Von Peter Hilbert
Nach der langen Kältephase verwöhnt das Wetter jetzt die Brückenbauer am Waldschlößchen. Die Zeit der Zwangspausen ist vorbei. So zeigt sich Baubürgermeister Jörn Marx (CDU) optimistisch. „Die Abdichtungsarbeiten gehen jetzt so voran, wie wir es uns vorstellen“, sagt er. Parallel dazu würden sich die Lackierer an den Geländern kräftig ins Zeug legen. In Kürze kann damit begonnen werden, die Fahrbahn zu asphaltieren. Der Bauchef erläuterte vor Ort, welche Aufgaben die Brückenbauer derzeit lösen.
Die Sicherheit: Bogenradler zwingt die Stadt, den Wachschutz zu verstärken
Vor allem sollen jegliche Gefahren auf der Brückenbaustelle ausgeschlossen werden. „Deshalb haben wir den Wachschutz verstärkt“, sagt Marx. Anlass dafür war der dreiste Radfahrer, der auf dem hohen Brückenbogen unterwegs war. „Ich finde es mordsgefährlich, dass er dies trotz aller Absperrungen getan hat“, so der Bauchef. Künftig wird dies kaum möglich sein. Noch in diesem Monat sollen hohe Geländer an den Bögen angebaut werden. „Ich bin froh, dass wir dies so geplant haben.“
Die Brückendichtung: Über die Hälfte der Fläche fürs Asphaltieren vorbereitet
Die Betonflächen werden derzeit so vorbereitet, dass der Untergrund dicht ist. Deshalb tragen Spezialisten eine Epoxidharzschicht auf, über die noch Bitumenschweißbahnen kommen. Als Schutz bei diesen Arbeiten vor Kälte und auch Regen steht noch immer ein 150 Meter langes Zelt auf der Brücke, das schon zweimal umgesetzt wurde. „Über die Hälfte der Abdichtung ist jetzt fertig“, erklärt Marx. Der Neustädter Abschnitt ist schon überprüft.
Die Fahrbahn: Bis Juni soll
die gesamte Straße fertiggestellt sein
Am kommenden Montag geht der Bau in die nächste Phase. Dann kommt ein Deckenfertiger, um bis Dienstag den 60 Meter langen Straßenabschnitt vorm Neustädter Tunnelportal zu asphaltieren. Im Gegensatz zur Brückenfahrbahn wird hier nach dem herkömmlichen Verfahren sogenannter Walzasphalt in drei Schichten aufgebracht. Die insgesamt 28 Zentimeter starke Oberfläche wird letztlich von einer Walze verdichtet. Direkt auf die Brückenfahrbahn kommt sehr hochwertiger Gussasphalt, der eine höhere Dichte hat. Das soll spätestens im Juni geschehen.
Die Geländer: Lackierer hoffen
auf trockenes Wetter
Die letzten Brückengeländer sind montiert. Sie reichen auf beiden Seiten jeweils über eine Länge von 636 Metern. In die Handläufe sind Stahlseile eingezogen. Damit wird die Konstruktion so stabil, dass sie den Anprall eines von der Fahrbahn abgekommenen Fahrzeugs abfangen kann.
Lackierer haben in der vergangenen Woche damit begonnen, auf die beiden Grundschichten die Deckanstriche aufzutragen. Zuerst kommt Epoxidharz, danach ein Kunststoff aufs Geländer. „Dafür brauchen wir aber gutes Wetter“, sagt Lackierer Andreas Basel. „Wenn es regnet, geht es bei uns nicht weiter.“ Über 1 300 Meter müssen so gestrichen werden. Bis Juni sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein, stellt Marx in Aussicht.
Die Beleuchtung: Löbauer Leuchtenhersteller ist pleite
Ein Problem gibt es allerdings bei der speziell für die Brücke konzipierten Beleuchtung. Um den Welterbetitel zu retten, hatte die Stadt auf die geplanten Straßenleuchten verzichtet. 1 300 dezent strahlende kleine Leuchtdioden (LED) sollen stattdessen in den Geländern montiert werden, auch wenn der Titel futsch ist. Doch die Löbauer Herstellerfirma Hess Lichttechnik hat Insolvenz angemeldet. Die gute Nachricht: Die 1 300 LED-Leuchten liegen bereits im Lager der Montagefirma Elektro Dresden West, erläutert Bauoberleiter Hans-Joachim Kummert. Ab Juni werden sie eingebaut. Problematisch wird es allerdings, wenn später Leuchten kaputtgehen und Ersatz geliefert werden muss. Für diesen Fall zeigt sich Kummert allerdings optimistisch. „Es wird irgendwie weitergehen. Diese Ersatzteile können auch von anderen Herstellern produziert werden.“
Die Übergabe: Baubürgermeister
will mit den Bürgern feiern
Trotz aller Kritik an der Waldschlößchenbrücke gibt sich Marx optimistisch. „Sie wird mehr Akzeptanz erfahren, als wir uns vorstellen können“, sagt er. Aus ganz Deutschland würden Baufachleute zur Brücke kommen. Marx und seine Mitarbeiter führen sie über die Baustelle. „Sie sagen, es ist eine tolle Anlage.“ Deshalb hält er daran fest, dass die Freigabe wie geplant mit Bürgern gefeiert wird. Zum genauen Termin wollte sich der Bauchef allerdings nicht äußern. Nach SZ-Informationen ist eine Übergabe im Juli vorgesehen.