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Von 70 Jahren 45 auf der Bühne gesungen

Radebeul. Der Sänger Günter Pohl ist an den Landesbühnen immer noch im Einsatz und begeht heute seinen runden Geburtstag.

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Von Wolfgang Zimmermann

Vor sieben Jahren schon schied der Sänger Günter Pohl aus dem festen Engagement der Landesbühnen Sachsen aus. Damals lagen immerhin bereits 38 Jahre aktiven Einsatzes im Musiktheater hinter ihm. „Nun werde ich mich endlich auch mal mehr meinem Hobby – der Arbeit im Garten – widmen können“ verkündete Günter Pohl. Das tat er auch wirklich; dennoch klingelte bald wieder das Telefon bei ihm und man fragte, ob er denn nicht Lust auf eine Gastrolle habe.

Mit der Stimmlage Bass

Sein einstiges Theater hatte Bedarf, die Staatsoperette Dresden desgleichen. Und natürlich schmeichelte so etwas dem Sänger mit der Stimmlage Bass und dem besonderen Gespür fürs Komische ganz gewaltig. So hatte Günter Pohl zwar offiziell Abschied vom Theater genommen, aber inoffiziell stand er noch immer auf jenen „Brettern, die die Welt bedeuten“ sollen. Derzeit in der „West Side Story“ und im „Vogelhändler“ an der Staatsoperette. Aber auch im „Bettelstudent“ oder in der „Lustigen Witwe“ an den Landesbühnen Sachsen.

Maschinenschlosser gelernt

Selbst den Aufstieg zur Felsenbühnen in Rathen bewältigt Günter Pohl, der am 17. Oktober immerhin seinen 70. Geburtstag feiert, noch mit bester Kondition. Die Rollen, die er in seinem langen Berufsleben verkörperte bzw. denen er seinen Bass lieh, sind Legion. Er sang den Dr. Cajus in den „Lustigen Weibern von Windsor“, den General Lefort im „Zar und Zimmermann“, den Papageno in der „Zauberflöte“, den Alfred Doolittle in „My fair Lady“, den Kuno im „Freischütz“ und und und – das Zählen hat Günter Pohl längst aufgegeben.

Der 1936 in Dresden Geborene lernte zunächst Maschinenschlosser und arbeitete auch in diesem Beruf. Doch von seinem Lohn zweigte er immer einiges ab, um abends nach der Arbeit Aufführungen der Staatsoper zu besuchen. Sein Betrieb delegierte den musikbegeisterten jungen Mann dann zum Studium an die Musikhochschule Dresden, das er mit Erfolg beendete.

Nun gab es kein Halten mehr. Den frisch gebackenen Bass zog es zur Bühne. 1961 unterschrieb er den Vertrag mit den Landesbühnen Sachsen und sang im Radebeuler Stammhaus. Doch als er dann erstmals auch im Rathener Felskessel auf der Naturbühne singen durfte – erst da hatte sich einer seiner wichtigsten Träume erfüllt.

Die Stimme trainiert er immer noch regelmäßig; zu Hause und natürlich während seiner vielen Gastspiele. Ansonsten ist er recht abgeklärt, freut sich, dass er noch gebraucht wird.