeinde Vierkirchen abgelegt worden ist.


Mehr offizielle Informationen gibt es derzeit zum jüngsten Vorfall nicht. Polizei, Landeskriminalamt und Wolfsbeauftragte von Kreis und Land verweisen auf laufende Ermittlungen. Aber Christian Berndt sagt: „Die generelle Geheimnistuerei bei diesem Thema ist der falsche Weg.“ Denn in keinem der bisher sieben mutwillig getöteten Wölfe gibt es Ermittlungserfolge. Das sei für die Jäger hier schlecht. Natürlich gebe es unter Jägern immer wieder schwarze Schafe, aber die Weidmänner der Region könnten doch nicht von vornherein als gesetzesuntreu vorverurteilt werden.
Der Ärger von Christian Berndt ist nachvollziehbar. Denn zurzeit kocht der Streit zwischen Vertretern der Jagdverbände und des Tierschutzes beim Thema Wolf wieder hoch. Markus Bathen, Leiter des Naturschutzbund-Projekts „Willkommen Wolf“ und „Auf den Spuren der Wölfe“, kritisiert unter anderem das neue Positionspapier des Deutschen Jagdverbandes. „Das ist pure Stimmungsmache gegen den Wolf – da komme ich auch als Jäger in Erklärungsnöte“, sagt er. Denn einerseits bezeichnen sich die Jagdverbände als anerkannte Naturschutzorganisationen, aber andererseits argumentieren sie nur kontra Wolf. Das sei laut Bathen im jüngsten Positionspapier nach der Verbandskonferenz im Juni deutlich geworden. Er wolle jedenfalls nicht, dass bei den Jägern vor Ort der Eindruck entstehe, dass es zwar zurzeit nicht erlaubt sei, Wölfe zu schießen – aber eben vielleicht in nicht zu ferner Zukunft schon. „Das ist ein völlig falsches Signal.“ Der Naturschutzbund kritisiert deshalb, dass der Jagdverband den Wolf nicht als Teil der heimischen Fauna und als bedeutsamen Bestandteil des Naturhaushaltes bezeichne. Und der Deutsche Jagdverband indes betont mit Blick auf den Nabu: „Ein reines ,Willkommen Wolf’ reicht nicht, die Politik muss die Sorgen der Bevölkerung im Zusammenhang mit dem sich zunehmend ausbreitenden Wolf ernst nehmen.“
Der Schlagabtausch auf der Bundesebene ist für Kreisjagdverbandschef Christian Berndt vor allem schlecht für das Ansehen der Jäger in der Oberlausitz. „Keiner weiß bislang überhaupt, ob diese Straftat von einem Jäger verübt wurde, und schon gar nicht von einem aus der Oberlausitz“, sagt er. Deshalb wünsche er sich, dass das Engagement der Jäger – vom Schutz der Feldhasen und Singvögel bis zur Vermeidung von Tierseuchen etwa durch die Wildschweinjagd, von der Hege und Pflege des Wildes in der Lausitz bis hin zur freiwilligen Teilnahme am Wolfsmonitoring vermehrt und auch auf Landes- oder Bundesebene nach Außen getragen werde. „Indem wir uns immer wieder nur auf unser Verhältnis zum Wolf reduzieren lassen, geht unsere traditionsbedingte Arbeit als Naturschützer unter“, sagt Christian Berndt. Er wirbt dafür, offen über das Thema Wolf zu diskutieren, aber das Thema nicht losgelöst zu betrachten. Das Engagement der Jäger in der Region reiche viel weiter.