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Waidmannsheil ohne Schüsse

Reichstädt. Die Schlepp- jagd-Premiere mit Hundemeute war ein Erlebnis für Reiter und Publikum.

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Von Wenke Vogeley

Zwei Dutzend Reiter und eine Hundemeute jagen einen Fuchs. Sie sind am Sonnabend schon fünf Stunden in den Hügeln um Beerwalde und Ruppendorf unterwegs. Und 15 Mal holen sie ihn ein. Der „Fuchs“ ist in Wirklichkeit ein Reiter mit einem Kanister Anis-Schnaps in der Satteltasche.

Das Behältnis leckt und lockt so 52 Jagdhunde auf die Fährte. In Deutschland ist eine Jagd mit Hundemeute schon lange verboten. Aber die Freude an der Tradition und einem gemeinschaftlichen Ausritt mit Hunden, wo Aufgaben zu bewältigen sind, ist geblieben.

Es ist das erste Mal, dass sich Reiter aus der Region hier zur Schleppjagd treffen. Veranstaltet wurde der Ausritt vom „Reiter- und Fahrverein Obercarsdorf und Umgebung“ und dem „Kreisreiterverein Weißeritzkreis“. Die Hunde gehören zur „Geiseltal-Beagle-Meute“ aus Göst in Sachsen-Anhalt.

Denise Göhler (32) vom Reiterhof im Obercarsdorf organisierte die Jagd mit. Nun erklärt sie den Ablauf der Schleppjagd: „Ein Reiter spielt den Fuchs und legt mit dem Anislikör die Schleppe. Ihm spürt die Hundemeute nach, die von fünf Reitern, den Pikören, beaufsichtigt wird. Dann kommen die anderen Reiter. Ist die Schleppe gelegt, dürfen nach einem Hornsignal die Hunde losstürmen, danach die Reiter. Auf diese Art wurden im Gelände 14 Punkte angeritten. Ein paar Hindernisse auf der Strecke wie Bäume und Sträucher geben zusätzliche Abwechslung.“

Die Dresdnerin Rita Schewe (66) konnte bereits einen Blick erhaschen: „Das sah herrlich aus, wie die da so über die abgeernteten Felder preschen, die kleinen Beagles vorneweg,“ schwärmt sie.

Zuvorderst die Hunde

Gegen 16 Uhr, nach einem 30 Kilometer langen Ritt, ist Reichstädt erreicht. Zuvorderst hecheln die kleinen Hunde. Sie werden von fünf Reiterinnen mit langen Schleifen am Hut, den Huntsladies, beaufsichtigt. Die anderen Reiter, alle in dunkler Jacke und weißen Hosen, folgen in Zweier-Reihe. Sie versammeln sich im Kreis. Im Hof des alten Jagdschlosses könnte das Ambiente nicht besser sein. Die Schaulustigen sind beeindruckt. Ruth Kadner aus Reichstädt: „Es ist wunderschön. Wie diese edlen Pferde in den Hof einritten … So was sehe ich zum ersten Mal.“ Ihr Mann Heinz ergänzt: „Und wie diszipliniert die Hunde sind, das ist unglaublich.“

Die Reiter erhalten zum Abschluss als Dank symbolisch den „Bruch“, einen Zweig. Dann ruft der Anführer der Jagd „Dank an die Hunde!“ und wirft Rinderpansen als Belohnung in die Meute. Im Staub gibt es ein Zerren und Ziehen um die Bissen. Die Reiter schauen zu. Ab und an knallen die Peitschen der Huntsladies über den Beagles.

Der gebürtige Franzose Lewin von Seelhorst (76) reitet zum ersten Mal auf einer Schleppjagd in Deutschland mit. „Ich finde, es war sehr gut organisiert, der technische Parcours war einwandfrei und die Traditionen wurden bis ins kleinste Detail befolgt, als wenn es sich um eine wirkliche Jagd gehandelt hätte. Außerdem ist die Strecke landschaftlich sehr schön“, sagt der Neu-Dresdner.