Von Ute Himmer
Die Besucher der Gaststätte „Mickennest“ im Hohnsteiner Ortsteil Kohlmühle wissen ganz genau, was die Stunde geschlagen hat. Schließlich steht vor der kleinen Kneipe eine hübsche Uhr. Besonders zu Silvester ist das nützlich. Denn die Uhrzeiger kann man selbst dann noch erkennen, wenn vielleicht Wein oder andere etwas hochprozentige Getränke den Blick auf die Armbanduhr etwas trüben. Und dass die Uhr richtig geht, dafür sorgt Reiner Neumann. Der 52-Jährige ist eigentlich von Beruf Schlosser und hatte mit Chronometern bisher nichts zu tun. „Doch vor zwei Jahren bin ich zum Uhrenvater geworden“, erzählt der Kohlmühler. „Ich wollte schon immer mal so alte Technik unter die Finger bekommen“, sagt Neumann.
Und Jörg Golke hat ihm dazu verholfen. Er ist der Chef vom „Mickennest“. „Die Uhr stand in der Garage herum“, erzählt Golke. Gekauft hatte sie sein Schwager. Das war vor 40 Jahren. Dieser sah sie in einer Scheune stehen. „Weil sie ihm gefiel, erwarb er sie“, berichtet Golke weiter. Vor zwei Jahren fand er, dass der Zeitmesser ans Tageslicht gehörte. „Ich dachte mir, die Uhr könnte eine kleine Attraktion für unsere Gaststätte werden.“ Denn auf dem Uhrengehäuse stand das Jahr 1772.
Uhr scheint 235 Jahre alt
Bei seinen weiteren Recherchen konnte Golke zwar nicht herausbekommen, wo die Uhr gebaut worden war. Aber ermittelt hat er, dass sie mit einer besonderen Hemmung ausgestattet ist. Diese regelt die Ganggeschwindigkeit, ob sie vor, nach oder auch genau geht.
Der Wirt ist sehr stolz auf die Uhr. „Sie geht sehr gut. Nur ab und zu muss Schlosser Neumann ran.“ Der hat sich mittlerweile richtig mit der Mechanik vertraut gemacht und dies zu seinem Hobby erkoren. „In der Uhr ist keine Feder, sie geht mit Gewichten“, verrät er etwas über das Innenleben. Auch, dass es gar nicht so einfach ist, neue Teile anzufertigen. Das hat er bei einem Zahnrad mitbekommen. „Da kann ich nicht nur die Anzahl der Zähne und den Raddurchmesser ermitteln und danach das neue Rad bauen“, sagt er. „Ich muss auch schauen, ob das Rad vielleicht geeiert hat, an welcher Stelle es mehr abgenutzt war.“ Neumann kann hier nach Herzenslust knobeln und tüfteln. Und das macht ihm riesigen Spaß.
Damit die Uhr vor Wind und Wetter etwas geschützt ist, baute die Familie ihr einen Turm. Und obenauf kam ein handgearbeiteter Wetterhahn aus Kupfer, erzählt der Gastwirt. Damit er die Uhr nicht jeden Tag aufziehen muss, hat Neumann jetzt ein Teilchen angebaut, das die Gewichte elektrisch hochzieht. Dennoch hat er immer ein waches Auge auf das gute Stück.