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Warum nicht gleich so?

Beim 15. Ortstermin zeichnet sich eine Lösung für den zu steilen Fußweg ab. Darum kämpft der Behindertenbeirat aber nicht allein.

Von Heike Heisig
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Kerstin Bauer vom Roßweiner Behindertenbeirat, Landtagsabgeordneter Henning Homann und Lasuv-Präsidentin Doris Drescher (v. li.) schauen sich das Problem vor Ort an: den zu steilen Fußweg an der Döbelner Straße in Roßwein.
Kerstin Bauer vom Roßweiner Behindertenbeirat, Landtagsabgeordneter Henning Homann und Lasuv-Präsidentin Doris Drescher (v. li.) schauen sich das Problem vor Ort an: den zu steilen Fußweg an der Döbelner Straße in Roßwein. © Lars Halbauer

Roßwein. Damit könnte sowohl die Stadt Roßwein als auch der Behindertenbeirat leben. Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) hat am Montag seinen Vorschlag vorgestellt, wie das seit Sommer 2017 bestehende Fußwegproblem an der Döbelner Straße gelöst werden könnte. Dazu kam die Präsidentin des Lasuv Doris Drescher mit dem Leiter der Zschopauer Niederlassung und dem zuständigen Abteilungsleiter nach Roßwein.

Dieser Termin kam auf Einladung von SPD-Landesabgeordnetem Henning Homann zustande. Er fasste nach dem Gespräch das Ergebnis zusammen: „Es ist eine technische Lösung gefunden worden, die erlaubt, den zu steilen Gehwegabschnitt mit einer Neigung von sechs Prozent auszubauen. Das wäre akzeptabel.“

Kerstin Bauer, eine der Vorsitzenden des Behindertenbeirates, kann diesem Kompromiss zustimmen. Laut DIN dürfte die Querneigung 2,5 Prozent nicht überschreiten. Das ist beim Straßen- und Fußwegbau in den Jahren 2016 und 2017 nicht beachtet worden – trotz mehrfacher Hinweise des Beirates. Deshalb weist das Gefälle seit der Freigabe im Sommer 2017 eine Querneigung von bis zu 15 Prozent auf.

„Damit ist dieser Fußweg für Rollstuhlfahrer nicht nutzbar und auch für andere eine Gefahr.“ So formulierte es der Vorstand des Behindertenbeirates in einem offenen Brief an Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer sowie den Behindertenbeauftragten der Sächsischen Staatsregierung Stephan Pöhler. Darin habe das ehrenamtliche Gremium den letzten Weg gesehen, der Forderung nach einem wirklich barrierefreien Fußweg Nachdruck zu verleihen, schilderte Kerstin Bauer der Lasuv-Präsidentin.

Weder Doris Drescher noch ihre Mitarbeiter waren zum Zeitpunkt von Planung und Bau des sogenannten Innenstadtrings von Roßwein im Amt. Auch sonst hätten die Ansprechpartner häufig gewechselt, war ein Kritikpunkt von Kerstin Bauer gewesen. Das allerdings soll den nachweisbar nicht DIN-gerechten Ausbau des Fußweges in Roßwein nicht entschuldigen.

Henning Homann hält in diesem Punkt auch Fehler beim Gesetzgeber für möglich. Er glaubt, an diesem Beispiel festzumachen, was passiert, wenn Behörden immer weniger Geld zur Verfügung steht. „Dann bleiben Dinge auf der Strecke“, so Henning Homann. Der Beharrlichkeit des Behindertenbeirates ist es wahrscheinlich zum einen zu verdanken, dass es nach mehr als zwei Jahren doch zu einem möglicherweise umsetzbaren Vorschlag gekommen ist. 

Aber auch das Zutun Homanns und der Bundestagsabgeordneten Veronika Bellmann (CDU) hat dazu beigetragen. „Dann landen die Akten mal wieder oben auf dem Stapel“, gab die Präsidentin des Lasuv zu. Sie will keinesfalls sagen, dass sich niemand des Roßweiner Problems angenommen hätte. Doch es sei einiges zusammengekommen, und deshalb liege der Lösungsvorschlag erst jetzt vor.

Dieser ist nun noch mit betroffenen Grundstückseigentümern abzustimmen. Für den Ausgang der Gespräche gibt es zwei Möglichkeiten. Bei einer Ablehnung geht es zurück an den Beratungs- und Verhandlungstisch. Bei einer Zustimmung können die Unterlagen soweit vorbereitet werden, dass der Auftrag ausgeschrieben und im nächsten Jahr umgesetzt werden kann. Für beteiligte Eigentümer sollen keine Kosten entstehen. Die Ausgaben für den nochmaligen Gehwegumbau trägt niemand anders als der Steuerzahler. Daraus macht Henning Homann keinen Hehl.

Die Korrekturen am Fußweg werden voraussichtlich mit einer Sperrung des ungefähr 70 Meter langen Gehwegabschnittes zwischen der Ampel an der Kreuzung Dresdener Straße bis hin zum Markteingang verbunden sein. Gleich zu Beginn der Arbeiten soll der Fußweg in Höhe des Grundstückes Döbelner Straße 4 abgesenkt werden, stellte Präsidentin Drescher in Aussicht. 

Damit blieben Nutzern mit Einschränkungen Umwege erspart. Die sind im Moment nötig, weil die Absenkung an der Ecke zum Markt wieder zurückgebaut worden ist. Diese Stelle hatte sich durch ein starkes Gefälle ebenfalls als gefährlich erwiesen. Jetzt ist zum Schutz dort sogar ein Geländer angebracht. Dadurch fehlt nun aber der barrierefreie Übergang von einer zur anderen Straßenseite. Der ist dann mit der geplanten Absenkung in Höhe der Einmündung zur Mittelgasse gegeben.

Noch keine Aussage gibt es dagegen, ob die Schaltung der Fußgängerampel zwischen ehemaliger Post und Sparkassenfiliale geändert wird. Die Nutzer sind unzufrieden. Sie müssen lange warten, fühlen sich von der kurzen Grünphase gehetzt. „Das müssen sich Fachleute noch einmal anschauen“, sagte die Lasuv-Präsidentin. Denn längere Grünphasen für Fußgänger hieße, dass Kraftfahrer länger warten müssen. „Wir müssen sehen, ob dass dann so gewollt ist“, so Doris Drescher.