Von Frank Fischer
Zur Premierenvorstellung Donnerstagabend haben zwei Herren den Einlass übernommen, die später auch für Nervenkitzel in der Manege sorgen. Hermann Sonntag ist 74 Jahre alt und in Schlesien geboren. „Dass ich nach so vielen Jahren mit dem Österreichischen National-Circus ‚Louis Knie‘ in die Nähe meiner Wurzeln zurückkehren würde, hätte ich mir nie erträumt“, sagt er.
Inzwischen liegen 53 Jahre Dompteurtätigkeit hinter ihm. Er weiß, dass Zirkus wie ein großer Familienbetrieb funktioniert. „Es gibt keine Rangordnung“, sagt er. Jeder hilft dort mit, wo er gebraucht wird. Die ertragreichen Zirkuszeiten sind vorbei, und so muss auch in dieser Branche gespart werden. Für ihn sei es kein Problem, ab und zu den Einlass zu übernehmen.
Zwei Stunden später begegnet er als Pit O`Hara mit seiner Tiger-Dressur dem Publikum. Auch inmitten der fauchenden Raubkatzen hat er nichts von seiner freundlichen Gelassenheit eingebüsst.
Acht Nationen sind vertreten
Egon L. Gano kommt aus Chemnitz und ist Jongleur. „Es ist lustig, wenn mich in der Pause Zuschauer fragen, ob ich nicht der Herr vom Einlass bin“, erzählt der Mann im weißen Sakko. Trotz Rentenalters bringt Gano die Bälle und Teller so einfallsreich und dynamisch zum Rotieren, dass das Publikum Zugaben fordert. Danach klopfen die Herzen dreier junger Zuschauer. Luisa, Laura und Tobias werden vom Maestro in die Manege gerufen und staunen, als sich auch auf ihren Fingerspitzen Teller drehen.
Künstler von acht Nationen gestalten das zweistündige Programm. 60 Tiere von vier Kontinenten bewegen sich unter der Zirkuskuppel. Monsieur Simon lässt Palominos, holländische Fries und edle Araber bei einer Pferdedressur nach seiner Pfeife tanzen. Das schwedische Duo „Caracas“ erzeugt mit Feuerspielen orientalisches Flair unter der Zirkuskuppel. Die russische Artistenschule präsentiert Tatjana Karamalenko mit ihrer Seilartistik. Francesco Dacapo bringt auf einer sieben Meter hohen Stuhlpyramide seinen Handstand souverän zur Ausführung und entschuldigt sich für die Sicherheitslonge – die sei Vorschrift.
Natürlich darf auch ein Clown nicht fehlen. Rudi heißt er und ist auf Publikumsnähe spezialisiert. Einige Damen und Herren kann er dann auch zum Ausflug in die Manege überreden. Dort stehen sie unter seiner Anleitung für den Bau einer Körperpyramide zur Verfügung. Nach der Vorstellung kann sich, wer möchte, mit Tigerbaby und Kamel fotografieren lassen.
Vorstellungen: Sonnabend, 16 Uhr und 19.30 Uhr, Sonntag: 15 Uhr