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Vorbei mit der Beschaulichkeit?

über die Gefühlswelt nach dem Pulverfund

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Thomas Riemer

Großenhain – das beschauliche Städtchen im Grünen. Und nun das: Ein Unbekannter wirft einen Umschlag mit weißem Pulver in den Briefkasten der Sparkasse. Mitten im Stadtzentrum. Vielleicht sogar am hellichten Tag. Ist dies nun die Tat eines Verrückten, eines Gestrandeten, eines Enttäuschten oder eines Betrunkenen? Das wissen wir nicht, und genau das macht so manchen sicherlich unruhig.

Als Schabernack abtun – das wäre wohl zu einfach. Die Tat ins große Weltgeschehen nach den Anschlägen in Boston oder anderswo einzureihen – eher vermessen. Was sie indes bei den Beteiligten auslöst, ist nicht abzusehen. Dass es der Sparkassenmitarbeiterin offenbar gut geht, ist sicherlich die beste Nachricht des Tages. Wie es im Inneren der Feuerwehrleute, Polizisten und Katastrophenschützer aussieht, wissen wir nicht. Dass dieser oder jener gestern mit einem flauen Gefühl in der Magengegend ins Bett gegangen ist, ist jedoch denkbar. Ganz davon abgesehen, dass mit dem ominösen Brief für mehr als zwei Stunden das innerstädtische Leben quasi lahmgelegt wurde: eine geschlossene Sparkasse, ein beeinträchtigter Rathausbetrieb, umzuleitender öffentlicher Verkehr, Flaute auf dem Wochenmarkt.

Harm- und schon gar nicht folgenlos ist die Sache also nicht. Deshalb wäre es gut für alle, wenn sie bald aufgeklärt ist. Auch wenn Großenhain vielleicht nicht der Nabel der Welt ist – aber eben halt die beschauliche Stadt im Grünen.