Von Peggy Zill
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) tourt derzeit durch die Berufsschulen in Sachsen. Gestern war Döbeln dran. Ziel ist es, die Lehrlinge über ihre Rechte, betriebliche Mitbestimmung und die Arbeit der Gewerkschaften zu informieren. Die Daten des jährlich erscheinenden Ausbildungsreports machen den Handlungsbedarf deutlich. Bei der Befragung gaben 12,7 Prozent der Azubis an, immer oder häufig ausbildungsfremde Tätigkeiten übernehmen zu müssen. Fast ein Viertel der Befragten muss regelmäßig Überstunden machen. 16,8 Prozent der unter 18-Jährigen arbeiten regelmäßig mehr als die erlaubten 40 Stunden. Und obwohl Betriebe klagen, dass es zu wenig Azubis gibt, ist die Übernahmesituation für viele ungeklärt. Weit mehr als die Hälfte wusste bei der Befragung nicht, ob sie am Ende der Lehre übernommen wird. „Das ist nicht nachvollziehbar“, sagt Sabine Zimmermann vom DGB. Aus den Zahlen lasse sich ein Zusammenhang zwischen Ausbildungsqualität und Abbruchquoten ableiten.
„Von Mitspracherecht und Interessenvertretung wissen unsere Schüler wenig, weil sie sich nicht damit beschäftigen“, sagt Lehrer Hermann Mehner, der die Berufsschultour nach Döbeln geholt hat. Der Gewerkschaftsbund war sechs Stunden lang bei den Kfz-Mechatronikern und Elektrikern. „Wir dachten erst, dass das zu viel ist, aber die Jugendlichen sind begeistert“, so Mehner.
Besonders in kleinen Betrieben trauen sich viele Lehrlinge nicht, sich beispielsweise über Überstunden zu beschweren, weil sie Angst vor den Konsequenzen haben, erklärte Sandra Schneider von der DGB-Jugend Sachsen. „Die Döbelner Schüler waren heute sehr aufgeschlossen und haben viele Fragen gestellt“, so Schneider. Manche hätten zum Teil sehr schwierige Ausbildungsbedingungen. Durch den Projekttag wolle man die jungen Menschen dazu motivieren, sich für ihre Interessen einzusetzen und gleichzeitig die Arbeit der Gewerkschaften vorstellen.