Von Katja Schlenker
Edelstahl – das ist für Beate von Appen ein wahres Zauberwort. „Er ist beständig, aber doch wandelbar“, sagt die Schmuckdesignerin. Ketten, Ringe, Broschen und vieles mehr macht sie aus dem Material. Seit Kurzem wohnt die 59-Jährige in der Villa Jordan in Schweizermühle und hat sich hier ihr kleines Reich aufgebaut. In der obersten Etage lebt und arbeitet sie. „Die Leute hier sind alle sehr nett und herzlich“, erzählt sie. „Ich habe sogar schon Kontakte geknüpft.“ Das hätte sie zugegeben nicht erwartet.
Was sie ebenfalls nicht erwartet hatte, war die schlechte Internetverbindung in Rosenthal-Bielatal. „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir das vielleicht nochmal anders überlegt“, sagt sie rückblickend. Immerhin ist sie als freischaffende Künstlerin auf Präsenz im weltweiten Netz angewiesen. Dennoch will sie rasch ihre eigene Internetseite auf die Beine stellen, auch wenn es sehr aufwendig ist.
Kindheitserinnerungen
Zuvor lebte Beate von Appen fast dreißig Jahre im Triebischtal. In der Wetzelmühle in Rothschönberg baute sie den sogenannten Appenhof auf. In diesem kulturellen Zentrum fanden Seminare und Veranstaltungen mit bildender Kunst und Kunsthandwerk statt. Ihre Schmuckwerkstatt befand sich ebenfalls in dem Vierseithof. Den musste sie schweren Herzens aufgeben. „Für mich als Frau war es einfach zu viel, den Vierseithof allein zu unterhalten“, erklärt sie.
Als sie sich nach einer neuen Bleibe umsah, lotste sie ein langjähriger Freund zur Villa Jordan. So mitten im Grünen zu wohnen war ihr wichtig. Auch die Nähe zur Biela spielt für sie eine große Rolle, weil das lebendige Wasser sie fasziniert. An das Bielatal selbst hat sie noch Kindheitserinnerungen. „Als ich um die zehn Jahre alt war, kam ich immer nach Brausenstein ins Ferienlager“, erinnert sie sich.
Seit 1986 ist sie mittlerweile in ihrem Beruf selbständig. Das war in der DDR gar nicht so einfach. Ohne Gewerbe bekam sie keine Räumlichkeiten und ohne Raum konnte sie kein Gewerbe anmelden. Ein Teufelskreis. Doch sie hatte Glück. Mit einem Gutachten des Verbands Bildender Künstler bekam sie eine Arbeitserlaubnis für zwei Jahre. „Die hab ich dann sogar ein zweites Mal bekommen und danach kam zum Glück die Wende“, erinnert sich die gelernte Schrift- und Grafikmalerin an die Zeit. Das erleichterte ihre Arbeit enorm.
Den Weg zur Schmuckdesignerin hat sie durch Zufall gefunden. „Zu DDR-Zeiten fuhren wir gern nach Polen in den Urlaub und die sind für ihre Schmuckgestaltung bekannt“, erzählt sie. „Mein Mann brachte mich auf die Idee, selbst mal was zu machen.“ Da er damals bei Pentacon arbeitete, besorgte er ihr die Materialien. Ihre erste Kette hat sie noch heute. Die besteht aus Kabelschlauch, den sie um einen Draht herumgewickelt hat. Das gefiel allen, so dass sie ihren Schmuck Stück für Stück weiterentwickelte. Lange Zeit hat sie zum Beispiel an den Verschlüssen ihres Schmucks gefeilt, denn „Schmuck muss auch von hinten gut aussehen.“ In der Anfangsphase stellte sie ihren Schmuck noch zu Hause unter dem Hochbett oder in der Küche her. Doch ihr Mann war Bildhauer und brauchte bedeutend mehr Platz zum Arbeiten als sie, sodass sie sich gemeinsam den Appenhof kauften.
Heute arbeitet Beate von Appen oft mit Edelstahl. Aber auch Emaille möchte sie wieder vermehrt verarbeiten. Anfang der 1990er-Jahre nahm sie an einem Studienaufenthalt in der bekannten Emaillierwerkstatt im ungarischen Kecskemét teil. Das war eine sehr einprägsame Zeit für sie.
Eigenes Stück hinterlassen
An die Emaillierwerkstatt schließt sich ein weltweit einzigartiges Museum an. Jeder Künstler, der an einem Studienaufenthalt in der Emaillierwerkstatt teilgenommen hat, lässt eine entstandene Arbeit zurück. So auch Beate von Appen. „Das war eine sehr lehrreiche und inspirierende Zeit“, erinnert sie sich. „Vor allem sich die anderen Arbeiten anzuschauen.“