Von Cornelia Mai
Hier guck mal, ich kann den Zauberknoten!“ Michelle macht sich dabei fast einen Knoten in ihre Arme. Trotzdem will es der Siebenjährigen nicht so recht gelingen. Zum Glück sind da ja noch andere Mädchen, die Frauen vom Freundeskreis Heimatgeschichte, die die „Faden-Spiele“ aus Büchern, dem Internet und der eigenen Erinnerung zusammengestellt haben. Selbst Mutti Silvia Böhme ist an diesem Vormittag in die Fuchs-Galerie zur Feriengestaltung mitgekommen. „Ich hatte heute frei und habe meine Tochter deshalb begleitet“, sagt sie und schmunzelt. Das Abheben der Fadengebilde, die sich dabei von der „Matratze“ in den „Spiegel“ und später ins „Katzenauge“ verwandeln, hat sie als Kind selbst gern und oft gespielt. Die Schulpausen waren dafür geradezu wie geschaffen. Schließlich braucht es zu diesen Spielen lediglich ein großes Seil, das man verknotet und einen Spielpartner zum Abheben.
Emsig probieren die Mädchen es immer wieder. Einige Figuren kann man auch ganz alleine zu Stande bringen. „Schau mal hier, die Kaffeetasse! Jetzt mach ich den Eifelturm und dann den Bügel und …“ Julia und Sophie sind schon richtige kleine Experten. Die Schülerinnen haben viel Spaß an diesem Vormittag. Selbst Friedericke aus Wilthen hat ihre Cousine in die FuchsGalerie begleitet und es nicht bereut. „Am Nachmittag wollen wir noch ins Bad in Neustadt“, erzählt sie ganz aufgekratzt.
Die Frauen vom Verein haben sich mit der Vorbereitung ja auch sehr viel Mühe gegeben. „Wir wollten alte Spiele neu aufgreifen. Denn in der Ausstellung, in der wir uns hier befinden, ist auch viel altes zu sehen“, sagt Gudrun Kolb. Die Vereinsvorsitzende war bei den Recherchen selbst ganz überrascht, dass es sogar neue Bücher gibt, in denen die einzelnen Faden-Spiele samt ihrer Figurenvielfalt beschrieben werden. So hat sie nicht nur die Namen der Fadengebilde herausgefunden, sondern konnte den Kindern auch gleich entsprechende Anleitung bzw. bildliche Vorlagen anbieten.
„Natürlich haben wir den Kindern auch die Ausstellung mit den Arbeiten von Anne-Rose Säuberlich gezeigt. Ich habe ihnen den Webstuhl vorgeführt und erklärt und ihnen erzählt, wie schwer die Arbeit der Weber früher war“, erzählt Gudrun Kolb weiter. Am meisten Spaß machte den Grundschülern an diesem Vormittag aber, sich selbst auszuprobieren. Neben den Faden-Spielen bekam jedes Kind einen kleinen Webrahmen, auf dem es ein kleines Kunstwerk aus Faden, kleinen Holzstückchen und Federn zaubern konnte.
Michelle hat es inzwischen geschafft. Nun weiß sie wieder, wie der Zauberknoten funktioniert und demonstriert es stolz. Später zu Hause kann ja dann auch ihre Mutti helfen. Und wenn die den speziellen Knoten auch nicht hinbekommt, dann erinnert sie sich doch zumindest wieder an ihr altes Kinderspiel, das sie nun mit ihrer Tochter machen kann.