Von Jens Fritzsche
Eigentlich hätte sich SZ-Leser Harald Winkler aus Großerkmannsdorf richtig freuen können: Flatterte ihm doch dieser Tage per Brief ein Gewinn über immerhin 5000 Euro ins Haus; zudem wurde auch der Gewinn eines Traumhauses in Aussicht gestellt. Eine Gewinn-Quittung samt schriftlichem Versprechen gab’s dazu, das Ganze im Rahmen einer sogenannten Kaffeefahrt am 7. Mai ausgezahlt zu bekommen. Wohin die Fahrt gehen soll, ist allerdings offen, nur die Abfahrtstellen – unter anderem Radeberg, Ottendorf-Okrilla und Weißig – sind bekannt. Geschrieben hat dem Großerkmannsdorfer dabei die Firma Reise&Touristik Carola Schlosser aus 49454 Bakum; eine Adresse gibt es nicht, nur ein Postfach. „Obwohl ich diese Post sofort als Lockangebot erkannt habe, habe ich noch im Internet recherchiert“, so Harald Winkler. Und stieß schon wenig später auf Hinweise, die dringend vor diesem Angebot warnen. Die Firma Carola Schlosser gibt es nicht, fand unser Leser heraus.
Gewarnt wird zum Beispiel auf der Internetseite des Landkreises Lahn-Dill im hessischen Wetzlar. Dort beschäftigt sich Frank Schuster schon seit knapp zwei Jahren damit, arglose Bürger vor solchen unseriösen Angeboten zu warnen. „Soweit ich weiß, sind wir die einzige Behörde in Deutschland, die sich dieses Themas auf diese Weise angenommen hat“, sagt er. Und das offenbar mit Erfolg: „Unser Landkreis ist nicht mehr Ziel solcher Kaffeefahrten“, unterstreicht Frank Schuster, der im Landratsamt für das Thema Gewerberecht zuständig ist.
Allerdings wundert er sich, „dass überhaupt noch Leute auf solche windigen Angebote hereinfallen – es wird ja nun schon seit Jahren regelmäßig über das Thema berichtet“, sagt er. Und weiß auch, dass viele glauben, man könne die versprochenen Gewinne einklagen – immerhin gibt es ein gültiges bundesdeutsches Gesetz dazu. „Aber dazu müsste man eine sogenannte ladungsfähige Adresse der Firmen herausfinden, und das wird sehr, sehr schwer“, stellt Frank Schuster klar. Wie auch der Fall der Firma Carola Schlosser zum Beispiel zeigt, die nun wie erwähnt im Raum Radeberg Gewinnversprechen verschickt hat. „Diese Firma gibt es nicht, das ist ein Fantasiename“, sagt Frank Schuster. Und weiß auch, „dass dieser Firmenname in den vergangenen Monaten auch im Erzgebirge, in Sachsen-Anhalt und im Rheinland aufgetaucht ist.“
Ziel Werbeverkaufs-Schau
Vor solchen Fahrten könne man in jedem Fall nur warnen, sagen Verbraucherschützer. Es gehe nicht darum, Gewinne zu verteilen, sondern schlichtweg Waren zu verkaufen. Das Schema sei dabei immer das selbe: Der Bus rollt in ein abgelegenes Dorf mit Dorfgasthof-Saal, wo dann ein Kaffeetrinken oder Mittagessen mit anschließender Werbeverkaufsschau veranstaltet wird. Von den versprochenen Gewinnen sei dann meist nicht mehr die Rede. Und auch Frank Schuster vom Lahn-Dill-Kreis in Hessen kann die Rödertaler nur eindringlich warnen: „Man sollte dringend die Hände von solchen Einladungen lassen!“, sagt er. Auf ein Wort
www.lahn-dill-kreis.de