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Was bewegt die Menschen in Hochkirch?

Was läuft gut, was läuft schlecht? Vor der Kommunalwahl am 26. Mai schaut sich die SZ in den Städten und Gemeinden um. Heute: Hochkirch.

Von Kerstin Fiedler
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PLUSPUNKT: Das Feuerwehrhaus in Breitendorf entstand nach langer Diskussion als Neubau anstelle der alten Schule. Darüber freut sich Bürgermeister Norbert Wolf.
PLUSPUNKT: Das Feuerwehrhaus in Breitendorf entstand nach langer Diskussion als Neubau anstelle der alten Schule. Darüber freut sich Bürgermeister Norbert Wolf. © Steffen Unger

Hochkirch. Hochwasser, Hochwasser, Hochwasser – kein anderes Thema hat den Gemeinderat in den vergangenen Jahren so oft beschäftigt wie die Schadensbeseitigung der Blitzflut im Juni 2013. Dennoch: Die Investitionen, die für die Beseitigung der horrenden Schäden getätigt wurden, sind für die Gemeinde auch ein Glücksfall. Bürgermeister Norbert Wolf (CDU) sagt, dass einige der Arbeiten sicher auch in der mittel- und langfristigen Planung von Vorhaben eine Rolle gespielt hätten. Aber dank der großzügigen finanziellen Unterstützung durch den Freistaat sind auch viele Dinge gemacht worden, die in dem Umfang von der Gemeinde gar nicht finanzierbar gewesen wäre. „Ohne diese Förderung wäre da in den nächsten zehn bis 15 Jahren wohl nichts machbar gewesen“, sagt Norbert Wolf. Dennoch ist er noch etwas skeptisch, ob die Arbeiten jetzt tatsächlich zu 100 Prozent bezahlt werden. 20 Prozent der Summe wurde bei jeder Maßnahme zunächst einbehalten. Jetzt wird geprüft, ob alles gerechtfertigt ist. „Erst wenn alle Abrechnungen durch sind, wissen wir, was dabei rauskommt“, so Wolf. Deshalb habe er auch für dieses Jahr keine großen Investitionen im Gemeindehaushalt geplant.

Dennoch ist der Bürgermeister zufrieden mit den vergangenen fünf Jahren. „Die Zusammensetzung im Gemeinderat hatte sich nicht groß geändert, sodass wir kontinuierlich weiterarbeiten konnten.“ Kleinere Vorhaben, die den Bürgern nutzten, wurden dennoch umgesetzt. So wurden Kanäle in Plotzen und Kohlwesa ausgewechselt. Das Freigelände an der Grundschule wurde in zwei Abschnitten für die Kinder sicherer und schöner gestaltet. Das Awo-Kinderhaus bekam im vergangenen Jahr einen Waschraum, in diesem Jahr wird die Küche renoviert. Auch beim Thema Wohngebiet hat der Gemeinderat angeschoben, was jetzt ein Investor verwirklicht: Der letzte Bauabschnitt Kuppritzer Straße mit 15 Bauplätzen ist bis auf einen voll belegt. Und das innerhalb eines halben Jahres. Trotzdem sinken die Einwohnerzahlen. „Und das, obwohl wir im vergangenen Jahr sehr viele Geburten verzeichnen konnten“, sagt Norbert Wolf. Er weiß aber auch, dass junge Leute derzeit häufiger nach preiswerten alten Häusern fragen, die sie dann mit vielen Eigenleistungen sanieren. „Die Fördermöglichkeiten für den ländlichen Raum im Oberland haben sich rumgesprochen“, freut sich der Vorsitzende des Vereins zur Entwicklung der Region Bautzener Oberland.

Diskussion um Feuerwehrgerätehaus

Wolf fand die Zusammenarbeit mit den Gemeinderäten sehr schön. „Ich bin dankbar, dass wir meist zu einer gemeinsamen Meinung kommen konnten. Auch wenn das nicht immer leicht war“, sagt er. So erinnert er sich an die Diskussion um das Feuerwehrgerätehaus in Breitendorf. Da ging es darum, ob die alte Schule nur um- und ausgebaut werden sollte. „Einige Breitendorfer hingen doch sehr an dem Gebäude“, sagt Norbert Wolf. Aber nun sind alle zufrieden mit dem neuen Gerätehaus – und ein Schandfleck ist verschwunden. Auch ein Problem war, immer Verständnis bei den Räten zu finden, wenn aus den Behörden zum Beispiel beim Bauen Standards gefordert werden, die die Räte aus Sicht der Kosten nicht nachvollziehen können. Wenn die Standards nicht ganz so hoch wären, könnte man mit dem vorhandenen Geld mehr machen, mehr bauen, finden die Gemeinderäte.

Auch in diesen fünf Jahren ist ein Vorhaben wieder zurückgestellt worden: der Busplatz, auf dem geparkt wird. „Aber um diesen Platz in Ordnung zu bringen, müssen wir richtig Geld in die Hand nehmen“, sagt Norbert Wolf. Und das ging eben wegen der Maßnahmen zur Hochwasserschadensbeseitigung nicht. Die mussten nämlich auch vorfinanziert werden. Dennoch ist der Bürgermeister froh, dass es ohne Nutzung des Kassenkredits ausgegangen ist. „Der Busplatz liegt mir selber am Herzen und ist deshalb nicht abgeschrieben“, sagt Norbert Wolf. Er hofft, dass der nächste Gemeinderat das Projekt angeht.

Parkplatzsituation muss verbessert werden

KNACKPUNKT: Auch in den letzten fünf Jahren wurde der Parkplatz an der Bundesstraße in Hochkirch nicht umgestaltet. Deshalb bleibt er im Blick der Räte. 
KNACKPUNKT: Auch in den letzten fünf Jahren wurde der Parkplatz an der Bundesstraße in Hochkirch nicht umgestaltet. Deshalb bleibt er im Blick der Räte.  © Steffen Unger

Schließlich gibt es noch andere Projekte, die noch zu erledigen sind. Dazu zählt er den weiteren Bauabschnitt bei den Außenanlagen der Grundschule, aber auch die Verbesserung der Parkplatzsituation am Ortseingang aus Richtung Bautzen. Neu dazu gekommen sind freiwillige Projekte, so die Erweiterung der Kegelbahn in Rodewitz und der Bau eines neuen Fußball-Hartplatzes in Hochkirch. Hier will Wolf keine Wertigkeiten äußern, denn wichtig ist beides. Eher umsetzbar scheint jedoch das Vorhaben Kegelbahn durch das Förderprogramm vitale Dorfkerne zu sein. „Wenn wir es schaffen, die Planung für nächstes Jahr so weit zu treiben, dass Fördermittel für die Erweiterung beantragt werden können, wäre eine 75-prozentige Förderung eine Chance“, sagt Norbert Wolf. Beim Sportverein ist das Problem der Größenordnung. Eine so kleine Gemeinde wie Hochkirch könne das nicht allein stemmen. Noch zumal auch bei der Pflichtaufgabe Feuerwehr mittel- und langfristig zwei Fahrzeuge anzuschaffen sind. Der Bürgermeister will jetzt in Tschechien Partner suchen, um über ein europäisches Förderprogramm Mittel zu suchen – für die Feuerwehr oder den Sport. „Ich bin eigentlich ständig nur auf Geldjagd“, sagt Wolf.

Er freut sich auf die nächsten Jahre. Und bei den Kandidaten für den Gemeinderat tauchen auch nicht sehr viele neue Namen auf. Allerdings gibt es zwei neue Parteien, die antreten. Bei der AfD, die mit drei Kandidaten antritt, hat der jetzige Gemeinderat der freien Wähler, Torsten Mittasch, sozusagen die Seite gewechselt. Außerdem gibt es eine Kandidatin der Grünen. Wolf hofft auf eine weitere sachbezogene Arbeit. Er weiß, dass die Wahl des Gemeinderates eine Personenwahl ist. Denn bei allen Problemen finanzieller Art, findet er, dass Hochkirch als Gemeinde mit nur knapp 2 300 Einwohnern auf einer Fläche von fast 42 Quadratkilometern und 18 Ortsteilen gut dasteht. Und dem neuen Gemeinderat will er mit auf den Weg geben: Jeder, der ein Projekt einbringt, das noch nicht auf der Prioritätenliste steht, muss sagen, woher das Geld kommt oder welches Projekt dafür weggelassen werden soll.

18 Kandidaten stellen sich in Hochkirch zur Wahl

Freie Wählervereinigung: 

1. Thomas Pietschmann (*1963), Elektromeister, Hochkirch;
2. Sylvio Mutscher (*1971), Installateurmeister, Hochkirch; 
3. Malte Kattenstroth, (*1983), Landwirt, Niethen; 
4. André Miertschin (*1981), Geschäftsführer, Hochkirch;
5. Marco Partyka (*1969), Rechtsanwalt, Zschorna;
6. Matthias Kaye (*1975), Polizeivollzugsbeamter, Hochkirch

CDU: 
1. Robert Hörnig (*1973), Dipl.-Wirtsch.-Ing., Hochk.;
2. Thomas Meltke (*1971), Dipl. Betriebsw., Meschwitz;
3. Dirk Mutschink (*1977), Schlossermeister, Breitendorf;
4. Thomas Voigt (*1971), Dipl.Betriebswirt, Sornßig;
5. Holger Mitschke (*1971), Serviceleiter, Hochkirch;
6. Cornelia Schulze (*1961), Lehrerin, Hochkirch;

7. Lars Breker (*1972), Konstruktionsmechaniker, Plotzen

Die Linke:
 1. Dietmar Delling (*1958), Dipl.-Ingenieur, Niethen

AfD:
 
1. Torsten Mittasch (*1966), Kfz-Prüfingenieur, Hochkirch;
2. Stefan Walter (*1979), Angestellter, Kohlwesa;
3. Christian Seifert (*1960), Handwerksm., Kohlwesa

Bündnis 90/Die Grünen:
 
1. Diana Schieback (*1982), wissenschaftliche Mitarbeiterin, Wawitz

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Christiane Gromatzki (35),
Pferdewirtin,
Zschorna: Bei uns im Ort fehlen Fußwege und ein Spielplatz. Ganz schlecht sind die Busverbindungen. Wenn mein Sohn acht Stunden Unterricht hat, fährt kein Schulbus mehr bis zu uns und er muss von Hochkirch aus laufen.
Christiane Gromatzki (35), Pferdewirtin, Zschorna: Bei uns im Ort fehlen Fußwege und ein Spielplatz. Ganz schlecht sind die Busverbindungen. Wenn mein Sohn acht Stunden Unterricht hat, fährt kein Schulbus mehr bis zu uns und er muss von Hochkirch aus laufen. © Carmen Schumann
Ines von Biedenfeld (38),
Hausfrau,
Meschwitz: Der Vorplatz der Feuerwehr in Meschwitz müsste befestigt werden. Dort stehen überall Pfützen, wenn es regnet. Die Bushaltestellen müssten im Winter bis 7.30 Uhr geräumt sein. In Hochkirch fehlt eine Gaststätte oder wenigstens ein Café.
Ines von Biedenfeld (38), Hausfrau, Meschwitz: Der Vorplatz der Feuerwehr in Meschwitz müsste befestigt werden. Dort stehen überall Pfützen, wenn es regnet. Die Bushaltestellen müssten im Winter bis 7.30 Uhr geräumt sein. In Hochkirch fehlt eine Gaststätte oder wenigstens ein Café. © Carmen Schumann
Mario Lange (42),
Kfz-Meister,
Hochkirch: Es ist schade, dass es in Hochkirch keine einzige Gaststätte mehr gibt. Für ein Gemeindezentrum ist das nicht schön. Man kann zwar den Saal im Konzert- und Ballhaus mieten, muss sich aber ums Catering selbst kümmern.
Mario Lange (42), Kfz-Meister, Hochkirch: Es ist schade, dass es in Hochkirch keine einzige Gaststätte mehr gibt. Für ein Gemeindezentrum ist das nicht schön. Man kann zwar den Saal im Konzert- und Ballhaus mieten, muss sich aber ums Catering selbst kümmern. © Carmen Schumann
René Salzmann (42),
Ergotherapeut,
Hochkirch: Die Straße zum Sportplatz sollte verkehrsberuhigt werden, wegen der Kinder. Für das neue Wohngebiet am Kuppritzer Weg sollte ein Spielplatz gebaut werden, denn hier haben sich viele junge Familien angesiedelt.
René Salzmann (42), Ergotherapeut, Hochkirch: Die Straße zum Sportplatz sollte verkehrsberuhigt werden, wegen der Kinder. Für das neue Wohngebiet am Kuppritzer Weg sollte ein Spielplatz gebaut werden, denn hier haben sich viele junge Familien angesiedelt. © Carmen Schumann
Simone Schieback (37),
Hausfrau,
Kohlwesa: Es muss endlich was passieren mit dem Viecher-Messi. Dessen Hof müllt immer mehr zu und wir haben unter einer Rattenplage zu leiden. Ein Spielplatz für Kohlwesa wäre schön. Denn wir haben viele Kinder hier. Wünschenswert wäre eine 30er-Zone im Ort.
Simone Schieback (37), Hausfrau, Kohlwesa: Es muss endlich was passieren mit dem Viecher-Messi. Dessen Hof müllt immer mehr zu und wir haben unter einer Rattenplage zu leiden. Ein Spielplatz für Kohlwesa wäre schön. Denn wir haben viele Kinder hier. Wünschenswert wäre eine 30er-Zone im Ort. © Carmen Schumann