Von Sarah Reichelt
Das Palmenhaus im Schlosspark Pillnitz hat neue Bewohner. Drei kleine Chinesische Zwergwachteln verstecken sich unter den Pflanzen und scharren emsig in der Erde. Die weißen Federknäuel sind auf der Suche nach ihrer Leibspeise: Eier von Raupen und Heuschrecken. Für Gartenmeister Wolfgang Friebel sind die Vögel nicht nur niedlich, sondern nützlich. „Wir versuchen, somit die Schädlinge im Palmenhaus auf natürliche Weise zu minimieren“, erklärt der 61-Jährige. „Vor allem die Eier der Eulenraupe picken die Wachteln aus dem Boden.“ Dieser Schädling sei in Gewächshäusern eine Plage, da er sich ohne natürliche Feinde, wie zum Beispiel der Kälte, ungestört vermehren könne.
Die Idee, Wachteln als Schädlingsbekämpfer einzusetzen, kommt vom Botanischen Garten. Hier hätten Besucher vor einigen Jahren kleine Wachteln in einem der Gewächshäuser ausgesetzt, so Wolfgang Friebel. Auch ein Zettel sei zurückgelassen worden. Auf dem wünschten sich die alten Besitzer ein schönes, neues Zuhause für die Tiere. Diesem ungewollten und für Tierfreunde verantwortungslosen „Geschenk“ konnte der Botanische Garten dennoch eine positive Seite abgewinnen. Denn die Wachteln erwiesen sich als nützliche Schädlingsbekämpfer. Inzwischen haben sich die Chinesischen Zwergwachteln vermehrt, und der Botanische Garten hat dem Pillnitzer Schlosspark drei Exemplare geschenkt. Dort passen sie gut ins Konzept. „Mit Chemie hatten wir vor drei Jahren keinen Erfolg“, sagt Gartenmeister Wolfgang Friebel. „Seitdem setzen wir auf Larven von Marienkäfern oder Florfliegen, um lästige Wollläuse oder Spinnen loszuwerden. Und jetzt haben wir noch die Wachteln.“
Wenn Besucher künftig durch das Palmenhaus schlendern, sollten sie also achtgeben, um nicht auf die kleinen Geschöpfe draufzutreten. Außerdem sollte man sich ruhig verhalten und die Vögel nicht auf Krampf suchen. Die müssen sich nämlich erst an den Besucheransturm gewöhnen. „Vor allem montags merkt man, dass sie vom Wochenende noch etwas verstört sind“, sagt Wolfgang Friebel. „In der Woche sind sie zutraulicher und kommen öfters aus ihren Verstecken.“ Dann kann sie der Gartenmeister auch füttern. Denn neben dem „Selbst-Erpickten“ bekommen die kleinen Wachteln jeden Morgen noch etwas Wellensittichfutter.