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Wanderer müssen geduldig sein

Die Wanderlust ist im Dreiländereck eingeschränkt. Die grüne und asphaltierte Grenze zu Tschechien oder Polen darf nur über offizielle Übergänge erfolgen. Eine deutsch-tschechische Expertenkommission mit Vertretern aus Sachsen, Bayern und Tschechien will acht neue Grenzübergänge einrichten.

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Von Wulf Stibenz

Die Wanderlust ist im Dreiländereck eingeschränkt. Die grüne und asphaltierte Grenze zu Tschechien oder Polen darf nur über offizielle Übergänge erfolgen. Eine deutsch-tschechische Expertenkommission mit Vertretern aus Sachsen, Bayern und Tschechien will acht neue Grenzübergänge einrichten. Das bedarf langwieriger Verhandlungen. Im Landkreis Zittau/Löbau bleibt der so genannte „kleine Grenzverkehr“ vorerst klein. „Da ist im Freistaat noch Regelungsbedarf“, sagt dazu Andreas Schumann, Sprecher des sächsischen Innenministeriums. Tourismusvereine, Kommunen und Gewerbetreibende hätten Informationsbedarf. Den will nun das Ministerium decken (siehe Kasten).

Was lange Zeit dauert, weckt Gerüchte. Zum Beispiel, dass die Wanderwege nur von Einwohnern der Region und nicht von Touristen genutzt werden dürfen. Doch das entkräftet Schumann: „Egal ob der EU-Bürger aus Rostock oder aus Spanien kommt – die Wanderwege stehen ihnen allen offen.“ Allerdings: Nicht-EU-Bürger, wie zum Beispiel Amerikaner, dürfen weder alte noch neue Wanderwege nutzen. Ihnen stehen nur Grenzübergänge offen.

Doch der Grenzübertritt ist auch für EU-Bürger noch nicht Normalität. Dietmar Kottwitz vom zuständigen Bundesgrenzschutzamt (BGS) in Pirna: „Die goldene Regel ist und bleibt, seinen Ausweis beim Grenzübertritt dabei zu haben.“ Das gelte natürlich auch für die acht geplanten Wanderwege. Der BGS „bestreift dort unregelmäßig und ohne Vorwarnung die Grenze“, so Kottwitz. Beachtet ein Wanderer die diversen Nutzungszeiten und -vorschriften der Wege nicht, droht eine Strafe. Beispiel: Von Oktober bis März dürfen die Pfade nur bis 18 Uhr genutzt werden. „Jeder muss also eine Uhr dabei haben“, so der BGS-Sprecher.

Solche Regeln werden sich auch mit einem Beschluss der Expertenrunde nicht ändern. Bis es soweit ist, geschieht aber gar nichts. Die Chefin der Touristinformation Großschönau – wo einer der acht „grenzüberschreitenden Wanderwege“ entstehen soll – muss Touristen vertrösten. „Dass der Wanderweg nach Varnsdorf führt, steht fest – aber die Grenze ist zu“, sagt Monika Frenzel. Es bleiben für Großschönau vorerst nur die altbekannten Übergänge Herrenwalde und Waltersdorf.

Von neuen Wegen würde auch der Tourismusverband Oberlausitz profitieren. Dessen Sprecher Martin Noack: „Wir begrüßen jeden neuen Grenzübergang, aber Probleme wie die kaum vorhandenen Reitwege sind noch nicht gelöst.“ Tatsächlich ist im Expertenvorschlag nur ein neuer Pferdeweg dabei. Der soll nur zwischen August und Dezember geöffnet sein – wenn die Experten ihre Vorschläge beschließen.

Der Prozess dauert. Das sächsische Innenministerium spricht zurzeit von „laufenden Abstimmungsprozessen“. Das Bundesinnenministerium in Berlin wartet, so ein Sprecher, auf Ergebnisse. Kommen die, müssen sie in einer „diplomatischen Note“ vom Bundesaußenministerium und den tschechischen Behörden verabschiedet werden. Erst danach könnte innerhalb von „zirka zwei Monaten“ der ersehnte Baubeginn sein – für acht „grenzüberschreitenden Wanderwege“.