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Vom gebrauchten Stapler zur CNC-Maschine

Anfang April vor 25 Jahren machte sich Rudolf Orlob selbstständig. Zu DDR-Zeiten stellte er Terrazzo her, seit der Wende verarbeitet er Natursteine.

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Von Franz Herz

Vor 25 Jahren stand der Ingenieur für Betontechnologie und Leiter eines Betonwerks, Rudolf Orlob, vor einer grundlegenden Entscheidung: „Ich bin ja linientreu links“, sagt er von sich. „Aber dass es mit der DDR-Wirtschaft bergab gehen musste, wo mehr Menschen auf Parteiversammlungen saßen, als Häuser bauten, war doch klar. Da habe ich mich eben selbstständig gemacht und bin aus der volkseigenen Wirtschaft ausgestiegen.“

Seine Frau stammt aus Neudörfel, einem Ortsteil von Dittersdorf bei Glashütte. In der Scheune seiner Schwiegereltern fingen Rudolf Orlob und Günter Bobe an, Terrazzo herzustellen, just am 1. April 1978. Orlob erinnert sich an einen Behördenmitarbeiter, der ihm damals sagte: „Helfen können wir ihnen nicht. Aber eine Gewerbeerlaubnis bekommen sie.“

Also half er sich selbst. Suchte sich die nötigen Maschinen zusammen, brachte sie wieder in Gang und arbeitete los. „Mit primitivsten Mitteln“, wie er sich erinnert. Einen alten Gabelstapler bekam er aus der Druckerei der Sächsischen Zeitung. Den hat er wieder in Ordnung gebracht, und dann lief er bis 1992.

Mit zwei, manchmal drei Mann arbeitete Orlob all die Jahre. Material fand er immer irgendwo. Dass jemand nicht bezahlte, daran kann er sich bis 1990 überhaupt nicht erinnern. „Und die Kunden kamen von selbst zu uns. Das Radeberger Bier haben sie auch gleich mitgebracht“, berichtet er mit einem Augenzwinkern.

Die feinen Herren

weiter geschickt

Nach 1989 fanden dann etliche wohlmeinende Ratgeber den Weg auf der schmalen Straße von Oberschlottwitz nach Neudörfel. „Mit Mercedes, schwarzem Anzug und feiner Krawatte. Die haben mir alle gesagt, dass ich das auch brauche, um zu repräsentieren. Ich hab sie alle weiter geschickt.“

Er suchte sich seinen neuen Weg selbst, stellte die Terrazzoproduktion ein und verlegte sich auf die Verarbeitung und Montage von Natursteinerzeugnissen. Die erste Maschine, die er in Baden-Württemberg kaufte, war noch gebraucht, danach brachte er Schritt für Schritt die Ausstattung auf den neuesten Stand. „Immer ohne Kredite“, betont Orlob. Im letzten Jahr kam ein Anbau dazu, in dem jetzt ein CNC-gesteuertes Steinbearbeitungszentrum steht. Eine 200 000 Euro-Investition.

„Ich kann die nicht bedienen. Das ist Sache meines Sohnes“, sagt er. Das muss Rudolf Orlob auch nicht mehr. Denn seit Januar ist der Seniorchef in Rente und hat den Betrieb an seinen Sohn übergeben, Rolf Orlob. Er ist Betonwerksteinmeister und leitet das Unternehmen mit jetzt sieben Mitarbeitern.

Neudörfel liegt idyllisch auf der Höhe zwischen dem Trebnitz- und dem Müglitztal. Eine schmale Straße führt dorthin. „Der Standort ist in Ordnung. Alle, die zu uns wollen, finden uns schon. Die Stadt hat die Straße gut ausgebaut. Was vielleicht mal passieren kann, ist, dass sich zwei schwere Lkws begegnen. Dann wird es enge. Aber das kommt so gut wie nie vor“, berichtet Orlob.

Interessante Steine

aus aller Welt

Interessante Muster sieht, wer durch das Lager der Firma geht. Steinplatten in den unterschiedlichsten Farben und Mustern. Eine außergewöhnlich schöne Platte heißt Juparama Colombo und kommt aus Indien. Damit das Muster zur Geltung kommt, müsste sich ein Kunde für eine große Tischplatte oder etwas ähnliches entscheiden.

Die Steine, welche in Neudörfel verarbeitet werden, kommen aus aller Welt, der Türkei, Griechenland, Italien, Norwegen, Brasilien und neuerdings mehr und mehr aus China. Als Riesenblöcke werden viele nach Norditalien verschifft, dort geschnitten, poliert und an die Handwerker verkauft. Auf Messen in Verona oder Nürnberg kauft Orlob sein Material. Damit stattet er dann Häuser im Großraum Dresden aus mit Treppenstufen, Arbeitsplatten, Tischen und allen anderen Gegenständen, die sich aus Stein herstellen lassen.

Die Firma Orlob Natursteine veranstaltet zu ihrem 25-jährigen Jubiläum einen Tag der offenen Tür am Sonnabend, dem 5. April, von 9 bis 18 Uhr.