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Vulkanasche macht Wismut Strich durch die Rechnung

Fünf Jahre länger als geplant dauert der Vortrieb nun schon. Schuld ist bröseliges Gestein.

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Von Annett Heyse

420 Meter noch. Bohren, Sprengen, Wegräumen, Wände sichern, Spritzbeton darauf verteilen, wieder bohren. „Klingt eigentlich immer nach derselben Arbeit, ist aber jedes Mal anders“, sagt Andreas Guhr. Er ist der erste Steiger im Wismut-Stolln, der das Gitterseer Grubenrevier entwässern und eigentlich 2009 fertig sein sollte. Doch jetzt sind die Bergmänner immer noch mittendrin. Zwar konnten vom Startpunkt unter dem Freitaler Osterberg inzwischen alle 1 911 Meter bis zum Tiefen Elb-stolln aufgefahren werden. Aber Richtung Gitterseer Revier liegen immer noch besagte 420 Meter vor den Hauern. Vor wenigen Tagen haben sie den Eichbergweg und die Trasse der Windbergbahn gekreuzt und befinden sich jetzt unter den Kleingärten zwischen Bahndamm und Leisnitz.

Komplizierte Geologie

Was den Zeitplan so in Verzug brachte, ist uralte Vulkanasche, Tuff genannt. Und Tonschiefer, der darunter liegt. Beide sind nicht standfest, wie der Bergmann dazu sagt. Sie sind bröselige Gesteinsarten, wo sie auftauchen, müssen die Firste und die Stöße – also Decke und Wände – zusätzlich gesichert werden. Für Steiger Guhr und seine Männer bedeutet dies viel Mehrarbeit. Jeder Quadratmeter des Stollens muss verankert, mit Baustahlmatten gesichert und mit Spritzbeton ausgegossen werden. Inzwischen hat sich der Zeitverzug auf vier Jahre summiert: „Wir rechnen damit, dass wir im April/Mai 2014 fertig sind“, sagt der Steiger. Dann müsse noch die gesamte Technik, also Maschinen, Belüftungsanlagen, Pumpen und Stromversorgung, aus dem Berg geschafft werden. Guhr: „Das wird sich noch bis Ende 2014 hinziehen.“

Mit der Bauzeit steigen die Kosten. 15 Millionen Euro waren zunächst veranschlagt. „Rund 22 Millionen Euro werden es am Ende wohl sein“, schätzt Wismut-Geschäftsführer Stefan Mann ein. Konnte man das nicht eher wissen? Der Wismut-Chef schüttelt den Kopf. „Es gab Erkundungsbohrungen, nach deren Ergebnissen wir mit mehr Porphyrit, also standfesterem Gestein, gerechnet hatten.“

Hätte man über das geologische Chaos unter Freital genauer Bescheid gewusst, wäre der Stollen trotzdem so angelegt worden, versichert Mann. „Wir sind auf eine komplizierte Geologie gestoßen, schlimmer kann es eigentlich nicht kommen. Trotzdem war die Entscheidung für den Stollen richtig.“ Denn auf die Dauer gesehen spart man viel Geld: Wasser, das heute noch recht kostenintensiv in den Kaitzbach gepumpt wird, plätschert dann wie ein Bach über den Wismut-Stolln zum Tiefen Elbstolln bei Zauckerode und von dort Richtung Elbe.