Es ist fast wie mit den Olympischen Spielen: Monatelang haben sich 14-jährige Mädchen und Jungen auf Jugendweihe und Konfirmation vorbereitet. Und dann ist alles anders. Der festliche Übertritt ins Erwachsenenalter muss verschoben werden wegen der Corona-Pandemie. Nach wie vor sind Veranstaltungen mit mehreren Hundert Teilnehmern nicht erlaubt. Daher können Feierstunden und Gottesdienste nicht stattfinden. Gaststätten sind geschlossen, wo viele Familien anschließend feiern wollten.
Deswegen wird es in der schlesischen Oberlausitz in den nächsten Wochen und Monaten keine Konfirmationen geben. „Ich rechne nicht damit, dass es noch vor der Sommerpause Gottesdienste mit 100 oder 200 Personen geben wird“, sagt der für diesen Kirchenkreis zuständige Superintendent Thomas Koppehl. Der Kirchenkreis reicht von Görlitz bis Hoyerswerda und umfasst das Gebiet der früheren Görlitzer Landeskirche.
Gästezahl schnell über 100 Personen
100 bis 200 Personen kommen aber selbst in kleineren Gemeinden zur Konfirmation schnell zusammen. Es ist ein Großereignis für die Familien wie auch die Gemeinden. Die ersten Konfirmationen hätten in diesen Tagen stattfinden sollen. Wegen der Besuchersperren und Kontaktverbote angesichts der Corona-Pandemie sind sie aber nicht möglich. Die Termine für die Konfirmationen legen die einzelnen Kirchgemeinden selbst fest, „in fröhlicher Verschiedenheit“, wie der Superintendent unterstreicht.
Die Pfarrer sind jetzt im Gespräch mit den Konfirmanden und ihren Angehörigen und beraten, um neue Termine zu finden. „Die Unsicherheit ist auf allen Seiten groß“, sagt Koppehl. Denn niemand könne heute sagen, wann Gottesdienste mit mehr als 15 Personen wieder möglich sind. Die meisten Kirchgemeinden hoffen, einen Termin für die Konfirmation im Herbst zu finden. Vielerorts ist der Reformationstag im Gespräch. „Ja, der 31. Oktober würde sich dafür anbieten“, sagt der Superintendent, auch wenn der Reformationstag in diesem Jahr nicht auf einen Sonntag, sondern auf einen Sonnabend fällt. Aber der ist in Sachsen auch ein Feiertag.
Jugendweihe erst im Herbst?
Im Landkreis Görlitz haben sich für dieses Jahr insgesamt rund 700 Mädchen und Jungen für die Jugendweihe angemeldet. Der Sächsische Verband für Jugendarbeit und Jugendweihe teilte zu Wochenbeginn mit, dass alle bis 31. Mai geplanten Jugendweihefeiern in die Monate September bis Dezember 2020 verlegt werden. Das betrifft auch die für den 23. Mai geplante Feier im Bad Muskauer Lindenhof. Die für den 9. Mai geplante Jugendweihefeier im Telux-Saal in Weißwasser ist vorerst auf den 6. Juni verschoben. Für Görlitz sind die Feiern bislang noch für den 20. Juni geplant. In Hoyerswerda war man gleich konsequenter: Die in der Lausitzhalle am 6. Juni geplante Jugendweihefeier ist auf den 26. September verschoben.
Ob Feiern im Juni, wie in Weißwasser und Görlitz noch geplant, tatsächlich stattfinden können, weiß Anja Mai nicht. Sie ist die Regionalkoordinatorin des Verbandes für den Landkreis Görlitz. „Man muss abwarten, wie sich die Lage entwickelt“, sagt sie. Es sei schwierig, wenn die Feiern über den Sommer hinaus verschoben werden müssen. Eine Verschiebung ins nächste Jahr mag sie sich nicht vorstellen. Denn dann gibt es schon wieder neue Jugendweihen und neue Jugendweihestunden. Die Teilnehmerzahl sei im Landkreis in den vergangenen Jahren recht stabil gewesen. „Wir würden die Verschiebung ins Jahr 2021 hinbekommen, aber schön wäre es nicht“, erklärt Anja Mai.
Über den aktuellen Stand werden die Mädchen und Jungen per E-Mail oder Post informiert. Informiert wird zum Beispiel auch darüber, dass es bis zum 18. Mai nicht möglich ist, Gästekarten für die Feiern zu erwerben. Bereits gekaufte behalten ihre Gültigkeit. Das Regionalbüro in Görlitz ist derzeit geöffnet, die Außenstellen aber nicht. Ob die für Juni geplante „Lange Nacht der Projekte“ und die Fahrt in die Gedenkstätte Buchenwald im Juli stattfinden können, ist derzeit ebenfalls noch offen. Der für die Osterwoche geplante Termin zur Besichtigung der Justizvollzugsanstalt Görlitz war abgesagt worden.
Erstkommunion erst wieder 2021
In der katholischen Kirche ist in dieser Woche entschieden worden, dass die Erstkommunion in diesem Schuljahr nicht mehr stattfindet, wie Gabriele Kretschmer von der Görlitzer Pfarrei Heiliger Wenzel informiert. „Ein neuer Termin hängt von der Entwicklung der Pandemie und von der Grenzöffnung ab“, erklärt sie. Für die Firmung am Pfingstfest gibt es noch keine Entscheidung, ob diese in mehreren Gottesdiensten stattfindet oder verschoben wird. „Anfang Mai hoffen wir, eine Aussage treffen zu können“, sagt Frau Kretschmer.
So schmerzhaft der Ausfall der Jugendfeiern für Gaststätten jetzt ist, deren Verschiebung könnte auch ein Hoffnungsschimmer für die betroffenen Restaurants sein, die jetzt sowieso geschlossen sind. Denn wenn die Feiern schließlich im Herbst stattfinden, werden viele Familien an dem Plan festhalten, nach den Festveranstaltungen und Gottesdiensten in Gaststätten weiterzufeiern. Und dann haben sie bestimmt auch wieder offen.