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Vom Panzer auf Computer umgestiegen

Vier ehemalige NVA- Offiziere gründeten vor 20 Jahren am Promenadenring Laser & Co. Heute ist ihre Software weltweit gefragt.

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Von Andreas Herrmann

Vor reichlich 20 Jahren setzten sich vier ehemalige NVA-Offiziere zusammen, um gemeinsam etwas Neues aufzubauen. Sie hatten der damaligen Zeit etwas voraus – nämlich Computerkenntnisse. Im Forschungs- und Entwicklungszentrum der Löbauer Offiziershochschule hatten sie vor der Wende computergestützte Simulatoren und Fahrtrainer für die Panzerausbildung gebaut. Spritsparen war auch in der DDR-Armee wichtig. Alexander Huwaldt, Christian Kluge, Rolf Laser und Toralf Riedel beschlossen, mit Bits und Bytes auch weiter ihr Brot zu verdienen. Mit der endgültigen Auflösung der Offiziershochschule wussten sie, dass es für sie in Löbau keine Zukunft bei der Armee geben würde.

Dabei hätte zum Beispiel Alexander Huwaldt, heute Geschäftsführer von Laser & Co. Solutions GmbH, durchaus wieder als Offizier der Bundeswehr in einen Panzer steigen können. Für den jungen Mann gab es ein Übernahmeangebot als Leutnant der Bundeswehr. In Beelitz in der märkischen Heide wartete schon die Kompanie auf ihren Chef. Doch Huwaldt entschied sich für Löbau, seine Leute und den gemeinsamen Weg in die freie Marktwirtschaft.

„Kaum war das Ende absehbar, arbeiteten wir schon an der neuen Firma“, beschreibt er die damalige Zeit. Einer aus der Gruppe habe dazu sogar Urlaub vom Dienst genommen. Die anderen hätten tagsüber in der Kaserne und abends fieberhaft an Konzepten für den Neuanfang gearbeitet. Erstes Standbein für die vier waren dann Lehrgänge für Computerführerscheine, die oft über Bildungsmaßnahmen des Arbeitsamtes finanziert wurden. Daraus ergab sich der weiterführende Handel und Vertrieb von Computern. Es habe in Löbau dafür kein Spezialgeschäft gegeben, viele Menschen wollten aber ihre neuen Kenntnisse anwenden, erinnert sich Huwaldt.

Mitte der 90er Jahre erforderte dann das Sterben vieler Bildungsträger die Suche nach neuen Geschäftsfeldern. Auch das Ladengeschäft wurde geschlossen. Die inzwischen gewachsene Firma begann neben anderer Software vor allem Mikrocontroller-Lernsysteme zu entwickeln, womit die ehemaligen NVA- Ingenieure wieder an ihre Wurzeln zurückfanden.

Seitdem ist Laser & Co. einer der wenigen Hersteller von Software- Konstruktionswerkzeugen, mit denen man aus grafischen Modellen Programme generieren kann. „So etwas ist sonst eher die Domäne von Firmen in den USA“, beschreibt Alexander Huwaldt die Konkurrenzlage dieses Produkts. Auf dem letzten „Embedded Software Engineering Kongress“ in Sindelfingen bei Stuttgart habe man damit ganz schön Furore gemacht. Auch ein Buch haben er und seine Mitarbeiter über diese spezielle Technologie geschrieben.

Im Moment habe die Firma wegen der Wirtschaftskrise allerdings auch ein wenig abbauen müssen, erzählt Alexander Huwaldt. Von den einst 23 sind heute noch 18 Mitarbeiter in den Räumen am Promenadenring tätig. Der Aktionsradius der Firma soll global bleiben. Bestellungen für spezielle Software gehen übers Internet aus aller Welt ein. Dabei laufe es auch mit deutschen Kunden gut, weil Internetkauf Vertrauenssache sei.

In Zukunft wollen Alexander Huwaldt und seine Leute den Bereich professionelle Software weiter ausbauen. Das sei nicht leicht. Schließlich seien da schon Platzhirsche wie Siemens tätig. Als Nischenhersteller für Mikrocontroller müsse man sich bei der Industrie erst einen Namen machen. Aber es gibt Anfänge. So konnten die Löbauer jüngst die Firma Krauss-Maffei Wegmann als Kunde für Simulationssoftware für das Panzerfahren gewinnen.