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Warum Schlesierland nicht verkauft ist

Fast eine halbe Millionen Euro wurden in das Motel - eine ehemalige Asylunterkunft - investiert. So viel Geld will Reichenbach dafür nicht haben.

Von Constanze Junghanß
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Die ehemalige Asylunterkunft an der B 6 bei Reichenbach steht seit Langem leer. Die Bungalows sollen verkauft werden. Das ehemalige "Motel Schlesierland" ist winterfest gemacht worden. Es soll verkauft werden.
Die ehemalige Asylunterkunft an der B 6 bei Reichenbach steht seit Langem leer. Die Bungalows sollen verkauft werden. Das ehemalige "Motel Schlesierland" ist winterfest gemacht worden. Es soll verkauft werden. © SZ-Archiv / Constanze Junghanß

Vor fünf Jahren kaufte Reichenbach das ehemalige Motel „Schlesierland“ - eine Bungalowsiedlung an der B6, gelegen zwischen der Stadt und der Gemeinde Markersdorf. Das Objekt stand leer. Bis Ende 2017 waren dort dann Asylsuchende untergebracht. 72 Plätze gab es da. Nach Landkreisangaben lag die Auslastung bei etwa 80 Prozent. Weil immer weniger Asylbewerber ins Kreisgebiet kamen, wurden Gemeinschaftsunterkünfte wieder geschlossen.

Das war auch mit dem Motel am Kanonenbusch – wie die Einheimischen das angrenzende Waldgebiet nennen - so passiert. Die Bewohner mussten aus den Bungalows wieder ausziehen. Sie wurden anderweitig, unter anderem in Löbau, untergebracht. Seitdem steht das 16.000 Quadratmeter große Areal leer.

Die Bauen und Wohnen (BuW) GmbH – eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Stadt Reichenbach – wollte die Motelanlage ursprünglich im letzten Jahr verkaufen. Der nun scheidende BuW-Geschäftsführer Sven Mimus sprach im Januar 2019 noch davon, dass er auf einen positiven Verkaufsdialog hoffe. Getan hat sich allerdings nichts. Und auch bei Immobilienplattformen, auf der Internetseite der BuW und auf der Stadtseite taucht das Motel nicht auf. Das bestätigt Reichenbachs Bürgermeisterin Carina Dittrich. „Bisher wurde das Objekt nicht öffentlich beworben“, sagt sie.

Mehrere Interessenten in den vergangenen Monaten

Ein Grund dafür sei, dass es wünschenswert wäre, jemanden aus der Region dafür zu gewinnen. „Das ist nicht abwegig, da es mehrere Interessenten mit ernsthaften Absichten in den vergangenen Monaten gab“, so die Bürgermeisterin. Fünf seien das insgesamt gewesen, die sich im Rathaus gemeldet hätten. Allerdings ist es offenbar nicht so leicht, neben Interessenbekundungen auch tatsächlich einen Käufer zu finden. Reichenbach hatte den Gesamtkomplex bei einer Versteigerung erworben. Kostenpunkt: 110.000 Euro. Das ist auch die Mindestsumme, die die Stadt bei einem Verkauf erzielen will.

Dabei steckt noch viel mehr Geld in der Bungalowsiedlung. „Der Landkreis Görlitz hatte 345.000 Euro in die Erschließung und die laufende Instandsetzung der Anlage investiert“, teilt Kreissprecherin Julia Bjar auf Nachfrage der SZ mit. Unter anderem wurde eine biologische Kläranlage gebaut. Um in den Jahren 2015 und 2016 die vielen Menschen unterschiedlichster Nationalitäten unterzubringen, wurden vom Kreis Gebäude und Grundstücke erschlossen und instand gesetzt, die den Unterkunftsbedarf abdeckten. Das Motel an der B6 zählte dazu.

Der Kreis mietete das Objekt von der BuW Reichenbach und schloss die Sozialverträge zur Betreuung der Asylsuchenden mit dem DRK Görlitz. „Alle Verträge wurden vom Landkreis immer unter dem Aspekt Kosten - Nutzen geschlossen“, so Bjar. Nach Kenntnis der Pressestelle sei der Kreis nicht in Verkaufsverhandlungen eingebunden. Macht da der Landkreis nicht Miese? Nutzungszweck und Kosten-Nutzen-Analyse schlössen die Einschätzung einer Fehlinvestition aus, heißt es weiter.

Flurgrenze für Tourismus unproblematisch

Die Bungalowsiedlung gehört zwar zu Reichenbach und das Objekt der BuW. „Durch das Gelände führt eine Flurgrenze. Das hatte dazu geführt, dass die Asylbewerber zu Markersdorf gezählt wurden“, erklärt Carina Dittrich. Würde das Objekt künftig touristisch genutzt, sei die Flurgrenze unproblematisch.

Wobei ein künftiger Eigentümer nicht nur den Reichenbacher Stadtrat, sondern auch den Markersdorfer Gemeinderat hinter sich bringen muss. Denn über Nutzungspläne und Bauanträge haben die Vertreter beider Kommunen ein Wörtchen mitzureden und Entscheidungen zu fällen.

Was nicht möglich ist: Die Ausweisung als Gewerbe- oder Wohnbaufläche. Grund dafür: Das Gelände liegt im Außenbereich. „Eine Flächennutzungsänderung ist nicht möglich“, sagt die Bürgermeisterin. Was soll aber dann mit dem riesigen Areal und den Bungalows passieren? Die Veräußerung des Geländes stünde an erster Stelle, betont Reichenbachs Rathauschefin. „Sollten sich während des Verkaufsprozesses andere Nutzungsmöglichkeiten anbieten, kann ich mir vorstellen, dass die Stadträte offen darüber diskutieren“, so Carina Dittrich. 

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