Von Denni Klein
Seit sechs Jahren gibt es Behinderungen wegen Bauarbeiten in den Tunneln der A17. Das Autobahnamt Sachsen bestätigte SZ-Recherchen, wonach Pfusch am Bau die Ursache für die Schäden sind.
Problem 1: Wassersperre
Wurde beim Bau beschädigt
Größtes Problem ist das Wasser. Normalerweise soll eine Kunststofffolie zwischen äußerer und innerer Betonhülle das Wasser abhalten. Doch die Wassersperre ist in allen vier Röhren nicht dicht. „Dabei handelt es sich um eine mangelhafte Bauausführung, die von der Baufirma zu verantworten ist“, sagt der Sprecher des Autobahnamts Sachsen, Burkhard Zscheischler. Beim Bau der inneren Betonschale sei ein damals neuartiges Verfahren eingesetzt worden. Das neue Verfahren sollte eigentlich Haltbarkeit und Sicherheit der Tunnel bei günstigeren Baukosten erreichen. Doch Eisenteile hätten beim Betonieren die darüber liegende Kunststoffdichtungsbahn beschädigt.
Auswirkung 1: Wasser
Tritt an Betonfugen aus
Schon im ersten Jahr nach der Verkehrsfreigabe traten in den Tunneln Zustände wie in einer Tropfsteinhöhle auf. „Der Beton der Innenschale selbst ist wasserdicht. Also sucht sich das Wasser seinen Weg über die Blockfugen“, sagt Zscheischler. Beide Tunnel haben zusammen 678 Fugen. Davon wurden 2005 zunächst 179 feuchte Fugen verpresst. 2009 wurden weitere 28 undichte Stellen verschlossen, acht davon bereits zum zweiten Mal. Zscheischler räumt ein, dass Wasser immer wieder austreten könne und dann auch immer wieder gebaut werden müsse. Nach SZ-Informationen werden Kosten für das Abdichten von bis zu 30 Millionen Euro befürchtet. So hoch soll auch die Rate sein, die das Land nicht mehr an die Baufirma Walter Bau zahlte, nachdem 2005 deren Pleite bekannt wurde.
Gefahren: KURZSCHLÜSSE,
BRÄNDE, UNFÄLLE, EISGLÄTTE
Das Wasser bringt auch Gefahren mit sich. Die Fahrbahn wird nass, und im Winter gefriert sie. 2009 wurden an den Tunneldecken Eiszapfen entdeckt, die im schlimmsten Fall auf ein Auto stürzen können, wenn sie nicht rechtzeitig beseitigt werden. Schon 2009 hatte der Projektleiter Tunnelsicherheit des Bauwerk-Überwachers DMT aus Leipzig, Dieter Tetzner, auch vor Gefahren für das Bauwerk gewarnt. Das Wasser könne auch zur Elektrik vordringen und Kurzschlüsse verursachen. „Diese könnten wichtige Technik wie die Entlüftung, Beleuchtung oder die Brandmelder lahmlegen. Im schlimmsten Fall könnte es zu einem Brand kommen.“
Problem 2: Mängel
An der Tunnelelektrik
Auch mit der Tunneltechnik gibt es seit Jahren Probleme. Besonders die elektronischen Anzeigen, die aktuelle Tempolimits oder Überholverbote anzeigen, weisen Mängel auf.
Auswirkung 2: Anzeigen
Sind zum Teil nicht lesbar
Das Autobahnamt spricht hier von minderwertiger Technik, die von der zuständigen Baufirma verbaut worden sei. „Wir haben diese umfangreich tauschen lassen. Gut 90 Prozent der Anlagen sind komplett erneuert worden“, sagt Zscheischler. Zuvor seien die Tempo-Hinweise bei Ausfällen der Technik nicht immer korrekt lesbar gewesen. Die Kosten gehen in die Millionen. Wer es bezahlt, ist noch umstritten.
Weiteres Problem:
Böschungen Rutschen ab
Außerhalb der Tunnel gibt es Probleme mit abrutschenden Böschungen. Bei dem starken Regen der vergangenen Tage rutschten erneut Erdmassen auf die Standstreifen. „Sicher auch ein Baumangel“, sagt Zscheischler. Daran werde ebenfalls gearbeitet. Bis die Böschungen wieder sicher sind, gilt bis auf weiteres Tempo 100 als Limit.