Warum ein Barkeeper Rinde kocht

Kirschau. Das kam überraschend: Mitte Juli ging Benjamin Pfeiffer mit seiner kurz zuvor gegründeten Firma auf den Markt – und schon nach wenigen Tage war er komplett ausverkauft. „Bestellungen kommen aus ganz Deutschland, aber auch aus den USA, Kanada, Russland und anderen Ländern“, erzählt er begeistert.
Was der Kirschauer in gut gepolsterten Kartons an seine Kunden verschickt, ist an und für sich nichts Außergewöhnliches: Tonic Water. Ein Getränk also, das es in jedem Supermarkt für wenig Geld zu kaufen gibt. Doch während es sich dabei um industriell hergestellte Massenware handelt, ist Benjamin Pfeiffers Produkt das Ergebnis reiner Handarbeit. Er bereitet sein Tonic selbst zu. „Dafür koche ich Chinarinde in Wasser mit Zucker auf“, erklärt der 31-Jährige. Verschiedene Geschmacksrichtungen entstehen durch die Zugabe unterschiedliche Zutaten, zum Beispiel Lavendelblüten.
Reine Handarbeit
Angefangen hat Benjamin Pfeiffer damit schon vor einigen Jahren. Als Chef der Hippo-Bar im Kirschauer Vier-Sterne-Hotel „Bei Schumann“ wollte er den Gästen etwas Besonderes bieten. Dass er sich gerade auf Tonic Water konzentrierte, begründet er damit, dass es an der Bar sehr oft verwendet wird. Weil seine selbst gemachte Bitterlimonade so gut ankam, hat sich Benni, der Barkeeper, wie sich der Kirschauer selbst nennt, jetzt entschlossen, dafür eine Firma zu gründen – die Pfeiffer und Schumann Kirschauer Getränke Manufaktur. Geschäftsführer sind er und Rüdiger Schumann, der mit seiner Frau Petra Inhaber des Hotels „Bei Schumann“ ist. „Er hat zu mir gesagt: ,Benni, wir machen das jetzt’“, erzählt Benjamin Pfeiffer und fügt schmunzelnd an: „Manchmal braucht man eben einen Schubs.“ Jetzt kocht er sein Tonic Water namens Osaria nicht mehr im Hotel, sondern in einer Halle an der Kirschauer Mühlstraße. Dort erfolgen auch die Abfüllung, das Etikettieren der 200-Milliliter-Flaschen und das Verpacken in Kartons. Alles ist reine Handarbeit.
Beim Etiketten-Kleben hilf die Freundin
Die Zubereitung eines Fasses Tonic Water, das für 90 Fläschchen reicht, dauert eine Stunde, das Abfüllen drei Stunden. Und dann werden auf jede Flasche noch zwei Etiketten geklebt. „Dabei hilft mir meine Freundin“, ist Benjamin Pfeiffer dankbar. Denise Schönfelder kümmert sich auch ums Marketing, den Internetauftritt und weitere Dinge. Ohne diese Unterstützung käme der Jungunternehmer kaum um die Runden, denn als Barkeeper arbeitet er nach wie vor. Erlernt hat der aufgeschlossene Mann, der ursprünglich aus Torgau stammt und jetzt in Kirschau wohnt, den Beruf des Restaurantfachmanns. Nach der Ausbildung arbeitete er in Österreich, der Schweiz und auf einem Kreuzfahrtschiff. Weil er „schon immer ein Faible für Spirituosen“ hatte, wie er sagt, absolvierte Benjamin Pfeiffer mehrere Kurse und ein Studium an der Bar-Schule in Rostock. Mit seiner Firma bereitet er das Osaria Tonic Water, das pur genossen oder zum Mixen verwendet werden kann, in drei Sorten zu – Zitronengras, Pfeffer und Lavendel. Weitere sollen hinzukommen. „Die Bezeichnung ist eine kreative Abwandlung des Namens der Dame, welcher wir unsere Idee des Original Tonic Waters verdanken“, erklärt der 31-Jährige. Er erzählt, dass Ana de Osorio, die von 1872 bis 1935 lebte und Gemahlin des Vizekönigs von Peru war, laut einer Legende als erster Mensch mit Tonic Water von Malaria geheilt wurde. Grundstoff für das Getränk ist die Rinde des Chinarindenbaumes, die unter anderem Chinin enthält. Eine Blüte dieses Gewächses ziert die Etiketten von Pfeiffers Tonic.
Arbeitsplätze sollen entstehen
Gegenwärtig bezieht der Kirschauer den Ausgangsstoff für sein Produkt, das im Hotel „Bei Schumann“ ausgeschenkt sowie übers Internet vertrieben wird, von Apotheken. „Irgendwann möchte ich die Chinarinde direkt aus Peru holen“, verrät Benjamin Pfeiffer. Und auch sonst hat er viel vor. Wenn alles gut läuft, kann er sich vorstellen, in der Produktionshalle eine Abfüllanlage zu installieren und Mitarbeiter einzustellen. „Der Manufaktur-Charakter soll aber erhalten bleiben“, betont er.
Die Chancen, dass die Pläne aufgehen, stehen nicht schlecht. Schließlich war die neue Firma schon wenige Tage nach dem Markt-Start das erste Mal ausverkauft. Und das, obwohl die Kunden – es sind bisher ausschließlich Privatleute – das Osaria-Tonic vor der Bestellung nicht gekostet hatten, sondern nur durch die Internetseite und den Facebook-Auftritt des jungen Unternehmens darauf aufmerksam wurden.