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Warum der Frost die Hengstparade gefährdet

Der Boden in der Reithalle ist gefroren und wirkt wie Beton. Magnesiumchlorid kommt zum Einsatz, damit die Schau nicht platzt.

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Von Cornelia Mai

Seit 1995 gibt es in der Reithalle von Ludwig Ebermann Hengstpräsentationen. Seitdem musste noch nie eine wegen zu starken Frostes ausfallen. Auch in diesem Jahr wollen der Pferdezuchtverein Oberlausitz und das Landgestüt Moritzburg am Sonnabend ab 13.30Uhr wieder Deckhengste und Landbeschäler präsentieren. Ob in vollem Umfang, das steht derzeit aber noch nicht fest. Denn der Boden der Reithalle ist stark durchgefroren und hart wie Beton.

Welche Temperaturen hält ein Pferd unbeschadet aus?

Laut Uwe Herrmann können Pferde bis zu Temperaturen von minus 30 Grad gut im Freien überwintern, „vorausgesetzt sie sind gesund und haben genug Futter. Die Kälte stört die Pferde prinzipiell nicht“, sagt der Deckstellenleiter von Dittersbach. Nur Zugluft sei gefährlich, und nach anstrengenden Bewegungen müsse das Pferd, wenn es geschwitzt habe, gegen die Kälte geschützt werden – zum Beispiel mit einer Decke.

Warum gefährdet der harte Reithallenboden die Schau?

Der Boden ist nach Temperaturen von bis zu minus 22 Grad hart wie Beton. Bei Sprüngen oder anderen Belastungen könnten sich die Tiere verletzen, weil der Untergrund sie nicht abfedert. Das wäre fatal. Denn bei der Hengstpräsentation am Sonnabend werden sehr hochwertige Tiere vorgestellt. Das sind mehrere private Hengste der Spezialrassen Minishetlandpony, Shetlandpony, Lewitzer und Pony of America von Oberlausitzer Züchtern und fünf Landbeschäler – zwei schwere Warmblüter, zwei Deutsche Sportpferde und ein Haflinger – des Staatlichen Landgestütes Moritzburg, die in Dittersbach eingestellt sind. „Der Wert dieser Pferde liegt zwischen 50000 und 150000Euro“, erklärt der Dittersbacher Deckstellenleiter Uwe Herrmann, der zugleich stellvertretender Vorsitzender des Pferdezuchtvereins Oberlausitz ist.

Muss die Veranstaltung nun abgesagt werden?

Das soll laut Uwe Herrmann und dem Besitzer der Reithalle, Ludwig Ebermann, nach Möglichkeit nicht passieren. Eine endgültige Entscheidung soll aber erst heute getroffen werden. Allerdings gehen die Veranstalter davon aus, dass die Schau dann eher auf Sparflamme laufen wird, falls der Hallenboden Sprünge und andere Dressurstücke nicht zulassen sollte. Dann, so die Pferdekenner, würden die Tiere zwar gezeigt. Das Rahmenprogramm fiele aber weg.

Wie soll der Reithallenboden präpariert werden?

Laut Ludwig Ebermann, der am Dienstag wieder Temperaturen von minus 16 Grad gemessen hatte, könne man nicht allzu viel tun. Die Halle habe ein Blechdach, sei nicht isoliert. Der Boden bestehe aus einem Sand-Späne-Gemisch, habe keinen Unterbau. Dem Frost im Boden sei schon mit Auftausalz zu Leibe gerückt worden. Seit dieser Woche wird Magnesiumchlorid eingesetzt. Der Temperatursturz sei einfach zu abrupt gewesen. Magnesiumchlorid dient als Auftaumittel. Es ist auch als Lebensmittelzusatzstoff mit der Kennzeichnung E 511, als künstlicher Geschmacksverstärker und für Öko-Lebensmittel zugelassen und stellt somit auch keine Gefahr für die Tiere dar.

Was sehen Besucher im Fall einer abgespeckten Schau?

Die Deckhengste aus der Region sowie vom Landgestüt und die zwei auf der Dittersbacher Deckstation eingestellten Stuten mit ihren noch ganz jungen Fohlen werden vorgeführt. Das Schauprogramm wird indes gestrichen. Geplant ist die Präsentation am Sonnabend ab 13.30 Uhr. Danach gibt es für Züchter und Gäste ein gemütliches Beisammensein mit reichlich Gelegenheit zum Fachsimpeln.