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Warum Alpakas Kleinbahn fahren

Am Ostersamstag fand in Thalheim das traditionelle Alpakaverladen statt. Gäste kamen von nah und fern.

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Von Helene Krause

Fotofreunde zücken ihre Kameras. Schwarze Dampfwolken ziehen über das Land. Schnaufend rollt aus Richtung Oschatz langsam die Kleinbahn „Wilder Robert“ heran. Die Lok muss drei Personenwaggons und einem Güterwagen ziehen. Fotoapparate klicken. Mit quetschenden Bremsen bleibt der Zug am Haltepunkt Thalheim stehen. Zahlreiche Fahrgäste, vor allem Kinder, entsteigen der Bahn. Zum Ostereiersuchen verteilen sich die Jungen und Mädchen an den Hängen. Hinter Baumstämmen und Büschen blitzen im Schnee bunt verpackte Schokoladenosterhasen. Die Ostereiersuche findet an diesem Ostertag einmalig am Haltepunkt Thalheim statt. Grund sind die Alpakas, die an dieser Station in den Güterwagen einsteigen. In Thalheim bei Oschatz findet das traditionelle Alpakaverladen statt.

„Das Alpakaverladen“, erklärt Lothar Linhart, der Züchter der Alpakas, „hat eine dreijährige Tradition. Es findet an jedem Ostersamstag statt. In Zusammenarbeit mit dem Kleinbahnverein der Döllnitzbahn wollen wir die Alpakas und die Bahn in der Region bekanntmachen.“ Dazu werden die Tiere nach Mügeln gefahren. Dort steigen sie aus dem Zug aus. In Mügeln beantwortet der Züchter Fragen zur Alpakazucht und zur Biologie der Tiere. Zusätzlich stellt er Produkte vor, die von den Alpakas stammen. Das sind vor allem Wolle und Milch. Doch die Alpakas sind nicht nur Wolllieferanten. Sie werden auch zu Therapiezwecken genutzt. Mit Ganztagsschulen gibt es Freizeitprojekte und es werden gesonderte Projekttage für Kinder veranstaltet. All diese Vorhaben werden ebenfalls in Mügeln vorgestellt. Danach fahren die Alpakas wieder zurück nach Thalheim. Doch bevor es soweit ist, gibt es in Mügeln für alle Hungrigen und Durstigen noch eine kleine Stärkung.

Andreas und Andrea Vogel sind wegen der Kleinbahn extra aus Freital gekommen. Eifrig fotografiert Andreas Vogel Bahn und Alpakas.

Der Zugbegleiter Gerd Scholich stammt aus Leipzig. Gemeinsam mit seinem Sohn ist er seit zehn Jahren Mitglied im Kleinbahnverein der Döllnitzbahn. Durch einen Freund, der sie mitgenommen hat, kamen sie zu dem Kleinbahnverein. Seit dem sind sie ehrenamtlich als Fahrgastbetreuer tätig. An den Feiertagen finden Sonderfahrten des „Wilden Robert“ statt. Außerdem gibt es über das Jahr verteilt verschiedene Themenfahrten, so das Alpakaverladen am Ostersamstag. Scholich freut sich, dass trotz des kalten Wetters so viele Fahrgäste gekommen sind. „Heute“, sagt er weiter, „fährt die Dampflok K 1. Sonst wird immer Mal eine andere Maschine eingesetzt.“ Weitere Themenfahrten sind die Glühweinfahrten, Asiafahrten oder der Russische Sonntag. Nach den Sonderfahrten zu Ostern findet am 14. April das Frühlingsfest statt. Des Weiteren gibt es Festwochen mit dem Sachsenzug, Fahrten zur 1000 Jahrfeier von Glossen, Herbstfahrten, Fahrten unter Dampf, die Halloweenfahrten und im Dezember die Fahrten zum Weihnachtsmarkt nach Mügeln. Die Strecke führt von Oschatz über Mügeln nach Glossen. Fahrkarten für alle Züge der Strecke von Oschatz bis nach Glossen gibt es beim Zugpersonal.

Mit seinem Enkel Luis Sachachi ist Gerd Lambrecht aus Oschatz gekommen. Beide fahren öfter mit der Döllnitzbahn, denn sie lieben die Kleinbahnatmosphäre

Die Waldheimer Dr. Hans-Rainer Fischer und Dieter Leisel sind Kleinbahnfans. Vor Jahren waren sie Mitglieder der IG Kleinbahn Kriebstein. „Der Tag heute“, so Dieter Leisel, „gehört der Kleinbahn. Wir machen die gesamte Fahrt mit, hin und zurück. “ Zu der Fahrt hat Dr. Fischer auch seine Ehefrau Sigrid und Tochter Eva mitgebracht. Sie alle nutzen die Gelegenheit der Sonderfahrten. „Dr. Fischer“, so Leisel weiter, „hat von der Sonderfahrt und dem Alpakaverladen im Internet erfahren und mich angerufen. Gemeinsam beschlossen wir, heute die Fahrt mit der Döllnitzbahn mitzumachen.“

Am Ende des Bahnsteigs, gegenüber der Straße, ist am Zaun der Alpakafarm ein Tisch aufgebaut. Vereinzelte Fahrgäste stehen davor. Wolle, Handschuhe und Mützen und kleine Schmuckgegenstände, die aus Alpakawolle angefertigt wurden, liegen auf dem Tisch aus und können gekauft werden. Auf dem Bahnsteig führen zwei Mädchen zwei braune Alpakas umher. Die Tiere dürfen gestreichelt werden. Das kommt bei den Gästen prima an