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Warum schweigt Pirna?

Die gewalttätigen Proteste in der Stadt haben nur noch wenig mit Corona zu tun. Sie haben aber Nutznießer. Ein Kommentar von Domokos Szabó.

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Immer wieder gibt es bei Demos in Pirna Gewalt.
Immer wieder gibt es bei Demos in Pirna Gewalt. © Daniel Förster

Es sind hässliche Bilder, die von Pirna aus in die Welt gehen. Demonstranten attackieren die Polizei, es gibt mindestens einen Verletzten. Viele fühlen sich an 2015 erinnert, als im benachbarten Heidenau ein ausländerfeindlicher Mob die Ordnungskräfte angriff, um eine Flüchtlingsunterkunft zu verhindern. Mit Protest gegen die - mittlerweile stark gelockerten - Corona-Einschränkungen hat das herzlich wenig  zu tun. 

Wer bei nicht angemeldeten Demos den Regelverstoß zelebriert und Gewalt in und durch die Stadt trägt, der zeigt ganz klar: Ihm geht es nicht um ein Zuviel an Grenzen oder ein Zuwenig an Grundrechten. Dem geht es um die Ablehnung von staatlicher Ordnung an sich, um die Verachtung der Bundesrepublik mit ihren demokratischen Regeln - und Möglichkeiten. Die Diskussion über Sinn und Unsinn der Corona-Maßnahmen muss gewiss sein, aber mit Anstand und mit den bestmöglichen Lösungsvorschlägen. Es leuchtet nicht ein, wie Gewalt dabei helfen soll.

Die Bilder aus Pirna bringen der Stadt vielmehr einen schlechten Ruf ein und womöglich weniger Besucher - mal von gewaltbereiten abgesehen. Ihr Übriges tun Parteien und Politiker, die den Protest samt Regelverstoß hinter den Kulissen oder auch offen befeuern. Die Radikalen und die Radikalisierung nehmen sie in Kauf, Hauptsache sie selbst kommen auf dieser Welle ein Stück weiter nach oben.  

Darauf sollte die Stadtgesellschaft reagieren - mit Protest gegen Gewalt, gegen Hetze. Mit Eintreten für ein gutes Miteinander, ohne das es keinen Ausweg aus der Krise geben wird. Das passiert bislang kaum. Ehre den Ausnahmen: Pirnas OB Klaus-Peter Hanke nahm klar Stellung und bot einen Bürgerdialog an, Juso-Vorsitzende Sabrina Repp meldete sich zu Wort und der Grüne Nino Haustein mischte sich zumindest in den sozialen Netzwerken in die Debatte ein. Was ist mit den anderen Akteuren, die der Stadt Bestes suchen? Solange die Mehrheit so krachend laut schweigt, werden sich die Gewaltbereiten und ihre Mitspaziergänger ermutigt fühlen. 

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