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Von Anbauwand bis Zuckerdose

Beim „Möbelhamster“ in der ehemaligen Muna in Königswartha gibt’s nicht nur Einrichtungsgegenstände. Auch Trödelfans werden fündig.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Königswartha. Sammler können hier stundenlang stöbern. Der „Möbelhamster“ in Königswartha hat nämlich weit mehr zu bieten, als Einrichtungsgegenstände. Wer zum Beispiel Bierhumpen sammelt, könnte gleich die ganze Wand abräumen, an der Anke Müller eine Vielzahl dieser Gefäße aufgehängt hat. Auch Bücher finden sich in Hülle und Fülle, alte aus DDR-Zeiten, aber auch Aktuelles. Jetzt, in der Vorweihnachtszeit, hat Anke Müller auch einige Regale für Nussknacker und Co. frei gemacht.

Beim „Möbelhamster“ kann man tatsächlich aus dem Vollen schöpfen. Dass dies so ist, resultiert aus der Tatsache, dass Anke Müllers Ehemann René vor 14 Jahren einen kühnen Entschluss fasste: Er kaufte das sogenannte Sozialgebäude der ehemaligen Munitionsfabrik Muna. Das hatte einige Jahre brachgelegen und sah auch dementsprechend aus: „Das Dach war undicht und von den Wänden und Decken bröckelte die Farbe“, sagt René Müller. Mehr als ein halbes Jahr lang brauchte er mit Familie und Freunden, um das Haus wieder auf Vordermann zu bringen. Nicht nur die Schäden mussten repariert werden. Da sich in dem Gebäude jede Menge Duschen, Waschräume und Toiletten befanden, musste die Mehrzahl dieser sanitären Einrichtungen rausgerissen werden. „Am 1. September 2002 eröffneten wir dann unseren An- und Verkauf“, sagt René Müller.

Dass es überhaupt dazu kam, liegt daran, dass sich bei ihm eines aus dem anderen ergeben hatte. Denn 1998 hatte René Müller sich mit einem Hausmeisterdienst selbstständig gemacht. Doch diese Arbeit lief dann immer häufiger darauf hinaus, dass er Haushaltsauflösungen und Beräumungen zu machen hatte. Da er und auch seine Frau Anke es als Ressourcenverschwendung ansehen, gute Dinge auf den Müll zu werfen, suchten sie dringend nach Lagermöglichkeiten. Das ehemalige Sozialgebäude der Muna war ideal für diese Zwecke geeignet. „Wir haben eine Verkaufsfläche von rund 600 Quadratmetern auf zwei Etagen zur Verfügung“, sagt René Müller.

Restposten und Retouren

Leider musste er aber nach einem Unfall vor drei Jahren krankheitsbedingt aufhören und übergab das Geschäft an seinen Sohn Michael. Da er nicht mehr schwer heben kann, hilft René Müller nur noch gelegentlich im Familienunternehmen aus. Anke Müller ist bei ihrem Sohn angestellt. Das Unternehmen läuft gut, sodass René Müller es nicht bereut, seinerzeit den Schritt gewagt zu haben, das Muna-Gebäude mithilfe eines Kredits zu kaufen. Neben den Verkaufsräumen gibt es genügend Lagerflächen, wo Neuerwerbungen erst einmal vorsortiert werden können. Beim „Möbelhamster“ gibt es zum einen gebrauchte Einrichtungsgegenstände aus den Haushaltsauflösungen, aber auch nagelneue Möbel direkt vom Hersteller, so zum Beispiel Restposten und Retouren von Versandhäusern.

Der Einzugsbereich des „Möbelhamsters“ reicht von Dresden bis Görlitz und von Zittau bis hinein nach Südbrandenburg. Das betrifft sowohl die Kunden, die nach Königswartha zum Stöbern kommen, als auch den Bereich, in dem Müllers Haushaltsauflösungen und Beräumungen übernehmen. An den Wochenenden sind René und Anke Müller mit einer kleinen Auswahl aus ihrem riesigen Sortiment auch auf den Trödelmärkten in der Region anzutreffen, so zum Beispiel auf der Wilthener Straße in Bautzen, in Hoyerswerda oder in Bad Muskau. Das sei eine gute Gelegenheit, Werbung für das Geschäft zu machen. Vielleicht müsste man in Königswartha noch mehr auf den „Möbelhamster“ aufmerksam machen, überlegt Anke Müller.