Von Susanne Sodan
Mitte Januar hieß es „Vorhang auf!“ für die Wagner-Ausstellung im Jagdschloss Graupa. Weil Richard Wagner neue Bühnentechniken liebte und nutzte, wird folgerichtig auch in der Wagner-Stätte nun auf moderne Technik gesetzt, auf Computer und Multimedia.
Die Resonanz ist gut. Zur Ausstellungseröffnung am 13. Januar waren 1 200 Besucher zu Gast in Graupa, dem kleinen Ort, in dem Richard Wagner 1846 drei Monate lang ausspannte und am Entwurf der Oper „Lohengrin“ arbeitete. Ein kurzer Aufenthalt, der in Graupa in diesem Jahr für mächtig Furore sorgt und dies auch weiterhin tun soll. Wie aber sieht es aus nach dem ersten Ansturm?
Der hat sich gelegt, gut besucht ist die Ausstellung aber immer noch. Aktuell finden unter der Woche bis zu 60 Besucher täglich in die Dauerausstellung, am Wochenende über 200. Das erste Gästebuch ist bereits voll, sagt Sabine Saft, Leiterin der Richard-Wagner-Stätten Graupa. Positiv bewerten die Besucher vor allem das multimediale Konzept der Ausstellung. An verschiedenen Audio- und Videostationen kann man Wagners Werke interaktiv erleben. Virtuelle Animationen, Touchscreens, Hologramme – die Ausstellung setzt auf emotionale Vermittlung. „Das ist einfach Wagner, seine Musik, seine Dichtung“, sagt Sabine Saft. „Die Werke sprechen Emotionen an. Dieses Bild will die Ausstellung repräsentieren.“ Dank kreativer Gestaltung und Technik ist es gelungen, „Wagner in Sachsen“ trotz schwieriger Exponat-Situation darzustellen – eine kontinuierliche Sammlung zu diesem Thema gibt es nicht.
Kritische Anmerkungen bleiben dennoch nicht aus. So bemängeln die Besucher zum Beispiel, dass problematische Punkte im Lebenslauf Wagners – wie sein antisemitisches Denken – vernachlässigt wurden. „Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt bei dem Wirken Wagners in Sachsen. In diesem Rahmen können wir nur Schlaglichter aufzeigen“, erklärt Katja Pinzer-Müller, wissenschaftliche Mitarbeiterin in Graupa, dazu. „Uns geht es auch darum, die individuelle Auseinandersetzung mit Wagner anzuregen. Kritik und Diskussionen zeigen uns auf der anderen Seite Möglichkeiten auf, die Ausstellung weiterzuentwickeln. Das Konzept ist nicht absolut.“
Um auch in Zukunft für Besucher attraktiv zu bleiben, setzen die Macher auf ein breites Veranstaltungsangebot: Liederabende, Vortragsreihen, Konzerte und Gastspiele. Der Veranstaltungsplan ist voll. Im Sommer finden vom 28. Juni bis 13. Juli rund um das Lohengrin-Haus und das Jagdschloss die „Richard-Wagner-Spiele“ statt – Bayreuth im Kleinen.
Die große Herausforderung wartet aber 2014, weiß Ausstellungsleiterin Sabine Saft. „Noch profitieren wir vom großen Interesse, das das Wagner-Jubiläum ausgelöst hat. Das Jahr müssen wir nutzen, um regional und überregional im Gespräch zu bleiben.“ 30 000 Euro pro Jahr sollen über Eintrittsgelder eingespielt werden, das ist eine Herausforderung. Jetzt heißt es deshalb: Netzwerke ausbauen und nutzen. Neben fest eingeplanten Veranstaltungen steht das Ziel, kontinuierlichen Kontakt zu den Wagner-Museen in Eisenach, Tribschen, Bayreuth und Venedig aufleben zu lassen. Auch die Verbindungen zu Dresden, wo Wagner seine Kindheit und Jugend verbrachte und später einige Premieren-Erfolge feierte, sollen noch enger geknüpft werden.
Neben Ausstellungs- und Veranstaltungsort soll Graupa auch als Forschungsstätte dienen. Zwei Stipendiaten-Wohnungen stehen für Wissenschaftler und Wagner-Forscher zur Verfügung. Demnächst zu Gast: Jens Neubert, Regisseur für Opern und Filme.
Neue Öffnungszeiten ab 1. März: Montag bis Freitag 10 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag: 10 bis 18 Uhr, Schließtag Dienstag entfällt.