SZ + Sport
Merken

So tickt das Trio aus den USA beim DSC

Klug, selbstkritisch und lernfähig sind die Neuen des Volleyball-Pokalsiegers. Sie offenbaren beim ersten offiziellen Termin ihre Qualitäten – sogar im Fahrstuhl.

Von Alexander Hiller
 4 Min.
Teilen
Folgen
Die US-Amerikanerinnen Jenna Gray, Madeleine Gates und Morgan Hentz (von links nach rechts) sollen beim Dresdner SC eine tragende Rolle spielen.
Die US-Amerikanerinnen Jenna Gray, Madeleine Gates und Morgan Hentz (von links nach rechts) sollen beim Dresdner SC eine tragende Rolle spielen. © Marko Förster

Dresden. Für wenige Sekunden verschwinden sie im Fahrstuhl. Für den offiziellen Medientermin sollen die drei Neuzugänge des Dresdner SC ein Freizeit-Shirt des Vereins tragen. So viel Eigenwerbung muss sein. Die drei US-Amerikanerinnen sind ruck, zuck umgezogen und gesprächsbereit. Das Trio ist vom College-Meister Stanford University nach Dresden gewechselt und soll bei den Volleyballerinnen eine tragende Rolle spielen. Libero Morgan Hentz (22), Zuspielerin Jenna Gray (21) und Mittelblockerin Madeleine Gates (21) sind definitiv nicht nur auf der Platte schnell und kreativ.

„Sie sind sehr kluge, selbstkritische Frauen und damit sehr lernfähig“, unterstreicht ihr neuer Cheftrainer Alexander Waibl. Tatsächlich hat sich der DSC vom Seriensieger der US-College-Meisterschaft, dem wichtigsten Titel im US-Volleyball, nicht nur sportliche Qualität geholt. Hentz hat in Stanford ihr Psychologiestudium beendet, Gates das in Wirtschaftswissenschaft. Gray ist Biologin. Nach einem bürokratischen Prozedere wegen der Corona-Verordnungen bei der Aus- und Einreise waren sie vor zwei Wochen angekommen.

Für alle drei bedeutet der Einjahresvertrag in Dresden das erste Profi-Engagement im Ausland. Die Frage drängt sich auf, ob es das Trio nur im Paket gab? Gates grinst. „Wir haben schon darüber geredet, ob es möglich ist, gemeinsam zu wechseln. Möglich wurde es letztlich, weil wir alle mit dem gleichen Agenten zusammenarbeiten“, erklärt die gebürtige Kalifornierin.

Manager dürfen in den USA die Spielerinnen erst nach ihrer College-Karriere kontaktieren. Am 21. Dezember 2019 holte Stanford den dritten USA-Titel in den vergangenen vier Jahren. Danach stand jeweils der erfolgreiche Studienabschluss im Vordergrund. Hentz, Gates und Gray beauftragten einen in Los Angeles tätigen Anwalt, ihre sportlichen Interessen zu vertreten. „Wir haben im Spaß darüber gesprochen, ob wir unsere Karrieren weiter gemeinsam fortführen könnten“, erklärt Hentz, die aus einer 16.000-Seelen-Stadt aus Kentucky stammt. „Dann hat sich die Chance ergeben und förmlich aufgedrängt“, sagt die Abwehrspezialistin lachend. Denn der DSC hatte sich bereits im Februar für die US-Girls interessiert. „Ich habe mich sehr früh für alle drei entschieden. Da wusste ich aber noch nicht, wer von welchem Vermittler vertreten wird“, sagt Waibl. „Wir waren erst unsicher, ob wir uns so zeitig entscheiden sollten“, erzählt Gray, die aus Kansas stammt. Doch auch Landsfrau Michelle Bartsch-Hackley habe ihnen zu dem Schritt geraten. Die 30-jährige US-Nationalspielerin spielte 2014 bis 2016 in Dresden und gehört international mittlerweile zu den Top-Spielerinnen.

„Morgen, Morgan“ ist der Running Gag

Jetzt sind die Neuzugänge froh, dass sie in Dresden zu dritt auflaufen dürfen, obgleich es ihnen der Mannschaftskern enorm leicht gemacht habe, sich wohlzufühlen. „Das Ankommen war sehr easy für uns, aber natürlich ist einiges einfacher, wenn man zu dritt ist. Das ist aber nur ein schöner Nebeneffekt“, betont Hentz. Auf deren Kosten wird der neue phonetische Running Gag des DSC jeden Tag aufs Neue zelebriert. „Morgen, Morgan“, zitiert Waibl. Auch Hentz lacht laut.

Der deutsche Wortschatz der US-Profis ist noch begrenzt, mit Betonung auf noch. Denn die offizielle Teamsprache wird Deutsch bleiben. Nur anfangs werde Waibl spezifische Sachen auf Englisch erläutern. „Ich glaube, dass man bestimmte Dinge nicht lernen kann: Einsatz, Eigenmotivation, die Bereitschaft, sich für eine Gruppe aufzuopfern, und die Lust, sich mit anderen zu messen“, sagt der 52-jährige Trainer und zählt damit die charakterlichen Eigenschaften auf, die er in dem US-Trio sieht.

Dass zumindest Zuspielerin Gray eine Führungsrolle im DSC-Team einnehmen wird, versteht sich bei der Spielgestalterin und dreifachen US-Meisterin von allein. Aber auch Hentz drängt sich dafür auf. Als die Frage auf das Corona-Management der Vereinigten Staaten kommt, rät Waibl den Neuen zur Vorsicht bei politischen Statements. „Aber die Beantwortung steht euch frei“, sagt er, zu den Frauen gewandt. Hentz scheut sich nicht: „Ich habe das Gefühl, dass deutlich mehr Möglichkeiten bestünden, die Situation besser zu handhaben. Hier haben wir gesehen, dass besseres Handeln möglich ist.“