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Waldumbau für mehr Brandschutz

Um Großfeuern vorzubeugen, setzt der Sachsenforst auf mehrere Aspekte. Doch die größte Gefahr bleibt der Mensch.

Von Uwe Schulz
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Thomas Sobczyk vom Kreisforstamt Bautzen (links) erläutert Sachsens Forstminister Wolfram Günther auf dem Feuerwachturm auf dem Gerichtsberg bei Hoyerswerda das automatische Waldbrandfrüherkennungssystem..
Thomas Sobczyk vom Kreisforstamt Bautzen (links) erläutert Sachsens Forstminister Wolfram Günther auf dem Feuerwachturm auf dem Gerichtsberg bei Hoyerswerda das automatische Waldbrandfrüherkennungssystem.. © Foto: Uwe Schulz

Der Blick vom Feuerwachturm auf dem 183 Meter hohen Gerichtsberg zwischen Bernsdorf und Hoyerswerda schweift über eine ausgedehnte Waldfläche. Hier im Forstrevier Neukollm informiert sich Sachsens Forstminister Wolfram Günther über die steigende Gefahr von Waldbränden. Nein, an diesem Donnerstag brennt es nicht. Wenn es aber ein Feuer mit entsprechender Rauchentwicklung in der Nähe geben würde, würde die auf dem 50 Jahre alten Feuerwachturm installierte rotierende Kamera dies entdecken. 

In der Integrierten Regionalleitstelle im nur wenige Kilometer entfernten Hoyerswerda würde auf einem Monitor ein Warnsignal auftauchen und ein geschulter Mitarbeiter würde sich das Kamerabild genau anschauen, die Lage bewerten und im Fall eines wirklichen Brandes die Feuerwehr alarmieren, die mit mehreren Fahrzeugen und reichlich Wasser an Bord zur Einsatzstelle eilen würde.Waldbrandbilder wie aus Australien oder Kalifornien gibt es in letzter Zeit nicht aus der Lausitz. Man hat noch den über 200 Hektar großen Brand in der Königsbrücker Heide in Erinnerung und 1992 den über 1.000 Hektar großen Brand bei Weißwasser. 

Bereits 28 Waldbrände in diesem Jahr

Die Forstleute sind überzeugt, dass die Summe der eingeleiteten Maßnahmen eine gute Basis sind, um Katastrophenbrände zu verhindern, in dem man Brände eben frühzeitig entdeckt und bekämpft. Dazu gehört auch das Vorhalten von Feuerlöschteichen mit jeweils rund 170 Kubikmeter Wasser, das Anlegen von Wundschutzstreifen entlang vielbefahrener Straßen wie der B 97 Hoyerswerda-Dresden und die Schaffung von Waldbrandriegeln, also breiten Laubwaldzonen. Der Sachsenforst leistet sich im Gegensatz zu vielen privaten Kleinwaldbesitzern diese Schutzmaßnahmen in seinen Wäldern. Sie machen aber nur einen kleinen Teil des sächsischen Waldbestandes aus.Der Sachsenforst setzt zudem auf einen Waldumbau hin zu stabilen, arten- und strukturreichen Mischwäldern mit hohem Laubbaumanteil, um der steigenden Gefahr von Waldbränden vorzubeugen. Der Minister betonte: „Mittel- und langfristig ist der Waldumbau das beste und effektivste Mittel der Brandvorbeugung. Laubbäume wie Buchen oder Eichen sind deutlich weniger brandanfällig als Nadelbäume wie zum Beispiel Kiefern. Mischwälder mit einem hohen Laubbaumanteil an standortgerechten Arten zu entwickeln heißt also auch, den Wald widerstandsfähiger gegen Feuer zu machen.“

All das kann man im Landeswald in Neukollm auf wenigen Kilometern Entfernung sehen. Holm Karraß, Chef des Forstbezirks Oberlausitz, erläuterte den Waldumbau beispielsweise anhand eines Waldstückes, in dem vor 25 Jahren Buchen unter damals 45 Jahre alten Kiefern gepflanzt worden waren und seitdem auch noch für eine ganz andere Humusschicht sorgen.Dennoch bleibt das größte Brandrisiko in unseren Breiten der Mensch. 90 Prozent der Brände in Sachsen, so die Zahlen des Ministeriums, gehen auf menschliche Ursachen zurück – von Altmunition über außer Kontrolle geratene Feuer bis hin zur weggeworfenen Zigarettenkippe.Thomas Sobczyk vom Kreisforstamt Bautzen schilderte, dass es im langjährigen Mittel im Landkreis Bautzen 23 Waldbrände pro Jahr gibt. 2018 waren es 45, im Jahr darauf 60. In diesem Jahr registrierte man bereits 28 Brände, allein zehn davon im nördlichen Landkreis Bautzen. Letztlich konnten sie alle auf kleine Flächen begrenzt werden. Bilder von gigantischen Bränden – man braucht sie weder in der Lausitz noch sonst irgendwo in Sachsen.