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Von der Brache zur ersten Adresse

Heimliche Gefahren lauern in Industrie- und ehemaligen Militärbrachen. Die schlimmsten Schadstoffe hat Dresden aber schon beseitigt. Das geht aus dem aktuellen Umweltbericht hervor.

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Von Bettina Klemm

Ein altes verlassenes Werk zwischen Dresden-Sporbitz und Heidenau: Neben den maroden Gebäuden fallen die wilden Müllberge auf. 40 000 Kubikmeter Bauschutt und andere Abfälle liegen da auf einer Halde. Hier wollte einst einer sein großes Geschäft machen, doch er verschwand und die Haufen blieben liegen.

„Wir wollen jetzt die Fläche kaufen und gemeinsam mit der Stadt Heidenau zum Gewerbegebiet entwickeln“, sagt Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). Entsprechende Beschlüsse für den Stadtrat hat er schon vorbereitet. Rund zehn Millionen Euro werden der Kauf der Fläche, die Beseitigung der Altlasten und der Bau von Erschließungsstraßen kosten. Im Sommer, so hofft Hilbert, könnten die Abrissfahrzeuge anrücken.

Mit der Sanierung solcher Brachen hat die Stadt gute Erfahrungen gemacht. Beispiele dafür weist der Umweltbericht „Bodenschutz und Altlasten“ aus. So entstand am südlichen Stadtrand das Gewerbegebiet Coschütz-Gittersee. Die sowjetische Aktiengesellschaft Wismut bereitete hier zwischen 1949 und 1962 Uran auf. Übrig blieb ein radioaktiv verseuchtes Gebiet.

Uranhaltige Rückstände auf Hausmüll gekippt

Heute steht modernen Betrieben ein insgesamt 140 Hektar großes Gewerbegebiet zur Verfügung. Da die Stadt für die Sanierung Fördermittel nutzen konnte, sind die Preise im Vergleich zu privaten Gebieten günstig.

Für High-Tech-Unternehmen ist der Technopark Nord an der Königsbrücker Straße eine erste Adresse. Einst waren hier sowjetische Streitkräfte stationiert. Auch die Druckerei der Sächsischen Zeitung steht auf einem sanierten Kasernenareal. Auf dem Gelände einer Fabrik für Kühlschrankmotoren an der Löbtauer Straße ist ein Handwerkerhof entstanden. Die Deponiefläche im Nordgraben Kaditz wurde zum Gewerbegebiet.

Zu einer besonderen Gefahr für das Grundwasser werden krebserregende Chlor-Kohlenwasserstoffe. „Wir haben schon 18,5 Tonnen Trichlorethylen aus dem Boden und dem Grundwasser geholt“, sagt Umweltfachmann Bernd Richter. Legt man den Grenzwert für Trinkwasser zugrunde, dann würde diese Menge ausreichen, um den 1 800-fachen Inhalt der Talsperre Malter zu verseuchen.

Richter: „Seit 1991 hat das Umweltamt 44,4 Millionen Euro für die Beseitigung von Altlasten eingesetzt.“ Davon holte es sich aber 33 Millionen Euro als Fördermittel von Bund und Land sowie von den Eigentümern der Flächen.

Auch alle alten Deponien in der Stadt sind oder werden gerade saniert. Lediglich für die Collmberg-Halde ist die Bezahlung noch nicht gesichert. In unmittelbarer Nähe der Heidenschanze lassen sich die Spitzkegel gut erkennen. Hier wurde über uranhaltige Rückstände Hausmüll gekippt.

Mehr Flächen versiegelt als andere Städte

„Indem wir alte Brachen wieder nutzen, müssen wir nicht Gebiete auf der grünen Wiese versiegeln“, sagt Hilbert. Das tut auch Not, denn die Stadt opfert pro Jahr durchschnittlich 33 Hektar für den Neubau von Gebäuden und die Erweiterung der Verkehrswege. Das ist mehr als der bundesdeutsche Städtedurchschnitt.

Die gute Meldung zuletzt: Die Dresdner Heide nimmt 20 Prozent der Stadtfläche ein. In ihr ist der Boden gesund.

Der Umweltbericht „Bodenschutz und Altlasten“ wurde vom Umwelt- und Presseamt der Landeshauptstadt erarbeitet. Die 56-seitige Broschüre wird für fünf Euro im Umweltamt, Grunaer Straße 2, Zimmer N 105 angeboten.