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Waldheimer testet Corona-Verdächtige

Konrad Schneider arbeitet in einer Corona-Ambulanz. Angst hat er nicht, auch wenn die Schutzkleidung keinen 100-prozentigen Schutz bietet.

Von Frank Korn
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Konrad Schneider fährt täglich von Waldheim nach Zwickau, um dort in einer Corona-Ambulanz zu arbeiten.
Konrad Schneider fährt täglich von Waldheim nach Zwickau, um dort in einer Corona-Ambulanz zu arbeiten. © Lars Halbauer

Waldheim/Zwickau. Er ist froh, dass er helfen kann, sagt Konrad Schneider. Der 24-jährige Waldheimer, der in Plzen (Tschechien) Medizin studiert, arbeitet derzeit jeden Tag in Zwickau in einer Corona-Ambulanz.

Vor dem Heinrich-Braun-Klinikum in Zwickau ist ein Container aufgestellt worden, in dem Konrad Schneider gemeinsam mit weiteren Freiwilligen – Ärzte verschiedener Fachrichtungen sowie Krankenschwestern – arbeitet. „Die Patienten kommen zu uns, wenn sie denken, dass sie mit dem Coronavirus infiziert sind“, so Schneider. Zum Start vor zwei Wochen waren es bis zu 100 Patienten täglich. Mittlerweile habe sich der Ansturm gelegt, es kommen 40 bis 50 Personen zum Testen.

Der Landkreis Zwickau ist nach der Landeshauptstadt Dresden die am stärksten vom Coronavirus betroffene Region. Mit Stand vom 31. März wurden dort laut Landesuntersuchungsanstalt Sachsen 341 Fälle registriert. Das waren 11 mehr als im Vergleich zum Vortag. Drei Menschen aus der Region sind gestorben. Bei der Inzidenz, der Zahl der Nachweise von Sars-CoV-2 pro 100.000 Einwohner, liegt Zwickau mit 107 am höchsten in Sachsen.

Nicht jeder wird getestet

Der Waldheimer sitzt an der Anmeldung, liest die Karten der Patienten ein, nimmt Telefonnummer und Namen des Hausarztes auf und füllt einen Bogen aus, der an das Gesundheitsamt geht. Danach geht es für den Patienten weiter zum Arzt. Der entscheidet dann, ob ein Abstrich gemacht wird oder nicht. „Es kommen natürlich auch Leute, die haben keine Symptome, hatten keinen Kontakt zu Corona-Kranken und waren nicht in einem Risikogebiet. Die werden dann auch weggeschickt. Es wird nicht bei jedem ein Abstrich gemacht, der Angst hat infiziert zu sein. Einfach auch, um die Laborkapazitäten zu schonen“, so Schneider.

Wird ein Abstrich gemacht, muss der Patient auf alle Fälle für zwei Wochen in Quarantäne, denn es besteht ja ein Verdacht auf die Infektion. „Die Patienten müssen sich dann krankschreiben lassen und dürfen ihre Wohnung nicht verlassen.“ Innerhalb von fünf Tagen werden sie vom Gesundheitsamt über das Testergebnis informiert. „Einige wollten nach dem Abstrich arbeiten gehen. Doch wenn der Verdacht besteht, macht es ja Sinn, dass sie zu Hause bleiben“, sagt Konrad Schneider.

>>>Über die Ausbreitung des Coronavirus und über die Folgen in der Region Döbeln berichten wir laufend aktuell in unserem Newsblog.<<<

Der Dienst geht über sechs Stunden, in denen die Tester in Schutzanzügen und mit Mundmaske und Brille agieren. Lediglich in einer halbstündigen Pause können sie kurz verschnaufen und etwas essen.

Angst vor Ansteckung hat Konrad Schneider nicht, auch wenn die Schutzkleidung keine hundertprozentige Sicherheit bieten könne. „Die Arbeit muss getan werden und ich mache sie gerne“, sagt der Waldheimer. Es sei allemal besser, als daheim herumzusitzen. Auch die Eltern und die Freundin bestärken ihn in seinem Engagement.

Traumberuf Mediziner

Konrad Schneiders Wunsch war es schon immer, Medizin zu studieren. Der Abiturdurchschnitt von 1,4 reichte in Deutschland jedoch dafür nicht aus. Konrad Schneider hat zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) am Döbelner Klinikum absolviert und sich ein zweites Mal beworben. „Parallel zu der Bewerbung in Deutschland habe ich mich auch in Plzen um einen Studienplatz bemüht“, berichtet der Waldheimer. 

Dort hatte bereits sein Bruder Christoph studiert, der jetzt in Roßwein die Facharztausbildung zum Allgemeinmediziner absolviert. Den Aufnahmetest in Tschechien hat Konrad Schneider bestanden und ist jetzt im achten Semester seines Studiums. Er kann sich gut vorstellen, wie sein Vater Ernst und nun auch sein Bruder, später als Hausarzt tätig zu sein. „Aber auch die Arbeit als Orthopäde oder als Sportmediziner reizt mich“, sagt der 24-Jährige.

Online-Lernen an der Uni

Aufgrund der Corona-Krise ist die Universität in Tschechien derzeit geschlossen. Konrad Schneider hat zunächst ein einwöchiges Praktikum beim Roßweiner Allgemeinmediziner Clemens Otto absolviert. Durch seinen Vater habe er mitbekommen, dass die Kassenärztliche Vereinigung (KV) nach Ärzten für Corona-Ambulanzen sucht. Er fragte an, ob denn auch Studenten willkommen sind und konnte sofort einsteigen.

Von der Universität gibt es Online-Lernangebote, die jetzt langsam anlaufen. Doch auch eine Verlängerung des Semesters ist möglich. „Wir haben keine Wintersemesterferien und waren schon in der fünften Woche“, berichtet Schneider. Zudem werde geprüft, ob die Arbeit in den Corona-Ambulanzen auf die Famulatur, das ist ein Praktikum, das jeder Medizinstudent absolvieren muss, anerkannt werden kann.

Neben seinem Studium ist Tennis das große Hobby von Konrad Schneider. Im Rahmen des Studiums engagiert er sich in der Studentenorganisation, die den internationalen Kommilitonen hilft. „Gerade jetzt ist da einiges zu tun, weil die Koordination des Onlinelernens in Zusammenarbeit mit der Uni bewältigt werden muss“, so Schneider.

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