Wann man Ferien in der Waldsiedlung machen kann

Vor zwölf Jahren hat das Ehepaar Sauer zum ersten Mal seine Idee im Görlitzer Rathaus vorgestellt. Dieses Jahr sollen die Bagger rollen. Die Insel der Sinne wird dann künftig nicht mehr die einzige Übernachtungsmöglichkeit am Berzdorfer See sein.
Sauers wollen am Nordufer über zehn Ferienhäuser bauen sowie ein Restaurant. Beim Planungsverband Berzdorfer See ist der Bebauungsplan durch, eine wichtige Grundlage für die Baugenehmigung. Wie jetzt die nächsten Schritte aussehen, erzählt Planungsmanager Thomas Andreß. Und warum es so lange dauert, bis aus Wunsch am See Wirklichkeit wird.

Herr Andreß, wann geht es los mit den Bauarbeiten für die Waldsiedlung?
Wenn alles so funktioniert wie geplant, dann könnten im Spätherbst die Fundamentplatten für die Ferienhäuser gegossen werden. Davor sind noch viele Hausaufgaben zu machen, zum Beispiel die innere Erschließung. Wir müssen die Standorte für die Ferienhäuser genau festlegen, Wege müssen gebaut, dann Wasser-, Abwasser-, Elektro- und Telefonleitungen verlegt werden. Auch müssen wir noch entscheiden, von welchem Lieferanten unsere Ferienhäuser kommen werden.
Steht noch gar nicht fest, welche es sein werden?
Bisher konnten wir noch keine Verträge abschließen, dazu war der Bebauungsplan erforderlich. Es gab natürlich schon einige Vorgespräche. Für die letztliche Entscheidung müssen wir prüfen, welcher Hersteller seine Typen an unsere Vorstellungen anpassen kann.
Wie sehen Ihre Vorstellungen aus?
Nahe dem neuen Kreisverkehr entsteht am Rundweg gerade die Rettungsstation, im Hintergrund befindet sich eine Trafostation, die liegt schon auf dem Grundstück von Familie Sauer. Daneben, ein Stück vom Rundweg nach hinten versetzt, werden das Empfangsgebäude und die ersten zehn bis zwölf Ferienhäuser in einer Reihe entstehen.
Einige Jahre später sind auf einem Baufeld weiter oben weitere Ferienhäuser vorgesehen. Das hängt jedoch von der Entwicklung der Nachfrage ab. Auf den Gabionen in Richtung Seeauslauf wird direkt am Wasser das Restaurant gebaut. An den bisherigen Plänen hat sich da nichts geändert.
Die Terrasse des Restaurants soll zwei, drei Meter ins Wasser hineinreichen. Wichtig ist uns, dass wir bei den Planungs- und den Bauarbeiten konsequent ortsansässige Firmen einbeziehen wollen. Wir werden also vornehmlich regionale Betriebe anfragen. Wert legen wir auch auf ein umweltschonendes Bauen. Die Ferienhäuser werden größtenteils aus Holz bestehen. Bei der Rezeption und der Gaststätte wollen wir mit Photovoltaikanlagen arbeiten, mit einer Holzpelletheizung und, wenn es funktioniert, mit einer Wärmepumpe. Wo es mit der Statik machbar ist, würden wir gerne Gründächer anlegen.
Was steht jetzt im Moment an?
Wir werden einen Architekten beauftragen, der die Entwurfs- und Genehmigungsplanung für die Gaststätte übernimmt. Die Planungen und die Genehmigung werden sicherlich ein halbes Jahr dauern, laufen also parallel zu den Erschließungsarbeiten auf dem Gelände. Damit sind wir dann ebenfalls im Spätherbst, wenn wir die Bauleistungen für das Restaurant ausschreiben und vergeben können.
Wird die Familie Sauer das Restaurant und die Feriensiedlung dann selbst betreiben?
Das ist noch nicht abschließend entschieden. Die Feriensiedlung sicher, das Restaurant möglicherweise nicht. Ob ein Restaurant funktioniert oder nicht, das steht und fällt mit der Qualität der Speisenangebote, also letztlich mit dem Koch. Sauers sind nun aber keine Gastronomen. Deshalb werden wir dieses Jahr vorsichtig mit der Suche nach einem Betreiber beginnen.
Das hat damit zu tun, dass wir nicht Gefahr laufen möchten, dass der Architekt Dinge plant, zum Beispiel bei der Ausstattung der Küche, die ein späterer Betreiber dann ungünstig findet. Deshalb wäre es nicht schlecht, wenn jemand, der später in leitender Funktion in dem Restaurant arbeiten wird, schon bei den Planungen dabei wäre.
Ist die Ausleihstation weiterhin im Plan?
Ja. Wenn man den Verkehr auf dem Rundweg im Sommer beobachtet, weiß man, dass es einen Anbieter gibt, der mobil Räder am See vermietet. Das ist natürlich mit einem gewissen Aufwand verbunden: abends alle Räder einsammeln und wieder abtransportieren. Wir würden gerne mit diesem Görlitzer Interessenten eine feste Ausleihstation daraus machen. Das soll ein kleines Gebäude bei der Gaststätte sein, wo man sich Fahrräder, E-Bikes und eventuell Segways ausleihen kann.
Bereits vor über 20 Jahren hatte Familie Sauer das Grundstück gekauft, vor über zehn Jahren stellten sie ihr Projekt einer Feriensiedlung zum ersten Mal vor. Auch bei anderen Projekten am See stellt sich manchmal die Frage: Warum dauert so etwas immer so lange?
Der Berzdorfer See steht nach wie vor unter Bergrecht. Egal, wo man dort baut, muss überprüft werden, ob Gefahren bestehen. Dass das sein kann, hat Nachterstedt gezeigt. Dort dachte man auch, alles ist bombensicher, bis vor zehn Jahren eine Böschung samt Häusern in den Concordiasee gerutscht ist. Es gab auch bei uns Hürden. Ich will dafür auch niemandem eine Schuld zuweisen.
Es ist einfach so: Sie brauchen beispielsweise ein Gutachten vom Sächsischen Oberbergamt durch einen zertifizierten Gutachter. Davon gibt es nicht viele, die stehen dann auch nicht sofort Gewehr bei Fuß. Bis so ein Gutachten vorgelegt werden kann, kann es locker ein Jahr dauern. Oder nehmen wir das Naturschutzgutachten. Dafür müssen Flora und Fauna ein Jahr durchgängig beobachtet werden. Dann kommen vielleicht noch Kommunikationsschwierigkeiten dazu. Aber damit unzufrieden zu sein, hilft letztlich auch nicht weiter. Wichtig für uns war, dass letztlich alle Probleme gelöst werden konnten.
Ende vorigen Jahres mussten am Nordstrand die Imbiss-Betreiber ihre Plätze räumen. Einer ist dann zu Ihnen ausgewichen. Wird er bei Ihnen bleiben?
Das kann ich noch nicht sagen. Es bringt ja nichts, Zusagen zu machen, wenn wir dann am Standort dieses Imbisses doch bauen wollen und dann mitten in der Saison sagen: "Jetzt räume mal deine Bude weg". Er konnte seinen Imbiss bei uns erst mal hinstellen. Ob er ihn im Sommer auch auf dem Grundstück betreiben kann, müssen wir jetzt bei der Feinabstimmung des Zeitplanes sehen.
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