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Vorerst kein Büro im Schloss

48 der 70 Stadträte haben gestern Abend ein Büro Unesco Weltkulturerbe im Lingnerschloss abgelehnt.

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Von Bettina Klemm

Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) musste im Stadtrat eine bittere Niederlage einstecken. Energisch hatte er dafür gekämpft, eine Arbeitsgrundlage für den Umgang mit dem Unesco-Weltkulturerbe zu schaffen. „Das Weltkulturerbe Dresdner Elbtal erstreckt sich von Übigau bis Pillnitz, und es ist eine sich entwickelnde Kulturlandschaft“, sagte der OB. Das erfordere das Zusammenwirken von Wirtschaft und Verwaltung, von mehr als 300 Vereinen, die Förderung von Bürgerengagement, Betreuung von Fachbesuchern sowie Bildung einer Stiftung. Das könne kein Rathausmitarbeiter nebenbei erledigen. Deshalb sollte ein Büro – neudeutsch Promotion-Office – mitten im Welterbegebiet im Lingnerschloss eingerichtet werden. Mit der Mietzusage dafür hätte der Förderverein für das Schloss den nötigen Kredit erhalten, um einen Teil des Gebäudes zu sanieren.

Doch die CDU-Fraktion sah das anders. „Das ist ein zu teurer Weg. Wir haben im Rathaus genügend Räumlichkeiten. Und Personal gibt es dort auch, wozu noch eineinhalb Arbeitsplätze mehr schaffen?“, argumentierte CDU-Stadtrat Martin Modschiedler. „Wir verschließen uns nicht grundsätzlich einem Promotion Office, wenn das nötige Geld dafür da ist“, sagte Angelika Zerbst von der PDS. „Bei dem Beschluss zum Haushalt hielten wir aber die Weihe der Frauenkirche und die 800-Jahrfeier für wichtiger, das sind auch Anlässe, wo die Welt auf uns schaut.“ SPD-Fraktionschef Peter Lames spottete über die Allianz der „Konservativen und Stockkonservativen“. Seine Fraktion sprach sich grundsätzlich für das Büro aus, stimmte aber dagegen, weil die Stadt keinen Vorschlag zur Finanzierung vorlegen konnte.

„Die vielen Aufgaben zu vernetzen, kann nachweislich weder die Verwaltung noch die Tourismus GmbH leisten“, sagte Christiane Filius-Jehne von den Grünen. Diese Argumentation unterstützte auch Jan Mücke von der FDP Als sich am Ende eine Niederlage abzeichnete, sagte Roßberg, dass der Stadtrat mit der Ablehnung dem Weltkulturerbe nicht gerecht werde.