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Warum das Dresdner Rennteam expandieren will

Die erste Saison in der ADAC GT Masters lief sportlich besser als geplant. Finanziell musste das Team T3 jedoch nachjustieren. 2020 soll es Zuwachs geben.

Von Daniel Klein
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Maximilian Paul neben seinem Audi R8. In der neuen Saison könnte das Team Zuwachs bekommen.
Maximilian Paul neben seinem Audi R8. In der neuen Saison könnte das Team Zuwachs bekommen. © dpa-Zentralbild/Robert Michael

Geografisch gesehen hätte es einen Heimvorteil geben müssen. Doch auch die beiden Rennen auf dem Sachsenring am letzten September-Wochenende waren für die Dresdner Neuland. Das vor knapp einem Jahr gegründete Team T3 beendete auf dem hügeligen Kurs bei Hohenstein-Ernstthal seine Premieren-Saison in der ADAC GT Masters, der zweiten Liga im Tourenwagen-Sport hinter der DTM.

Beim Finale kam der Audi R8 GT3 auf den Plätzen 18 und 25 ins Ziel. In dieser Spanne liegen auch alle anderen Ergebnisse – bis auf eine Ausnahme. Auf dem Hockenheimring fuhr das Piloten-Duo – bei den GT Masters teilen sich zwei Fahrer ein Auto – mit Rang acht das einzige Mal in die Punkte. Teamchef Jens Feucht ist trotzdem „sehr zufrieden“ mit dem Abschneiden. „Es lief sogar besser als erwartet.“

Was wie ein Widerspruch klingt, ist keiner. Die Dresdner waren nicht nur Neulinge, sie starteten auch mit einem statt der üblichen zwei Autos. Und das wird nicht, wie bei Werkteams, von einem Hersteller unterstützt. Die Piloten Maximilian Paul und William Tregurthaist zählten mit ihren jeweils 19 Jahren zu den jüngsten im Feld. Das alles zusammen sind nicht die besten Voraussetzungen für Platzierungen auf dem Podest – wobei das in der Juniorenwertung sogar gelang. „Wir haben viel gelernt und wichtige Erfahrungen gesammelt“, findet Paul. Das trifft nicht nur auf ihn zu. Bei mehr als 30 technisch nahezu identischen Fahrzeugen entscheide neben dem fahrerischen Können „die Feinabstimmung am Auto“, lautet die wichtigste Erkenntnis von Feucht.

300 Sensoren liefern während des Trainings und der Rennen ständig Daten. Die richtig zu deuten, ist die große Kunst im Motorsport. Und dafür ist Erfahrung unerlässlich. „Das ist definitiv ein Lernprozess. Die beiden Jungs haben gezeigt, dass sie dabei fleißig und akribisch sind“, findet der Teamchef, der gleichzeitig zu den fünf Gesellschaftern gehört, die T3 gegründet haben – und auch wichtige Sponsoren sind.

Mit einer halben Million Euro hatten sie ihre erste Saison geplant, am Ende wurden es 600 000 Euro. Vier Unfälle zwangen zu größeren Reparaturen. „Alle waren nicht selbstverschuldet“, betont Feucht. Das ist zwar gut fürs Gewissen, für die Schadensregulierung jedoch unerheblich. „Die Gesellschafter haben die Mannschaft in einer finanziell schwierigen Phase sehr gut unterstützt“, erklärt Feucht, meint damit die ungeplanten Mehrausgaben und dankt sich damit auch selbst.

Schwierige Suche nach Sponsoren

Das Geld wird in der zweiten Saison, die wahrscheinlich Ende April in Oschersleben beginnt, ebenfalls eine große Rolle spielen. „Wir möchten einen großen Schritt machen und ein zweites Auto an den Start bringen“, erklärt Feucht. „Damit gewinnen wir doppelt so viele Daten und können uns schneller entwickeln.“ Ob der Plan tatsächlich umgesetzt werden kann, hängt davon ab, ob weitere Sponsoren gefunden werden – vor allem welche aus der Region. Leicht wird das nicht. Motorsport in den östlichen Bundesländern – das ist auch 30 Jahre nach der Wende eine schwierige Beziehung. Zwar gibt es hier mit Lausitzring, Sachsenring und der Motorsportarena Oschersleben drei moderne Rennstrecken, aber kaum Rennställe. Und das liegt vor allem am Geld, nicht an den Talenten.

Die T3-Macher setzen ganz bewusst auf junge Piloten, denen sie eine Chance geben wollen. „Das wird auch so bleiben“, betont Feucht. Die Fahrer müssen sich bisher einkaufen, also Geld mitbringen, was selbst bei den kleineren Teams in der Formel 1 noch üblich ist. „Es ist nicht nur unser mittelfristiges Ziel, sondern auch unsere Philosophie, die Cockpits kostenfrei anzubieten“, erklärt Stefan Jugel, ein anderer Gesellschafter von T3.

Bei den Motorsportfans aus der Region kommt der Neuling offenbar gut an. „Bei uns melden sich viele über die sozialen Netzwerke, die uns den Rücken stärken und uns die Daumen drücken. Dass wir als junges Team viele Fans haben, ist eine große Belohnung“, erklärt Feucht. Es macht auch Mut für die neue, die zweite Saison. Dann soll es nicht nur einen Ausreißer in die Top 10 geben.