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Von Schwärmerei des Großvaters überzeugt

Frans Bauer war am Sonntag als Stargast der Starparade volkstümlicher Schlagermusik nach Görlitz gereist. „Ich habe hier Neuland betreten und bin aus Neugier auf diese Region schon einige Stunden früher angereist“, sagte der holländische Sänger.

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Von Frank Fischer

Frans Bauer war am Sonntag als Stargast der Starparade volkstümlicher Schlagermusik nach Görlitz gereist. „Ich habe hier Neuland betreten und bin aus Neugier auf diese Region schon einige Stunden früher angereist“, sagte der holländische Sänger. Daran wäre eigentlich sein Opa schuld, der in Leipzig geboren wurde und seinen Personalausweis in Görlitz ausgestellt bekam.

„Er erzählte mir von einer Stadt, die von einem Fluss durchquert wird und viele alte Bauwerke hat“. Nun hatte ihn die Vergangenheit eingeholt, und Frans Bauer überzeugte sich selbst davon, warum der Großvater damals von dieser historischen Stadt geschwärmt hatte. „Ich bin auch über die Grenze gegangen und habe dabei eine interessante Erfahrung gemacht.

Pflegebedürftige Häuser, aber freundliche Leute

„Das Stadtbild auf der anderen Seite sah für mich wesentlich pflegebedürftiger aus als die Häuser in Görlitz, aber nette und auskunftsbereite Menschen sind mir überall begegnet.“ Auf die Stadthalle angesprochen entgegnete Frans Bauer kurz und bündig: „Ein herrliches Bauwerk, das ich mit solch einer Fülle von Ornamenten und Skulpturen bisher noch nie gesehen habe“.

Auf der Bühne bewies der Mann aus proletarischem Elternhaus, warum er in fünf Jahren Gesangskarriere schon über fünf Millionen Tonträger verkauft hat. Der Schmelz seiner Stimme scheint tatsächlich eine Mischung aus Elvis Presley, Luciano Pavarotti und Julio Iglesias zu sein. Sänger, die seine künstlerischen Idole sind, weil man ihre Stimmen nicht kopieren kann. „Ich schaffe das auch nicht“, bekannte er, „aber wenn ich auf der Bühne stehe, dann will ich ihnen schon ein wenig nacheifern.“ Mit Liedern wie „Buenos dias, weiße Taube“, „Bella Donna“ oder „Wenn ein Stern . . . “, zauberte er manches bewundernde Lächeln auf die Gesichter des vorwiegend älteren Publikums.

Durch das Programm – es wurde vom 13-jährigen Zirkuskind Remo Frankello auf einer Trompete eröffnet – führte die bekannte Fernsehmoderatorin Ramona Leiß. Sie tat es nicht mit einer überschwänglichen Stimme und Heile-Welt-Floskeln, die eine gute Laune Stimmung herbeireden möchten.

Vielmehr kam die Moderatorin mit Aphorismen und Zitaten berühmter Zeitgenossen auf große und kleine Sünden dieser Welt zu sprechen und sorgte mit ihrem kühlen bayerischen Humor für manch nachdenkenswerte Momente an diesem Abend.

Während die Musik aus der Konserve eingespielt wurde, mussten sich die Sänger ohne Playback ihrem Publikum stellen. Schlagersternchen Astrid Harzbecker gebührte das Lob, bis zur Erschöpfung ihre Stimmbänder zu strapazieren. Aber es war eben nur ihr Einsatz und ihr Eifer, sich beim Publikum einzuschmeicheln, der wirklich überzeugen konnte.

Dafür beließ es der bekannteste deutsche Country-Sänger Tom Astor bei einer natürlichen Ausstrahlung. Mit seiner in die Jahre gekommenen Stimme legte er für die etwas jüngere Fangemeinde noch einmal solche „Klassiker“, wie „Guten Morgen Deutschland“ „Irgendwie wird’s schon gehen“ oder „Flieg junger Adler“, auf. Unverändert geblieben ist sein Markenzeichen, der dunkelblaue Cowboyhut.

Nichts von seiner filigranen Fingerfertigkeit hat Henry Arland eingebüßt. Der mittlerweile dienstälteste deutsche Senior auf der Klarinette spazierte mit 60 Jahren Routine buchstäblich leichthändig über die Tasten des Instruments und malte dabei einen musikalischen Bilderbogen, der vom Swing, über die Folklore, bis hin ins Land der Operette führte.

Sängerin Bianca will sich selbst treu bleiben

Den meisten Applaus des Abends verdiente sich die ungekrönte Königin der volkstümlichen Schlagermusik, Bianca. Nach dem Konzert erklärte sie, die eigentlich Herlinde Grobe heißt, warum sie sich für den Künstlernamen entschieden hat. „Ich bin blond, und Bianca bedeutet in der spanischen Sprache so viel wie blond“.

Sie stellte sich auch der Frage, warum sie trotz ihres außergewöhnlichen Stimmvolumens, trotz anspruchsvoller Lieder und 15 Jahren Bühnenkarriere bei Hitparaden und Grand Prix kaum Spitzenplätze erreichen konnte. „Ich bin nie Kompromisse eingegangen, nur um mir Vorteile zu verschaffen, und ich halte nichts vom aufgesetztem Schmusekurs gegenüber einer Jury oder dem Publikum“, stellte die Sängerin klar.

Sie wolle auf der Bühne mit Stimme und Ausstrahlung überzeugen, und wenn das nicht mehr reichen würde, um im Showgeschäft erfolgreich zu sein, dann müsse man eben durch Himmel und Hölle gehen.

Am Sonntagabend riss sie jedenfalls das Publikum mit Liedern wie „Hörst du die Glocken von Stella Maria“ „Wir sind alle Kinder dieser Erde“, oder „Ave Maria“ zu Begeisterungsstürmen hin.