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Von den Malediven ins Lausitzer Seenland

Surf- und Segeltrainer Enrico Budow hat jahrelang im Paradies gearbeitet. Jetzt ist der Geierswalder See sein Revier.

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Von Anja Wallner

Was fällt einem spontan ein, wenn man das Wort Malediven hört? Endloser weißer Sandstrand, Palmen, türkisblaues Meer, konstant 28 bis 33 Grad Lufttemperatur. Das ist kein Klischee und keine Reklame-Erfindung der Reiseanbieter. „Die Malediven, das ist das Paradies“, sagt Enrico Budow. Er muss es wissen. Der 37-Jährige hat die letzten sechs Jahre in dem Inselstaat im Indischen Ozean gelebt und gearbeitet. Jetzt sitzt er braun gebrannt und sonnengegerbt am Strand, allerdings am Geierswalder See. Der ist sein neues Revier.

Seit Saisonbeginn 2014 arbeitet Enrico Budow, der aus Fürstenwalde stammt, als Segel- und Surftrainer bei Wassersport Renner. Es ist das erste Mal seit Jahren, dass es den Wassersportlehrer beruflich wieder nach Deutschland verschlagen hat. Nach seiner Ausbildung arbeitete er zwar eine Saison in Heiligenhafen an der Ostsee. Aber im Jahr 2003 zog es ihn ins Ausland: Italien, Griechenland, Türkei, Spanien, Frankreich, Österreich. 2008 schließlich machte ihm eine deutsche Firma das Malediven-Angebot. Das Hauptgeschäft seines Arbeitgebers sind Schnorchel-Ausflüge. „Manta-Schnorcheln war das Highlight, immer ausgebucht“, erzählt der 37-Jährige begeistert. Besucher schwimmen dabei in greifbarer Nähe zu den riesigen Fischen, die ruhig scheinbar durchs Wasser „fliegen“. Enrico Budow zog es zwischendurch noch einmal so richtig in die Ferne: Er heuerte für drei Monate auf einer privaten Katamaranjacht an und steuerte sie durch die Karibik: von Martinique über St. Lucia, die Grenadinen, Venezuela bis zum Ziel Trinidad. Von dort ging es wieder zurück in den Indischen Ozean …

Und wo macht ein im Paradies arbeitender Segel- und Surflehrer Urlaub? In Deutschland. Hier lebt seine Freundin – und inzwischen ist Enrico Budow auch Vater geworden. Seine kleine Familie war auch der Hauptgrund, wieder ins palmenlose, kühle Deutschland zurückzukehren. Die Freundin auf die Malediven mitzunehmen, sei eine Überlegung gewesen, sagt Budow, jedoch sei die medizinische Betreuung dort nicht so gegeben wie hier. „Zurückzukommen war nicht einfach“, gibt er zu. „Aber auch im Kopf war Schluss.“ Selbst die Malediven seien irgendwann mal Alltag. „Man genießt es nicht mehr.“ Und ja, die Jahreszeiten habe er auch vermisst.

Seit knapp vier Wochen ist Enrico Budow jetzt wieder in Deutschland, wohnt während der Saison auf dem Campingplatz am See – und ist noch nicht so richtig angekommen. Zum Glück ist gerade Frühling und der nächste Winter noch fern. Auch an die etwas starreren, durchorganisierten deutschen Strukturen, das weniger relaxte Leben wird sich der Rückkehrer wieder gewöhnen müssen.

Das Lausitzer Seenland – vom Senftenberger See abgesehen – kannte Enrico Budow übrigens bisher überhaupt nicht. Es wuchs ja quasi während seiner Abwesenheit. Aber die Chemie stimmte hier offenbar zwischen dem Heimkehrer und seinem neuen Arbeitgeber Klaus Renner. Zusagen für einen Job hatte Enrico Budow einige, erzählt er. Aber gerade im Norden, in Mecklenburg oder an Ost- und Nordsee gebe es eine Art grummelige, verbissene, weniger spaßige „Alte-Seebären-Mentalität“. „Und Spaß muss da sein“, findet Enrico Budow. Übrigens ist da noch etwas, woran sich Klaus Renners neuer Mitarbeiter gewöhnen muss: Auf den Malediven beträgt die Wassertemperatur 27 bis 29 Grad. Das Wasser im Geierswalder See ist derzeit 15 Grad warm, äh kalt.