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Was das Welterbe bringen würde

Goslar besitzt, worauf das Umgebindeland jetzt hofft.Die Stadt im Harz profitiert vom Unesco-Status. Aber es gibt auch Nachteile.

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Von Gabriel Wandt

Die Bewerbung um den Weltkulturerbestatus ist kaum abgegeben, da tauchen erste mahnende Stimmen auf. Bringt eine Unesco-Würdigung wirklich nur Vorteile? Welche Risiken gibt es? Großschönaus Bürgermeister Frank Peuker beispielsweise fürchtet nach dem Denkmalschutz die nächste restriktive Schutzkategorie. Wird es für Privatleute schwieriger, sich im Umgebinde einzurichten? Die SZ hat nachgefragt bei Leuten, die es wissen müssen.

Was passiert mit den Kriterien des Denkmalschutzes?

Alles bleibt, wie es ist. Das bestätigt Sprecher Holm Felber von der Landesdirektion Dresden auf SZ-Nachfrage. Das sächsische Denkmalschutzgesetz bleibt auch bei einem Unesco-Status das geltende Recht. Allerdings betont Felber mit Blick auf die Waldschlößchenbrücke in Dresden, dass die Unesco ganz eigene Entscheidungen trifft. Man müsse daher die Kooperation suchen.

Wie erleben Privatleute den Unesco-Schutz anderswo?

Als unproblematisch. Das sagt jedenfalls Klaus Germer (SPD), Erster Stadtrat von Goslar. Die Stadt im Harz hat seit genau 20 Jahren Erfahrung mit dem Welterbe-Status. Für private Hausbesitzer habe das keine Konsequenzen, sagt Germer. Auch in Niedersachsen sei das Denkmalgesetz maßgebend.

Gibt sich die Unesco mit regionalen Regeln zufrieden?

Das kommt darauf an. Natürlich stehe man unter besonderer Beobachtung, sagt Klaus Germer aus Goslar. Die Stadt hat auf freiwilliger Basis in den vergangenen Jahren detaillierte Vorgaben erarbeitet, wie Altstadtgebäude zu erhalten sind. Das geht von der Wahl der Farben über Vorgaben zu Fenstern und Türen bis zur Deckung der Dächer. Auf solche Dinge achtet der sächsische Denkmalschutz allerdings auch.

Wann kann es kritisch werden für den Unesco-Status?

Schwierig wird es, wenn der Blick aufs große Ganze getrübt wird. Das beträfe beim Umgebindeland das Erscheinungsbild in der Landschaft. Klaus Germer verweist darauf, dass die Unesco-Kommission Wert auf sogenannte Pufferzonen legt. Das heißt beispielsweise, der Blick von außen aufs Umgebindeland und aus dem Umgebindeland heraus dürfte nicht durch Neubauten getrübt werden, die nicht zur Volksbauweise passen.

Was sagt die Unesco selbst

zu den Schutzkriterien?

Dieter Offenhäußer, Sprecher der deutschen Unesco-Kommission, betont, dass das Umgebindeland mit dem Welterbestatus große internationale Aufmerksamkeit von Denkmalschützern erhalten würde. Er geht aber nicht davon aus, dass im Nachhinein schärfere Regeln für den Umgang mit den einzelnen Gebäuden entstehen. Vielmehr werde im Vorfeld geprüft, inwieweit die bestehenden Denkmalschutzregeln die mögliche Welterbestätte schützen. Die Pufferzone werde für jeden Einzelfall festgelegt.

Lockt der Welterbestatus mehr Touristen an?

Ja, sagt Helena Galanakis von der Goslar Marketing GmbH, auch wenn sie dies nicht mit Zahlen belegen kann. Der Unesco-Status sei aber ein Alleinstellungsmerkmal, das vor allem Kulturbegeisterte anziehe. Die Stadt setzt das Logo auf jedes Plakat und jeden Handzettel und wirbt auch im Internet damit: Entdecken Sie ein Weltkulturerbe.

Wie lässt sich der Status konkret nutzen?

Die Stadt Goslar veranstaltet jährlich einen Welterbetag, an dem Touristen die mehr als 1000-jährige Geschichte ganz besonders authentisch erleben können – in etwa ähnlich dem Umgebindehaustag, der sich in der Oberlausitz bereits etabliert hat. Deutlich mehr als eine Million Tagestouristen kommen jährlich in die Welterbestadt, sagt Sprecherin Galanakis. Und auch finanziell helfe das Prädikat, sagt sie. Etwa, wenn es um das Beantragen von Fördermitteln beim Denkmalschutz geht. So sei in Goslar aktuell die Sanierung des Rathauses möglich geworden

Was sagt der Unesco-Ort Obercunnersdorf?

Das Umgebindedorf ist seit 1984 Unesco-Denkmalort. Bürgermeister Heinrich Huschebeck steht voll hinter der Umgebindeland-Bewerbung. „Ich unterstütze das uneingeschränkt“, sagt er. Ein Erfolg bringe internationale Aufmerksamkeit. An finanzielle Hilfen glaubt er allerdings nicht. Auch sein Ort arbeitet jetzt verstärkt daran, an den meist durchreisenden Touristen mehr Geld zu verdienen.

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