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Volkstrauertag - ein staatlicher Gedenktag

In Lommatzsch wirdder Tag in diesemJahr auf besondereWeise begangen.

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Von Roland Hartzsch

Nach dem ersten Weltkrieg wurde vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge der Volkstrauertag als Gedenktag für die gefallenen deutschen Soldaten vorgeschlagen. 1922 fand die erste Gedenkstunde im Reichstag statt.

Ab 1926 wurde der Volkstrauertag regelmäßig am fünften Sonntag nach Ostern begangen. Den Versuch den Volkstrauertag gesetzlich zu regeln blieb wegen der politischen Instabilität der Weimarer Republik im Gesetzgebungsprozess stecken.

Andere Traditionen

Mit der Machtergreifung des Nationalsozialismus veränderte sich dieser Tag vollständig. Per Gesetz wurde dieser Gedenktag im Februar 1934 zum Heldengedenktag. Im Mittelpunkt stand nicht mehr das Totengedenken, sondern die Heldenverehrung. Träger waren die Wehrmacht und die NSDAP.

1948 wurde die Tradition des Volkstrauertages wieder in alter Form aufgenommen. In der Bundesrepublik wurde die erste zentrale Veranstaltung 1952 im Bundestag in Bonn abgehalten. 1952 wurde beschlossen, dass der Volkstrauertag an das Ende des Kirchenjahres verlegt wird, um die Abgrenzung zum Heldengedenktag deutlich zu machen.

In den Zeiten der DDR wurde eine andere Tradition aufgebaut. Der 8. Mai wurde als der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus gefeiert. Es wurden besonders der Opfer des Faschismus gedacht. Die Gedenkfeiern fanden deshalb an den Orten der sowjetischer Ehrenmale statt.

Heute, im vereinten Deutschland, wird den Kriegstoten und den Opfern der Gewaltherrschaft aller Nationen gedacht. Dieser Tag wird hauptsächlich als Mahnung zur Versöhnung, Verständigung und zum Frieden verstanden.

Am 18. November begehen die Bürger in der Gemeinde Lommatzsch den Volkstrauertag in besonderer Weise. Haben die Gedenkfeiern in den letzten Jahren auf dem Lommatzscher Friedhof am Mahnmal der Opfer des 2. Weltkrieges stattgefunden, so wird es diesmal anders sein. Die Kirchgemeinde lädt am Sonntag um 10Uhr alle Bürger in den Gemeindesaal der Kirchgemeinde ein. Im Mittelpunkt steht das Gedenken aller Opfer von Gewalt und Krieg. Wir wollen beitragen, dass die Gedanken der Versöhnung und Verständigung in uns und in unserer Gesellschaft Raum gewinnen.

Seit drei Jahren beschäftigen sich Konfirmanden der Kirchgemeinde mit der Geschichte unserer Stadt und den umliegenden Ortschaften. Besonders die Jahre von 1933 bis in die Nachkriegszeit hinein haben wir versucht zu dokumentieren und zu verstehen. Wir haben Zeugen befragt, in Archiven recherchiert, Gedenkstätten besucht. In einer Broschüre mit rund 350 Seiten haben wir versucht, Strukturen unterschiedlicher Gewalt zu dokumentieren.

Gegen das Vergessen

Als eine der nachfolgenden Generationen sind wir heute noch erschrocken und betroffen über das Ausmaß menschlichen Leides. Am Ende unseres Projektes „Gegen das Vergessen“, einem Projekt der Stiftung Demokratischer Jugend, der Sächsischen Jugendstiftung und dem Freistaat Sachsen wollen wir eine Gedenktafel der Öffentlichkeit übergeben, die an einen der bitteren Momente in der Geschichte von Lommatzsch erinnert, den 29. April 1945.

Wir werden im Gemeindesaal als „Zeitenspringerteam“ unseren dritten Teil „Gegen das Vergessen“ vorstellen. Zusammen mit der Bürgermeistern unserer Stadt, die Patin des Projektes ist, werden wir 11.15 Uhr die Gedenktafel am Ort der Erschießung von 36 Menschen an der Kirche der Öffentlichkeit übergeben.

Wenn sie uns bei der Finanzierung der Gedenktafel helfen oder die Dokumentationen erhalten wollen, können sie sich unter www.kirche-lommatzsch.de informieren.

Roland Hartzsch ist Pfarrer in der Gemeinde Lommatzsch-Neckanitz

18.November, 10Uhr, Lommatzsch, Gemeindesaal der Kirchgemeinde