Von Heike Sabel
Das soll mein letztes großes Fest sein.“ Es klingt wie Abschied. Ist es auch. Ein wenig. Denn nächstes Jahr ist Klaus Wenzel 40 Jahre Wehrleiter in Langburkersdorf. Genug, meint er. Sein Sohn steht schon in den Startlöchern, das Erbe anzutreten. Doch daran denkt Wenzel gerade in diesen Tagen wenig. Denn erst muss ja noch dieses Fest über die Bühne gehen. Und es ist nicht irgendein Fest. Schließlich wird die Feuerwehr nicht alle Tage 120 . „Die Leute erwarten einfach von uns, dass wir ihnen was bieten, das sind sie von uns gewohnt.“ Wenzel lässt sich da nicht lumpen. Zumal das Geburtstagsgeschenk der Gemeinde schon seit einiger Zeit in der Garage steht. Ein niegelnagelneues Fahrzeug, das Wenzel und der Bürgermeister selbst vor Ort in den alten Bundesländern abgeholt haben.
Wenzels Leidenschaft für Autos und Historie
Fahrzeuge sind Wenzels große Leidenschaft, Feuerwehrfahrzeuge natürlich. Neue sind natürlich schön und wichtig für die Einsatzbereitschaft, doch sein Herz hängt mehr an den alten, die man wieder in Trab bringen kann. Ein Mercedes-Benz von 1948, ein Ford-Canada von 1958 und ein G5 von 1971 lassen sein Herz höher schlagen. Groß war die Freude, als es 1981 einen Robur gab. 1992 holte Wenzel aus Bautzen einen W50, der bis heute als Gerätefahrzeug dient. „Alle warten, dass wir ihn verschrotten, aber das wird nicht passieren“, nimmt Wenzel allen, die darauf spekulieren, die Hoffnung. Was er einmal in den Händen hat, gibt er nicht wieder her. Er hängt einfach an den alten Dingen, an Geschichte.
So hat er auch die Geschichte der Langburkersdorfer Feuerwehr zusammen getragen. Bis 1850 reichen seine Daten. Dabei wurde die Feuerwehr erst am 15. Februar 1883 gegründet. Da war es aber auch höchste Zeit. Denn immer wieder wüteten Brände, denen die Menschen fast hilflos gegenüber standen. Das Feuer vom 13. März 1882 gab den letzten Ausschlag. Durch Brandstiftung fiel ein Wohnhaus mit Mühle und Scheune den Flammen zum Opfer. Da trommelte Bürgermeister Kotte die Leute zusammen. 21 Namen stehen in der Gründungsliste.
Bis heute haben genau 800 Frauen und Männer aus Langburkersdorf in der Feuerwehr ihren Dienst versehen. Das 800. Mitglied wurde in diesem Jahr aufgenommen. Bei Wenzel ist alles genau nachzulesen.
Die aktuellen Zahlen hat er natürlich im Kopf. 31 aktive Mitglieder, 21 in der Alters- und Ehrenabteilung und zwölf bei der Jugendfeuerwehr und acht passive Mitglieder. Ab zehn Jahre kann der Nachwuchs einsteigen. Seit etwa acht Jahren kümmert sich die Truppe wieder mehr um den Kinder.
Genau so wichtig sind Wenzel aber auch die Senioren. Die ältesten sind um die 80 Jahre. Zwar können die nicht mehr bei Alarm ausrücken, aber es gibt auch für sie Aufgaben. „Sie dürfen nicht das Gefühl bekommen, nicht mehr gewollte oder gebraucht zu sein.“ Auch Wenzel will, wenn er sein Amt auch abgibt, noch mitmischen. Auf seinem Schreibtisch zu Hause liegen schon solch große Stapel, die für die Chronik und die Dokumentation aufgearbeitet werden müssen.
Es hat sich schließlich viel getan, seit die Langburkersdorfer vor 120 Jahren mit Holzeimern und Fassspritze ihre Feuerwehr gründeten. Etliche Jahre mussten die Floriansjünger warten, bis sie einen Mannschafts- und Zugwagen erhielten. Erst 1938 beschloss der Gemeinderat den Kauf. 650 Reichsmark sollte das gute Stück kosten. Zu viel für die klamme Gemeindekasse. Also wurde zu Spenden aufgerufen. Und prompt kam das Geld zusammen.
Die schauspielernden Feuerwehrleute
Daran will Wenzel heute anknüpfen. Denn das Problem mit dem Geld ist geblieben. Also bittet er für seine Feuerwehr zum Geburtstag statt um Blumen und Geschenke um Spenden. Die Feuerwehrleute selbst sind auch bereit zu helfen, wenn Not ist. Sei es die 600 Euro-Spende für die Firefighter in New York nach dem Terroranschlag oder die praktische Hilfe für die Schandauer und Postelwitzer nach dem Hochwasser. „Manche haben es bis heute nicht für nötig gehalten, sich zu bedanken“, ärgert sich Wenzel. „Da wäre ja jetzt Gelegenheit“, sagt er anspielerisch.
W enzel will, dass auch sein letztes Fest wieder schön wird. Auch wenn es keinen Umzug gibt. „Den nächsten soll mal mein Nachfolger zum 125-Jährigen organisieren.“ Der größte und beste Umzug war der 1983, erinnert sich Wenzel. Damals spielten sie auch zum ersten einen historischen Brand. Dafür wurden die Feuerwehrleute in historische Uniformen gesteckt, das alte Gerät herausgeholt, Statisten einbezogen. Sogar Hunde und Katzen gehörten zu dem originalgetreuen Spektakel, das sich zum Beispiel „Brand auf dem Bauernhof“. 1998 wurde zum letzten Mal in Langburkersdorf Feuerwehr-Theater gespielt. Danach gab es nur noch einige Aufführungen in anderen Orten. Theater gibt es diesmal nicht, aber eine Menge anderes...