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Von der Geibeltstraße auf die großen Bühnen

Karl Heinz Hanicke liebt bis heute den Blick von der Hohen Straße auf seine Heimatstadt Pirna. Er sei von den liebevoll gestalteten Innenhöfen und den sorgsam restaurierten historischen Gebäuden fasziniert, betont der verdienstvolle Kapellmeister.

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Von Peter Salzmann

Karl Heinz Hanicke liebt bis heute den Blick von der Hohen Straße auf seine Heimatstadt Pirna. Er sei von den liebevoll gestalteten Innenhöfen und den sorgsam restaurierten historischen Gebäuden fasziniert, betont der verdienstvolle Kapellmeister. Hanicke, in der Geibeltstraße am 29. Dezember 1921 geboren, vor seiner erfolgreichen Zeit in Görlitz und Dresden in der Marktgasse zu Hause, hofft, dass sich endlich etwas mit den legendären „Tannensälen“ tut, denn schließlich hat genau dort seine künstlerische Laufbahn begonnen.

Doch sein musikalisches Engagement hat in Struppen seine Wurzeln. Im Dorf fand sich nach dem zweiten Weltkrieg ein Volkschor zusammen, dem Hanicke zum Erfolg verhalf. „Die überwiegend jüngeren Leute wollten nach entbehrungsreicher Zeit dem geselligen Leben eine Chance geben“, blickt Hanicke zurück und nennt die Zeit bis 1953 „unvergessene Jahre“.

6000 Aufführungen

In der „Tanne“ wirkte Hanicke unter Intendant Hans Kram als Dirigent und Repetitor am „Vereinigten Theater Pirna/Heidenau“ – ein damals bemerkenswertes Ensemble, das unter Leitung von Herbert Burckhardt und Karl Heinz Hanicke mit einem 40-köpfigen Orchester und guten Solisten viel beachtete Inszenierungen zuwege brachte – so „Schwarzwaldmädel“ und „Im weißen Rössl“. Das Ensemble sorgte in der „Tanne“, im „Volkshaus Pirna“ und auch auf der Felsenbühne Rathen für enorme Publikumsgunst. Im Jahr 1987 taucht sein Name im „Guinness-Buch der Rekorde“ auf – für viele hierzulande überraschend, sensationell aber war das nicht. Kapellmeister Hanicke hatte an der Staatsoperette Dresden seine überaus erfolgreiche Künstlerlaufbahn gekrönt: 446 Mal in Folge stand er in 13 Jahren bei „My-Fair-Lady“-Musical-Aufführungen im Musiktheater in Dresden-Leuben am Pult. Diese einmalige Leistung im deutschsprachigen Raum bescherte dem Sohn der Stadt Pirna auch den „Goldenen Taktstock“ des DDR-Fernsehens, überreicht von Hans-Joachim Wolfram in der TV-Serie „Wennschon - Dennschon“.

85 Einstudierungen, zuletzt 1990 die musikalische Komödie „Cyprienne“, legten die Intendanten in Hanickes Hände; gar zu 6000 Aufführungen führte er den Taktstock an der Staatsoperette.

Reinhold Stövesand, einer von Hanickes Intendanten, war es auch, der ihn überredete, 1978 an der Seite von Chordirektor Werner Matschke den Bergsteigerchor „Kurt Schlosser“ künstlerisch zu betreuen. „Das habe ich nie bereut, denn für mich war das Herausforderung und Erlebnis zugleich.“

Karl Heinz Hanicke ist von der Staatsoperette Dresden und dem Bergsteigerchor zum Ehrenmitglied ernannt worden. Nur gut, dass er seines Vaters Wunsch nicht gefolgt ist, denn Oswald Hanicke wollte, dass sein Sohn den Beruf eines Kaufmanns ergreift.