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Von Corona nicht unterkriegen lassen

Catharina Lisk und David Petrick organisieren Events aller Art. Aber noch weiß niemand, ob es 2020 was zu feiern gibt.

Von Constanze Knappe
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Noch haben David Petrick und Catharina Lisk gut lachen – und die Hoffnung, dass im Herbst doch noch was geht. Sollte die Saison aber ganz ausfallen, dann geht es auch bei ihnen an die Substanz, dann wäre ihr Puffer für den Winter weg.
Noch haben David Petrick und Catharina Lisk gut lachen – und die Hoffnung, dass im Herbst doch noch was geht. Sollte die Saison aber ganz ausfallen, dann geht es auch bei ihnen an die Substanz, dann wäre ihr Puffer für den Winter weg. © Joachim Rehle

Catharina Lisk hatte sich irgendwie damit abgefunden, dass wegen Corona im Mai nirgends gefeiert wird. Als dann die ersten Absagen für Events im Juni kamen, wurde sie unruhig. Inzwischen gilt das Verbot für Großveranstaltungen bis 31. August. Die Geschäftsführerin der VSP Event GmbH in Rohne zuckt mit den Schultern. Damit sind das Dorffest Reichwalde, das Neptunfest in Halbendorf, die Rocknacht in Groß Düben und beide Festivals am Bärwalder See gestrichen. 

Als Technikdienstleister hätte VSP ein Event mit Max Giesinger, Sarah Connor und anderen Künstlern am Lausitzring betreut. Das werde nun immerhin auf September verschoben, aber nicht alles lasse sich später nachholen, sagt die 35-Jährige. Noch sei die Hoffnung groß, dass VSP wenigstens eine Veranstaltung in Österreich ausrichten darf.

Wie es nach dem 31. August weitergeht, dahinter steht nach wie vor ein großes Fragezeichen – und damit nicht nur das Stadtfest im September in Niesky auf der Kippe. Seit Mittwoch gibt es immerhin einen Lichtblick. „Autokino ist erlaubt“, freut sich Catharina Lisk und nennt Dresden an diesem Wochenende, aber auch Görlitz, Bautzen und Halbendorf. Zusammen mit dem Veranstalter sei ihr Partner David Petrick am Organisieren, um den Menschen, die sich sonst auf den Events tummeln, Alternativen zu bieten, wenn auch kleinerer Art. Die Nachfrage sei groß.

Seit Mitte März ist alles abgesagt. „Von heute auf morgen alles weg, das ist schon eine Katastrophe“, erklärt David Petrick. Noch müssten sie keine Existenzängste haben, weil sie etwas in Reserve hätten, um die laufenden Kosten zu bestreiten. „Doch wenn die ganze Saison flachfällt, dann geht das richtig ins Geld“, ergänzt er. Und dann wäre auch ihr Puffer für den Winter dahin.

Spaß am Eventplanen

Normalerweise würde Catharina Lisk jetzt Produktionen planen und Personal koordinieren. Doch was ist schon normal, in diesen Corona-Zeiten. Dabei können sie und ihr Lebensgefährte David Petrick „noch von Glück reden“, dass die gesamte Veranstaltungstechnik in eigenen Räumlichkeiten lagert. Sie wisse von Veranstaltern in Berlin, dass diese wegen fünfstelliger Mietzahlungen nicht mehr schlafen könnten.

Die Hotelfachfrau merkte schon während der Ausbildung, dass ihr die Planung von Veranstaltungen Spaß macht. 2004 verließ sie die Lausitz, arbeitete zunächst in Süddeutschland, dann in der Schweiz, wo sie auch als Eventkoordinatorin tätig war. Als sie über Weihnachten 2010 hier in der Heimat ihre Eltern besuchte, hatte sie einen Vertrag als Eventmanagerin am Tegernsee in der Tasche. Doch das Schicksal hatte mit der gebürtigen Weißkeißelerin etwas ganz anderes vor.

Sie verliebte sich. In David Petrick. Der Ur-Rohner, wie er sich selber nennt, hat schon als 14-Jähriger aufgelegt und moderiert. Er lernte den Beruf eines Zimmermanns, doch den richtigen Kick bot ihm das Entertainment. Mit 18 meldete er ein Gewerbe an und machte sich nach der Lehre als DJ Pit selbstständig. Er sei ein Workaholic, sagt der heute 39-Jährige von sich. Und weil er als DJ von Montag bis Mittwoch nichts zu tun hatte, betrieb er nebenbei einen Hausmeisterservice. Als 2003 ein mobiles Sägewerk in Rohne Station machte, war das der Anstoß, selber eins zu gründen.

Bundesweit einen Namen gemacht

Parallel dazu arbeitete er weiter als DJ Pit und betrieb eine kleine Beschallungsfirma. Von allen Seiten habe man ihm damals abgeraten. David Petrick ließ sich davon jedoch nicht beirren. 2004 wurde aus dem DJ die Agentur VSP Event. Über den Verleih und Verkauf von Veranstaltungstechnik wurde er selber Veranstalter. 2019 gründete er die VSP Event GmbH. Und diese ist als Technikdienstleister längst Partner vieler Events in ganz Deutschland.

Zurück in der Heimat verlief der Neustart von Catharina Lisk nicht ganz nahtlos. Sie half in der Physiotherapie ihrer Mutter aus, arbeitete als Assistentin einer Veranstaltungsfirma in Cottbus. Da traf es sich gut, dass David Petrick jemanden im Büro brauchte. Sie kümmerte sich fortan um Marketing und Akquise. Doch damit allein käme man in der Branche nicht weit. „Auf den Events trifft man andere Veranstalter. Wenn man gute Arbeit leistet, spricht sich das rum“, erklärt David Petrick. Catharina Lisk hat eine Zusatzqualifikation im Management absolviert, er ist Veranstaltungstechniker mit Zusatzqualifikation Rigger (Höhenarbeiter). 

Dass eine große Bühne vom Tüv abgenommen werden muss, können sich auch Außenstehende vorstellen; den Beruf des Veranstaltungstechnikers dagegen kaum. Den gibt es erst seit Ende der Neunzigerjahre. David Petrick legt großen Wert auf die Ausbildung seiner Angestellten, die alle über wichtige Zertifikate verfügen. Vier Mitarbeiter und ein Azubi sind bei VSP Event beschäftigt, vier weitere Mitarbeiter in der VSP Event GmbH, dazu eine ganze Reihe selbstständiger Techniker.

„Im Spätsommer wollen die Leute wieder raus“, sind sich die beiden sicher. Und dennoch mischen sich Zweifel in die Zuversicht: Wie viel werden sich die Menschen nach Corona leisten wollen – oder können? Die Situation belastet die beiden Veranstaltungsfirmen immens. David Petrick und Catharina Lisk hoffen, dass sie ihre Mitarbeiter über die Zeit bringen können. Denn es sei schwer, gute Fachkräfte zu kriegen. Das gelte für den Veranstaltungsbereich wie auch für das Sägewerk. Gut zu tun gebe es derzeit trotz allem. Die VSP Event GmbH hat die alte Turnhalle in Schleife gekauft. Diese wird zum Lager umgebaut.

Zeit für die Familie

Froh sind die zwei, mit dem Sägewerk Petrick eine andere Branche zu bedienen. Das laufe derzeit richtig super, weil Kleinkunden viele Aufträge bringen. Vater und Bruder beschäftigt David Petrick damit. Er könne sich vorstellen, das Sägewerk zu vergrößern. Das jedoch sei noch Zukunftsmusik.

Etwas Gutes habe die Corona-Krise aber, findet Catharina Lisk doch. Ihr Partner hat mehr Zeit für die Familie; für die beiden Söhne im Alter von zweieinhalb und einem halben Jahr. Unter Normalbedingungen sei er im Sommer viel unterwegs, könnte erst im Winter kürzer treten. Beide schmunzeln. So ganz sei die Familienplanung ja noch nicht abgeschlossen.

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