SZ +
Merken

Vom stillen Erfolg des Waldparkhotels

Das Sanfte hat Methode bei Klaus Kurth. Pastellfarben, lichterfüllt, offen – so zeigt sich das einstige Gohrischer Kurhaus gut anderthalb Jahre, nachdem sein neuer Betreiber hier das Ruder übernommen hat.

Teilen
Folgen

Von Hartmut Landgraf

Das Sanfte hat Methode bei Klaus Kurth. Pastellfarben, lichterfüllt, offen – so zeigt sich das einstige Gohrischer Kurhaus gut anderthalb Jahre, nachdem sein neuer Betreiber hier das Ruder übernommen hat. Eine von außen fast unsichtbare Metamorphose hat es durchlaufen. Drinnen aber hat Kurth das Haus behutsam – oft mit einfachsten Mitteln – verwandelt. Restaurant, Lobby, Gänge und Zimmer atmen ein neues Flair, haben eine zugleich moderne wie landhausartige – fast mediterrane – Anmutung bekommen.

Leise durchwebt Gitarrenmusik und Wellenrauschen den Empfangsbereich, die Rezeption ist offen und verzichtet auf den biederen Tresen – Wellness im leichten Wechselspiel mit dem Anheimelnden eines kleinen Familienhotels.

Vieles in diesem Verwandlungsprozess hat Klaus Kurth (57) mit den eigenen Händen bewerkstelligt – bewerkstelligen müssen. Denn die Kosten, die ihm das Kurhaus mit Heizung, Strom und Telefonanlage abverlangte, waren von Anfang an immens, die Besucherzahl jedoch zunächst äußerst dürftig.

Pächter hegt Kaufabsichten

Inzwischen stellt sich dieses Verhältnis besser dar. Die Betriebskosten hat Kurth – gelernter Bauingenieur – soweit machbar unter Kontrolle gebracht, die Gästezahl mit unermüdlicher Werbung gesteigert. Nach einem „ganz schweren ersten Jahr“ sei er für 2009 „gut gebucht“, sagt der Hotel-Betreiber. Er hat dem Kurhaus – und sich selbst – zu einer neuen Existenz verholfen.

„Ich wollte nochmal eine Herausforderung“, sagt Klaus Kurth. Er ist nach Gohrisch gezogen, wohnt im Hotel – ist rund um die Uhr für das Haus und seine Gäste da.

Seine Hauptkundengruppe beschreibt Klaus Kurth als Generation „45 plus“ – Leute, die einen geruhsamen Wohlfühl-Urlaub in anheimelnder Atmosphäre schätzen – und ihn sich auch leisten können. In diesem Jahr, hofft der Pächter, wird er in dem zum „Waldparkhotel“ gewandelten Kurhaus erstmals schwarze Zahlen schreiben. Ja, er trägt sich mittlerweile sogar mit der Absicht, das Haus zu kaufen.

Dem Eigentümer der Immobilie, der Gemeinde Gohrisch, kommen solche Ambitionen nur zupass. Denn das Objekt drückt Gohrisch bis heute mit mehrfach sechsstelliger Schulden- und entsprechender Zinslast auf den Haushalt – eine Hinterlassenschaft des hoch defizitären Kurhaus-Eigenbetriebs, der 2006 aufgelöst wurde. Ein Verkauf der Immobilie, so die Hoffnung, würde Geld in die klamme Kasse spülen, mit dem die Gemeinde wenigstens einen Teil dieser Schulden begleichen könnte. Die Betriebsamkeit des Pächters öffnet Perspektiven, was nicht zuletzt Bürgermeister Tom Vollmann (FDP) mit einiger Erleichterung beobachtet. Mit dem jetzigen Betreiber sei man in jeder Hinsicht „mehr als zufrieden“, sagt Vollmann. Kurths Vorgänger ließ die Gemeinde auf fünfstelligen Pachtforderungen sitzen.

Um die Verkaufsangelegenheit nach Kräften voran zu bringen, will die Gemeinde ein Gutachten über den Wert der Immobilie in Auftrag geben. Für Klaus Kurth ist der Preis allerdings nicht das alleinige Entscheidungskriterium. Seine Kaufabsicht stehe fest, sagt er – deren Finanzierung sei aber noch nicht geklärt und von vielen Faktoren abhängig, auf die er keinen Einfluss habe. Sein Haus müsse vor allem auch aus Sicht der Banken „stabile Erträge erwirtschaften“, sagt er.

Kurth ist öffentlich sparsam mit Vorhersagen und Geschäftsinterna – ein Meister des stillen Erfolgs. Im Mai oder Juni will er sein Restaurant „Lilienstein“ im Waldparkhotel eröffnen, sobald die Lüftungsanlage funktioniert. Zwei Vollzeitkräfte werden dafür neu eingestellt – zusätzlich zu drei Teilzeitangestellten, die Kurth beschäftigt.

Zu den elf Doppelzimmern sollen sich noch zwei weitere gesellen, sobald das Geld dafür da ist. Den gepflasterten Vorplatz will der Betreiber mit Muttererde auf Erdgeschosshöhe bringen. Und der Massage- und Wellnessbereich im Keller soll bald seine alte medizinische Strenge verlieren. Der Sauna- und Fitnessbereich im Nebengebäude hingegen entspricht bereits Kurths Vorstellungen. Ab Herbst, sagt er, will er unten im Keller anfangen. Pastellfarben und Bambus-Jalousien stehen schon bereit.