Kamenz. Seit mehreren Wochen laufen die Wiesaer für eine Grundschule am Schulplatz Sturm. Dies kommt nicht von ungefähr. In allen Statements wird tatsächlich das Schicksal des innerstädtischen Standortes mit dem eigenen in der Bischofswerdaer Straße verbunden. Ganz so, als stünde die Schließung der 4. Grundschule in Wiesa geradezu bevor. Alle Verantwortlichen dementieren dies energisch, um nur noch mehr Stellungnahmen aus dem kleinen Ortsteil auszulösen. Nach dem Motto: „Was kümmert uns guter Wille, wenn am Ende doch die Fakten sprechen werden.“
Und Fakt ist: Die Zahl der ABC-Schützen in Kamenz ist weiter gesunken. Die Planung geht nur noch von maximal fünf Zügen an Erstklässlern aus. Wie lange sind unter diesen Bedingungen drei Grundschulen überhaupt zu halten? Diese Frage geht um – auch ungestellt, geschweige denn beantwortet. Und die Wiesaer sehen die Chancen für ihre kleine Dorfschule mittelfristig schwinden, je weiter ein zweiter Grundschulstandort in den Kamenzer Süden rückt. Zum Beispiel auf den Gickelsberg. Nimmt man die jetzt sich abzeichnenden Schulen in der Fabrikstraße, in der Humboldtstraße und in der Bischofswerdaer Straße, so ergibt sich auf dem Stadtplan tatsächlich ein starkes Ungleichgewicht. Darauf werden nach dem Ende der 2. Grundschule in der Neschwitzer Straße vor allem die Eltern aus Bernbruch verweisen. Allerdings hielt sich die Resonanz auf die seit Wochen geführte Debatte im Einzugsgebiet der 1. Grundschule selbst überraschend in Grenzen. Dafür – wie gesagt – powern die Wiesaer für ihre Einrichtung im Dorfmittelpunkt:
Aus leserbriefen
Christine Speich: . Das Konzept auf dem Gickelsberg gefällt sicherlich: Lernen im Grünen, Raum für Projekte und für Kreativität, Lösung von den Mittelschulklassen. Doch wer trägt die Kosten für den notwendigen Umbau der Gickelsbergschule und vor allem für die Sicherung des gefährlichen Schulweges? Für Grundschüler, die gerade das erste Mal bewusst und selbstständig am Straßenverkehr teilnehmen, ist die Pulsnitzer Straße ein harter Brocken. Außerdem steht die Frage, woher die vielen Grundschüler dann kommen sollen, die dieses große Grundschulzentrum am Rande der Stadt besuchen? Die Grundschule Wiesa würde dem vermutlich doch zum Opfer fallen.
Ralf Bräuer: Der Umzug der Mittelschule an den Schulplatz macht sich erforderlich, weil der Standort Gickelsberg bei Eltern und Schülern wenig Resonanz findet. Ändert sich diese Einstellung zukünftig? Sind die betroffenen Eltern wirklich bereit ihre Kinder in einer Grundschule Gickelsberg anzumelden? Nicht alle Eltern können ihre Sprösslinge jeden Tag bis vor die Schultür fahren. Es wird für die Stadträte sicherlich schwer eine optimale Entscheidung zu treffen. Der Bildungsauftrag kann aber nur erfüllt werden, wenn der Schulstandort auch von den Eltern angenommen wird.
Martina Laube: Die 1. Grundschule als Lernort für Kinder der Grundschule und der 1. Mittelschule ist nicht wegzudenken aus der Kamenzer Innenstadt. Seit Jahren lernten und lernen Schüler verschiedener Jahrgangsstufen an dieser Einrichtung und verließen mit entsprechenden Abschlüssen diese Schule. Gerade das Miteinander von jüngeren und älteren Schülern, das gegenseitige Aufmerksamsein und Rücksicht nehmen, fördert soziale Kompetenz. Und was passiert mit dem Schulplatz, wenn sich der Landkreis aus Kostengründen nur noch für eine dreizügige Mittelschule auf der Saarstraße entscheidet? Wollen wir Kamenzer dann nur zweimal im Jahr, zum Forstfest, die Türen dieser traditionsreichen Schule öffnen? Undenkbar!