Von Jenny Thümmler
In den Wäldern rings um Niesky kommt die Feuerwehr derzeit nicht zur Ruhe. Seit Tagen lodern dort immer wieder Feuer auf, erst gestern brannte wieder eine Fläche von 50 mal 100 Metern. Gefährliche Sache bei derzeit Waldbrandwarnstufe 5. Da kann ein kleines Glimmen schnell zu einem großen Feuer werden. Die Polizei ermittelt bereits in acht Fällen im Raum Niesky wegen Verdachts auf Brandstiftung. Gleiches gilt für das Feuer, das am Mittwoch im Wald nahe der Blauen Lagune am Berzdorfer See ausgebrochen war.
Aufmerksam schauen daher derzeit auch die Feuerwehrkameraden in Neißeaue in die Wälder. Schließlich gehören mehr als 20 Hektar Wald zur Gemeinde, und die Waldbrandgefahr ist im Norden des Landkreises immer etwas höher als im Süden. „Bisher aber toitoitoi, alles gut“, sagt Enrico Neu, Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr von Deschka und Zentendorf. „Wir hatten auch in den vergangenen Jahren viel Glück.“ Nur hin und wieder habe es Fehlalarme gegeben, weil Rauchsäulen aus polnischen Wäldern aufstiegen. Das größte Feuer, an das er sich spontan erinnern kann, war der Brand eines Feldes an der Zentendorfer Eisenbahnbrücke im Juli 2006, als zehn Hektar Weizenfeld niederbrannten. Auch der angrenzende Wald wurde damals in Mitleidenschaft gezogen.
Generell hat die Feuerwehr keine Probleme mit Leichtsinnigkeit von Bürgern im Wald. Sie kennen die Verhältnisse und verhalten sich bei trockenen Wäldern entsprechend zurückhaltend, hat Enrico Neu beobachtet. Ein Problem seien eher die Städter, die eben genau in kritischen Zeiten Pilze und Beeren sammeln oder fernab der Wege mit dem Hund Gassi gehen wollen.
Mehrere Experten äußern sich wohlwollend über die heutigen Regelungen, dass keine kostspieligen und zeitaufwendigen Brandwachen wie zu DDR-Zeiten mehr eingerichtet werden, sondern jeder verantwortlich ist. Auch Waldbesitzern wird nicht hineingeredet, wann und wie sie ihren Wald bewirtschaften, ist vom Sachsenforst zu erfahren. Sie haben es in eigener Verantwortung, welche Arbeiten sie wann mit welchen Geräten erledigen. Und das funktioniert bislang gut.
Wenig Einfluss hat die Waldbrandgefahr auch auf den Betrieb der Kulturinsel Einsiedel in Zentendorf, die komplett von Wald umgeben ist. Gäste können spielen wie sonst auch, und die Mitarbeiter nutzen Waldwege ohnehin kaum, teilt Sprecherin Ulrike Konrad mit. „Wegen der großen Lasten, die wir meistens transportieren, nutzen wir lieber asphaltierte Wege.“ Und entstehe durch einen heißen Autoauspuff doch mal ein Brand, sei in jedem Auto ein Feuerlöscher. Generell lässt sich das Kulturinselteam von der Feuerwehr beraten, wenn Veranstaltungen anstehen, wo Feuerfontänen und Ähnliches eine Rolle spielen. Derzeit sei die Feuerwehr ohnehin vor Ort, weil die Löschteiche des Freizeitparks überprüft werden, auch in Vorbereitung des Folklorums, das in drei Wochen stattfindet und die größte Veranstaltung der Kulturinsel ist.
Auch auf den Feldern gab es bisher kaum Probleme durch die enorme Trockenheit. Zur Erleichterung auch von Dieter Baier, Gemeindewehrleiter von Markersdorf: „Bei den Erntemaschinen ist alles gutgegangen, zum Glück.“ Die Wälder seien in Markersdorf nicht so gefährdet wie in nördlicheren Gemeinden, weil es viel Mischwald gebe.
Ganz so glimpflich ging es in Melaune nicht ab, wo am Sonnabendabend ein abgeerntetes Feld brannte. Dort waren gleich vier freiwillige Feuerwehren im Einsatz. Wegen der großen Entfernung zur Straße und weil keine Erntemaschine in der Nähe war, vermuteten Feuerwehrkameraden Brandstiftung.
Doch es ist Erleichterung in Sicht. Fürs Wochenende sind Gewitter und Regenschauer angesagt. Der Deutsche Wetterdienst spricht in seinen Computermodellen sogar von nur noch Waldbrandwarnstufe 1 ab Sonntag. „Hoffen wir auf einen richtigen Landregen“, sagt Wehrleiter Enrico Neu. „Ein paar Tropfen nutzen nichts, sinkende Temperaturen auch nicht.“ Daumendrücken also für eine Region, in der üppige Regenschauer nicht immer ankommen.