Wann öffnen Sachsens Sportplätze wieder?

Dresden. Die Diskussionen nehmen zu, die Fragen und das Unverständnis. Demgegenüber stehen die Ausnahmesituation und auf deren Grundlage die sächsische Corona-Schutz-Verordnung. Für den Vereinssport im Freistaat heißt das: Sportplätze, Turnhallen und Schwimmbäder sind geschlossen, mindestens bis zum 3. Mai.
Doch einiges deutet darauf hin, dass die am Donnerstag in der nächsten Videokonferenz von Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten vermutlich beschlossenen Lockerungen größtenteils am Sport vorbeigehen könnten. „Für uns wäre es einfach nur wichtig, dass das Wort Sport, und da meine ich nicht die Fußball-Bundesliga, überhaupt in den Mund genommen wird. Dass sich die Entscheidungsträger darüber Gedanken machen, wie es mit dem vereinsbasierten Sport an der Basis weitergeht“, sagt Christian Dahms, Generalsekretär des Landessportbundes Sachsen (LSB).
Der Weg zu Lockerungen für den Sport ist beschwerlich
Das wäre, so formuliert er es, ein richtig guter Einstieg zu einer schrittweisen, mit einer Vielzahl an Auflagen verbundenen Rückkehr in den Sportalltag. „Und dann wird es hoffentlich nicht mehr lange dauern“, sagt Dahms. Er meint die Öffnung der Sportstätten. Doch seine vorsichtige Wortwahl verdeutlicht es: Schon der Weg zu ersten Lockerungen ist ein beschwerlicher.
Zugleich wächst jedoch die Ungeduld, auch das hat Dahms in den vergangenen Tagen vermehrt wahrgenommen. „Die Mails an uns häufen sich, die Leute scharren mit den Hufen“, sagt er. Der Mensch brauche schließlich Bewegung, das liege in seiner Natur. Ein Wesen des Sports wiederum ist die Gemeinschaft, das Gesellige. Das eine mit dem anderen in Einklang zu bringen – in Zeiten von Corona fast ausgeschlossen.

Da hilft der Appell von LSB-Präsident Ulrich Franzen wenig. „Gerade in Anbetracht der aktuellen Einschränkungen wäre der gemeinschaftliche Sport für viele ein wichtiger Ausgleich“, betont Franzen, und er liegt damit zweifellos richtig.
Je länger der Lockdown andauert, umso häufiger und eindringlicher sind die Verweise auf die positiven Effekte des Sports, die weit über Bewegung und Gesundheit hinausgehen. Die sozialen wie psychologischen Komponenten gewinnen in Woche sieben der Ausgangsbeschränkungen, Homeoffice in nie dagewesenen Größenordnungen sowie geschlossenen Kitas und Schulen immer mehr an Bedeutung.
Mit rund 675.000 Mitgliedern in gut 4.500 Vereinen ist der Landessportbund die größte Bürgerbewegung in Sachsen, von A wie Angeln bis Z wie Zumba, vom Hochleistungsathleten bis hin zum Feierabendsportler. Allen Wünschen gerecht zu werden – von jeher unmöglich. Als Interessenvertretung ist der LSB in diesen Tagen aber wichtiger denn je, vor allem gegenüber Staat und Kommunen.
20 Millionen Euro Soforthilfe lösen nicht alle Probleme
Dahms spricht von einem „schwierigen Spagat für uns“, aber auch von „sehr guten Gesprächen mit der Landesregierung“. Der Sport werde gehört und komme auch vor in den Diskussionen. Das sei genauso wichtig wie die Zusage zu Beginn der Pandemie, dass der Sport im Freistaat die vereinbarten rund 24 Millionen Euro an staatlichen Fördergeldern erhält. Besonders freut sich Dahms über das vor einer Woche besiegelte Soforthilfeprogramm für die Sportvereine in Höhe von 20 Millionen Euro. „Dass so etwas nicht selbstverständlich ist, haben uns die Rückfragen aus anderen Bundesländern gezeigt“, erzählt er.
An den verschlossenen Sportstätten ändert das Geld nichts. „Das ist uns bewusst“, entgegnet Dahms, und er weiß, dass der bevorstehende Beschluss vonseiten der Politik, die Saison in der Fußball-Bundesliga fortzusetzen, die Debatten noch mal verschärfen wird. Wieso dürfen nur die? Und warum gibt es keine bundeseinheitlichen Ausnahmen beispielsweise für Golf, Tennis, für Sportarten auf dem Wasser?
Der Zusammenhalt, noch so eine etablierte Größe im Sport, wird auf eine harte Probe gestellt: Leistungs- gegen Breitensport, Profis contra Amateure, Freiluftsportarten im Vergleich mit denen in der Halle, die Fußball-Bundesliga gegen den Rest. Was alle verbindet, ist der bange Blick zu den politischen Entscheidungsträgern.
Die Landesregierung prüft im 14-Tage-Rhythmus
„Viele Menschen im Freistaat wünschen sich zusätzlich zur privaten Bewegung an der frischen Luft, gerne auch wieder gemeinsam in und auf den sächsischen Sportstätten aktiv zu werden“, antwortete Sachsens Innenminister Roland Wöller vergangene Woche auf die Frage, wann die Sportstätten denn nun wieder geöffnet werden. Auf eine konkrete Aussage kann und will er sich nicht festlegen lassen. „Eine Entscheidung“, erklärt Wöller, „hängt von der Entwicklung des aktuellen Infektionsgeschehens ab.“ Im 14-Tage-Rhythmus überprüfe man die Möglichkeit von Lockerungen. Der nächste Termin ist für diesen Donnerstag angesetzt. „Dann können wir entscheiden und darüber Auskunft geben, welche nächsten Schritte möglich sind“, sagte der CDU-Politiker.

Die Sportministerkonferenz, der auch Wöller angehört, hat sich am Montag bereits einstimmig für eine schrittweise Wiederaufnahme des vereinsbasierten Sport- und Trainingsbetriebs ausgesprochen. Die Vorlage soll nun auch von Kanzlerin und Länderchefs diskutiert werden. Zehn sogenannte Leitplanken, verfasst vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) in Absprache mit den 16 Landessportbünden in Deutschland, bilden dafür die Grundlage. Demnach sind Distanz- und Hygieneregeln zu beachten, Körperkontakte zu vermeiden, Vereinsheime und Umkleiden geschlossen zu halten, Trainingsgruppen zu verkleinern sowie auch Wettbewerbe zu unterlassen.
Es soll, so betonen die Sportbünde nach interner Abstimmung, ein erstes, ein angepasstes Bewegungsangebot für alle Mitglieder in den Vereinen geben, ein Anfang also. Wobei die nächsten Schritte in der Videoschalte am vergangenen Samstag ebenfalls schon festgelegt wurden: Demnach soll über die Nutzung von Hallen, die Rückkehr zum Wettkampfbetrieb sowie über Kontakt- und Zweikampfsportarten diskutiert werden.
„Ein schwieriger Spagat für uns“, wiederholt Dahms und betont, dass der Sport bei allem Bewegungsdrang darauf achten müsse, nicht übers Ziel hinauszuschießen. Die Pandemie sei noch nicht zu Ende und nichts schlimmer, als erreichte Lockerungen wieder rückgängig machen zu müssen.