Der Betriebsleiter Mulde der Landestalsperrenverwaltung Sachsen Axel Bobbe und die für den Roßweiner Hochwasserschutz zuständige Projektleiterin Ivonne Wohland können den wachsenden Widerstand in Roßwein gegen das Projekt der Landestalsperrenverwaltung nicht verstehen.
„Wenn es dazu kommt, dass die Genehmigung nicht erteilt werden oder die Kosten durch zusätzliche Maßnahmen so steigen, dass der angestrebte Nutzen den Mitteleinsatz nicht mehr rechtfertigen, wird das Geld an anderer Stelle verwendet“, sagt Bobbe. Dies werde dann eine Frage der Prioritäten sein.
Die Mittel seien eindeutig zweckgebunden. Auch für individuellen Hochwasserschutz der einzelnen Ufergrundstücke könne das Geld nicht verwendet werden. „Kein Bundesland fördert so etwas“, sagt Axel Bobbe. Was passiert, wenn eine oder zwei Flächen in Flussnähe eben nicht individuell gesichert wären, könne sich jeder ausmalen.
Axel Bobbe kritisiert die Art und Weise, wie die Initiative für einen bürgerfreundlichen Hochwasserschutz (IBH) ihre Bedenken kommuniziert. Als skandalös bezeichnet der Betriebsleiter die Darstellung der geplanten Mauer an der Flutsäule. Die IBH hat, um den Bürgern die Baumaßnahmen zu verdeutlichen, dunklen Teppichboden direkt am Muldeufer aufgespannt. Diese schwarze Wand entspreche keineswegs dem tatsächlichen Ausmaß der Schutzmaßnahme. „Reine Polemik“, vermutet der 50-Jährige. Hier würden Ängste der Einwohner geschürt, die in dieser Art und Weise einfach nicht der Realität entsprechen. Der gesamte Platz werde angehoben. Die Mauer, die dann auf dem erhöhtem Gelände steht, hat die Höhe des jetzigen Geländers. „Selbstverständlich können die Spaziergänger noch die Mulde sehen“, sagt Bobbe.
Alternativen zur Mauer sehen die Fachleute nicht. Die Vorschläge, die von Seiten der Bürgerinitiative gemacht worden sind, könnten keiner fundierten, wissenschaftlichen Prüfung standhalten – ob Klappe am Stadtbadwehr oder die geforderten Flutflächen, dies sei alles schon überprüft worden. „Das ist so, als würde man versuchen, eine Badewanne voller Wasser in einen Fingerhut zu schütten“, stellt Ivonne Wohland fest.
Die Mulde sei der am schnellsten fließende Fluss in Europa, erläutert die 35-Jährige. Im Ernstfall blieben nur wenige Stunden Vorwarnzeit. Nur eine feste Mauer könne deshalb Roßwein vor einer Überflutung schützen.
Ferner sei die kritisierte Schutzleistung der Mauer rein statistischer Natur. Nach jetzigen Berechnungen biete die Mauer einen Schutz vor Hochwassern, die nur einmal in 50 Jahren auftreten. Keiner könne allerdings sagen, ob dies zwei- oder dreimal hintereinander geschehe und dann hunderte Jahre nicht. Die Größen seien zudem variabel und können sich ändern. Angesichts des nicht mehr zu leugnenden Klimawandels würde die Gefahr eines Hochwassers steigen. Zusammen mit den geplanten Ausgleichsbecken in Mulda oder Oberbobritzsch biete die Mauer aber einen Schutz vor hundertjährigen Hochwassern.Peter Schmieder