Nach zwei Jahren steigen ab 1. August 2020 erstmals wieder die Preise für Fahrkarten im Verkehrsverbund Oberelbe. Dafür hatte im Dezember 2019 im Zentralgasthof Weinböhla eine Mehrheit innerhalb der Zweckverbandsversammlung des VVO gestimmt. Die Vertreter der Landkreise Meißen, Bautzen sowie Sächsische Schweiz Osterzgebirge sprachen sich dafür aus. Die Stadt Dresden enthielt sich der Stimme.
Preiserhöhung beim VVO - so teuer werden die Tickets:
- Durchschnittlich sollen die Preise in der Folge um 3,88 Prozent nach oben gehen.
- Konkret verteuert sich etwa die Einzelfahrt um zehn Cent auf 2,50 Euro.
- Für längere Fahrten durch mehrere Tarifzonen geht der Preis der Einzelfahrt um 20 bis 40 Cent nach oben.
- Die Viererkarte bleibt trotz einer Anhebung um 40 Cent auf neun Euro eine preiswerte Alternative für Gelegenheitsfahrer.
- Tageskarten für eine Tarifzone werden erstmals seit sechs Jahren um 50 Cent teurer, für längere Strecken sowie für Familien und kleine Gruppen hebt der Verbund die Preise um einen bis zwei Euro an.
- Wochenkarten bleiben im Preis stabil.
- Monats- und Abo-Monatskarten, 9-Uhr- und 9-Uhr-Abo-Monatskarten werden durchschnittlich um 3,3 Prozent teurer. So wird beispielsweise die Abo-Monatskarte für Dresden, die Preisstufe A1, um 1,80 Euro erhöht und kostet dann 53,70 Euro.
Ziel des Beschlusses ist es nach Angaben des VVO, zusätzliche Einnahmen in Höhe von 7,3 Millionen Euro zu generieren. Dies wird unter anderem nötig durch höhere Ausgaben für die Gehälter der Beschäftigten in den regionalen Busbetrieben. Verdi und der Arbeitgeberverband Nahverkehr hatten sich im Frühjahr darauf geeinigt, sachsenweit rund 3.000 Mitarbeitern rückwirkend ab März 140 Euro mehr im Monat zu zahlen. Von Februar an erhalten Arbeitnehmer, welche seit mindestens 15 Jahren im Nahverkehr arbeiten, zudem die von der Gewerkschaft geforderten 15,66 Euro Stundenlohn. Ab Februar 2021 steigt das Entgelt auf 16 Euro pro Stunde. Auch Azubis spüren einen deutlichen Zuwachs in der Lohntüte.
VVO-Chef Burkhard Ehlen wies in der dem Beschluss vorangehenden Diskussion den aus der Dresdner Politik kommenden Vorwurf zurück, die Preise zu erhöhen, ohne das Angebot zu verbessern. In einem längeren Vortrag zählte er auf, wie auf den Pendlerachsen im Dresdner Raum die Takte sowohl auf S-Bahn- als auch Regionalbahnlinien und im Busverkehr in jüngster Zeit verdichtet wurden. Dazu komme der Ausbau zahlreicher P+R-Plätze.
Dieser Prozess setzt sich zum Fahrplanwechsel fort. Ab 15. Dezember fährt in Kamenz die Linie 22 häufiger durch das Gewerbegebiet „Am Ochsenberg“und stellt damit auch zu den Schichtwechselzeiten des Batterieherstellers Accumotive eine direkte Verbindung zum Bahnhof her. In Ottendorf-Okrilla erschließt die Linie 317 künftig mit zahlreichen Fahrten, jeweils mit Anschluss von und nach Dresden am Bahnhof Ottendorf-Okrilla Süd, das Gewerbegebiet mit über 6.500 Arbeitsplätzen. Darüber hinaus wird das Netz der Plusbus-Linien weiter ausgebaut: Zukünftig tragen die Linien 102, Bautzen – Kamenz sowie die Linie 305 im Abschnitt Bischofswerda – Radeberg das markante Pluszeichen in der Anzeige. „Die Busse dieser Linien fahren montags bis freitags mindestens 15 Mal in jede Richtung, an Samstagen sechs Mal und an Sonntagen mindestens vier Mal“, erläutert Burkhard Ehlen.
Zudem hat die Verbandsversammlung beschlossen, die bestehenden Verkehrsverträge mit der DB Regio für die Nationalparkbahn und den Regionalexpress „Bohemica“ bis Dezember 2023 zu verlängern. Beide Linien werden bis dahin gemeinsam mit dem Bezirk Aussig (Ústí nad Labem) neu ausgeschrieben. Für das Netz Elbe-Elster wird der VVO die mögliche Verlängerungsoption ziehen und die drei Linien Dresden – Hoyerswerda, Dresden – Elsterwerda sowie Dresden – Cottbus von Dezember 2022 bis 2026 weiterhin von der DB Regio betreiben lassen. Der Zweckverband stellt für die Vertragsverlängerungen über die Laufzeit rund 65 Millionen Euro zur Verfügung.
Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) erklärte das Abstimmungsverhalten der Landeshauptstadt damit, dass der Bedarf für den Preissprung zwar unstrittig sei. Doch dieser komme angesichts des Kampfes gegen den Klimawandel zur Unzeiten und mache Bus und Bahn unattraktiv. "Ein Umsteuern ist notwendig", so der Liberale.
Gute Nachrichten kommen aus Weinböhla außerdem für die Nutzer der insolventen Städtebahn: Mit der Transdev-Gruppe, die seit 1. Oktober für das Dieselnetz verantwortlich ist, wurde ein verbindlicher Zeitplan zur vollständigen Wiederaufnahme des Eisenbahnverkehrs nach der Insolvenz der Städtebahn vereinbart.
- Hintergrund: Transdev löst Städtebahn ab
Ein ganzes Bündel an Maßnahmen, insbesondere der Abschluss eines Instandhaltungsvertrages und der Einsatz zusätzlicher Triebwagen aus anderen Netzen der Transdev Gruppe werden nun dafür sorgen, dass ab dem 13. Januar wieder Züge im Abschnitt Dresden – Ottendorf-Okrilla der Regionalbahn RB 33, ab dem 20. Januar wieder auf der gesamten Strecke bis Königsbrück fahren. Auf der Linie RB 71 werden ab 10. Februar im Abschnitt Pirna – Sebnitz, ab 2. März 2020 erneut auf der kompletten Strecke bis Sebnitz Züge eingesetzt. „Die Probleme bei der kurzfristigen Übernahme des Verkehrs hätten alle Betreiber gehabt“, erklärt Burkhard Ehlen, Geschäftsführer des VVO. „Wir erwarten, dass mit den beschlossenen Maßnahmen entsprechend des vereinbarten verbindlichen Zeitplans die Züge auf allen Linien bald planmäßig rollen.“