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Wachsamkeit nach Beinahe-Vergiftung

In Bautzen kamen letzte Woche Hortkinder ins Krankenhaus, nachdem sie Samen von Goldregen probiert hatten. Auch hiesige Erzieher sind alarmiert.

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© dpa

Von Hans Leonhardt und Ina Förster

Goldregen ist herrlich anzuschauen. Aber gefährlich, wenn man nicht weiß, wie giftig die Pflanze ist und wie gefährlich sie dem Menschen werden kann. Bautzner Hortkinder hatten jetzt vom Samen des Goldregens genascht. Sie wurden in die Kinderklinik gebracht. Zum Glück erlitten sie keine schweren Vergiftungen. – Erzieherinnen in der Region sind dennoch gewarnt. Eine Umfrage der SZ in Einrichtungen rund um Kamenz ergab: Die Wachsamkeit ist hoch und nicht erst seit dem unglücklichen Geschehen in Bautzen. Die Kita-Leiterinnen erklärten unisono, es werde im Interesse der Sicherheit der Kinder streng darauf geachtet, welche Pflanzen in den Gärten der Kinderhäuser wachsen. Goldregen ist nirgendwo dabei.

Auch im Kinderhaus Langes Gässchen in Kamenz schaut man genau auf das, was angepflanzt wird. Da die Elterninitiative zu den Arbeitseinsätzen des Öfteren selber zupackt, schauen auch bekanntlich viele Augen auf das, was da so wächst. Außerdem wird die Arbeit in der freien Natur in der Einrichtung groß geschrieben. Bei Erzieherin Anke Harder lernen die größeren Kinder regelmäßig, welche Kräuter und Pflanzen es überhaupt gibt. Und auch, welche man nutzen kann. Beziehungsweise, welche giftig sind.

Kontrolle auf öffentlichen Spielplätzen

Denn Goldregen kann allerdings überall stehen, auch außerhalb der für kleine Neugierige geschützten Räume. Genauso wichtig wie die Kontrolle in Kita-Gärten oder auf öffentlichen Spielplätzen ist, dass die Kinder also rechtzeitig lernen, wovon sie Abstand nehmen müssen. Auf den großen Spielplätzen in Kamenz können Kinder unbesorgt tollen. Zumindest Goldregen hat die SZ dort bei einem Rundgang nicht entdeckt. Trotzdem sollten Eltern, Großeltern und andere Begleitpersonen immer ein Auge auf die Kleinen haben. Auch in vielen privaten Gärten wächst Goldregen als Zierpflanze, eben weil er so attraktiv aussieht.

Bloß die Optik ist leider nur das eine. Goldregen ist eines der giftigsten Gewächse überhaupt. Mitarbeiter des Botanischen Sondergartens Hamburg haben sie in Abstimmung mit der Öffentlichkeit 2012 zur giftigsten Pflanze in Deutschland gekürt. Ihre Samenhülsen werden gern mit den Schoten von Erbsen verwechselt und in Unkenntnis – wie von den Kindern in Bautzen – genascht. Wer viele Samen isst, kann sich damit schwer vergiften, Krämpfe zuziehen oder einen Kreislaufschock erleiden. Zuerst treten Übelkeit, Erbrechen, Zittern und Schwindel auf. Schon beim ersten Verdacht sollte sofort ein Arzt gerufen werden.

Den unschönen Titel giftigste Pflanze des Jahres tragen auch andere Schönheiten: In diesem Jahr muss der Rittersporn damit leben. 2014 war das Maiglöckchen Giftpflanze des Jahres in Deutschland. Diese Wahl gibt es seit 2005.