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Warten und warten lassen im Café nebenan

Uraufführung. Ein neues Stück von Francoise Hüsges erlebte am Projekttheater eine wenig überzeugende Premiere.

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Von Monika Dänhardt

Ein Frau in einem Café – auf den Anruf ihres Freundes wartend. Sie ist nicht einsam, das Handy klingelt immer wieder. Freundinnen rufen an, auch ein Arbeitskollege. Die Frau vertröstet und belügt sie, denn wirklich wichtig ist ihr nur der eine, so ersehnte Anruf. Es ist eine alltägliche Situation, die Francoise Hüsges in ihrem jüngsten Stück „Rote Ohren lügen nicht“ beschreibt. Der Zuschauer kennt dieses unerträgliche Warten ebenso wie das Handy, das manchmal als einziges Kommunikationsmittel herhalten muss. Und vielleicht hat auch er sich, wie die Heldin im Stück, in andere Situationen geträumt, um dem zu entkommen.

So müsste ihn die kleine Geschichte, die am Donnerstag im Projekttheater ihre Premiere erlebte, berühren. Tut sie aber nicht. Das liegt zum einen am Text, der sich zwischen Banalität und Überhöhung nicht so recht entscheiden kann. Zum anderen an Hauptdarstellerin Nicole Meier. Die Frau kommt vom Tanz und beweist einen hervorragenden Körpereinsatz. Unsichere Haltung, Traumsequenzen – alles stimmig. Doch seltsam geziert und gekünstelt bringt sie ihre Monologe ans Publikum. Das hat keine Spannung, wirkt nicht komisch, falls dies die Absicht (Regie: Francoise Hüsges) war. Natürlich, dadurch glaubwürdig, wird sie erst in den Dialogen. Dies ist auch ein Verdienst ihres Bühnenpartners, Schauspieler Thomas Kressmann, manchem vielleicht noch aus seiner Zeit am Theater Junge Generation bekannt. Wenn er die Bühne betritt, beginnt wirklich ein Spiel zum Thema Sehnsüchte und Beziehung. Genau zeichnet er einen Mann, der beobachtet, das Telefon benutzt, um sich dahinter zu verstecken. Mag er sie, mag er sie nicht? Und sie? Sie wartet, wartet und fragt sich irgendwann, warum eigentlich? Doch da ist es schon zu spät. Hat sie die Arbeit vernachlässigt, die Freundinnen, die sie vielleicht gebraucht hätten, versetzt. Wie gesagt, es hätte eine berührende Geschichte werden können.

„Rote Ohren lügen nicht“ wieder am 23. (21 Uhr) und 24. September (20 Uhr) im Projekttheater in der Louisenstraße 47, Karten über 8 10 76 00